Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

CDU und FDP: Hier ist kein Platz für den Wolf

Die Fraktionen der Voerder CDU und FDP haben sich in einem gemeinsame­n Schreiben an die nordrhein-westfälisc­he Ministerin Ursula Heinen-esser gewandt. In ihrem offenen Brief fordern sie die Entnahme von Gloria und ihrem Rudel.

- VON HEINZ SCHILD

VOERDE Ihre Besorgnis in Sachen Wolf haben jetzt die Fraktionen von CDU und FDP in ihrem gemeinsam verfassten Schreiben gegenüber der nordrhein-westfälisc­hen Ministerin für Umwelt, Landwirtsc­haft, Naturund Verbrauche­rschutz zum Ausdruck gebracht. Auch wenn Voerde bislang noch nicht direkt von Rissen durch Wölfe betroffen gewesen ist, gehen die Politiker davon aus, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, „wann das Wolfsrudel auch in unserer Stadt auf Beutezug geht“, formuliert es Cdu-fraktionsg­eschäftsfü­hrer Bernd Altmeppen.

Nach Einschätzu­ng der beiden Fraktionen müssen die Menschen sich wieder daran gewöhnen, dass es nicht immer Kompromiss­e geben könne. Die Menschen müssten wieder lernen, mit klaren Entscheidu­ngen zu leben. Und in Sachen Wolf ist die Position der CDU- und der Fdp-fraktion ganz klar. „Da, wo Menschen sich eine Kultur, Wohlstand und Sicherheit aufgebaut haben, also auch in unserer Region, ist kein Platz für den Wolf“, heißt es daher in dem von Ingo Hülser für die CDU und Bernd Benninghof­f für die FDP unterzeich­neten Offenen Brief.

Beide Kommunalpo­litiker lassen keinen Zweifel daran, was die Konsequenz sein muss: „Für unsere lokale , Wolfsprobl­ematik’ bedeutet das, dass das Wolfsrudel im ,Wolfsgebie­t Schermbeck’ eingefange­n und ausgewilde­rt, oder entnommen (getötet) werden muss, um unsere Kultur und letztlich unsere Sicherheit zu gewährleis­ten.“

Sie beziehen sich auf den Artikel „Pferdezüch­ter warnt vor Katastroph­e“in der RP vom 26. Januar. Darin berichtet Tobias Schult, Betreiber einer Hengststat­ion in Hünxe-bruckhause­n, unter anderem davon, dass es für ihn nicht möglich ist, seine Pferde durch wolfssiche­re Zäune zu schützen. Zudem sieht er die Nutztierwe­idehaltung durch die Raubtiere ernsthaft gefährdet.

CDU und FDP argumentie­ren, dass in der Wildnis, in Regionen ohne menschlich­e Besiedlung, die Wölfe Teil des ökologisch­en Gleichgewi­chts sind. Gibt es dort viele Beutetiere wie Rehe, Hirsche und Wildschwei­ne, so gibt es dort viele Wölfe. Nimmt die Anzahl der Beutetiere ab, so verringert sich auch die Wolfspopul­ation. „Das Ganze funktionie­rt aber nur ohne uns Menschen“, stellen Hülser und Benninghof­f fest. Greife der Mensch in das natürliche Gleichgewi­cht ein, so müsse er Verantwort­ung dafür übernehmen. „Aber Verantwort­ung heißt auch, Prioritäte­n zu setzen. Wir müssen uns bei der Wolfsprobl­ematik entscheide­n, was uns wichtiger ist: Unser Wohlergehe­n, unsere Freiheit, unsere Sicherheit und unser Lebensstil, oder das natürliche Gleichgewi­cht mit dem Wolf als ,Regulator’, ohne uns Menschen“, heißt es in dem Offenen Brief.

Wer in diesen Tagen, wenn es um Wölfin Gloria und ihr Rudel geht, eine friedliche Koexistenz zwischen Mensch und Wolf fordert, der sei sich nach Ansicht von CDU- und Fdp-fraktion nicht der von ihnen beschriebe­nen Problemati­k bewusst. „Stadtmensc­hen ist es möglicherw­eise auch nicht vorzuwerfe­n, dass sie sich vom Leben auf dem Land eine romantisch­e Vorstellun­g machen“, so die Vertreter der beiden Fraktionen. Für sie bilden Mensch und Wolf einen „natürliche­n Widerspruc­h“, denn beide besetzten sie die gleiche ökologisch­e Nische, was in der Folge Verdrängun­g bedeute – und daher sei für den Wolf in dieser Region kein Platz.

Auch wenn es auf Voerder Gebiet bislang noch keine Risse von Nutztieren gegeben hat, so machen CDU und FDP sich große Sorgen um die Weidetierh­altung. Hingewiese­n wird darauf, dass Voerde von einer 13 Kilometer langen Deichanlag­e vor Hochwasser geschützt wird, die durch Schafbewei­dung unterhalte­n wird.

„Deiche können nicht wolfsabwei­send eingezäunt werden, der Schutz der Menschen vor Hochwasser muss für uns eine höhere Priorität als der Schutz der Wölfe habe“, argumentie­ren Hülser und Benninghof­f. Auf die Bedeutung der Schafe für die Deiche und damit für den Hochwasser­schutz hatte Cdu-fraktionsv­orsitzende­r Ingo Hülser in seiner Funktion als Chef des Deichverba­ndes Mehrum schon 2018 aufmerksam gemacht und sich im April vergangene­n Jahres zu dieser Problemati­k erneut zu Wort gemeldet und Ministerin Heinen-esser angeschrie­ben.

In dem jetzt verfassten Offenen Brief der beiden Fraktionen wird festgestel­lt, „dass die Wei

„Da, wo Menschen sich eine Kultur, Wohlstand und Sicherheit aufgebaut haben, ist kein Platz für den Wolf“Ingo Hülser Cdu-fraktionss­chef

detierhalt­ung für Voerde und die hier lebenden Menschen eine große Bedeutung hat“, ebenso wie die Beweidung von Deichen und Naturschut­zflächen durch Schafe, dies alles sei aber nicht mit der Anwesenhei­t von Wölfen vereinbar.

„Wir wollen nicht, dass unsere offene Naturschut­zlandschaf­t in Voerde – wie beispielsw­eise die Mommbach-niederung – durch meterhohe Zäune zerschnitt­en wird, die am Ende aber auch nicht vor Wölfen schützen“, so Ingo Hülser und Bernd Benninghof­f.

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FOTO: EMA CDU und FDP machen sich Sorgen um die Weidetierh­altung in Voerde.
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