Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
CDU und FDP: Hier ist kein Platz für den Wolf
Die Fraktionen der Voerder CDU und FDP haben sich in einem gemeinsamen Schreiben an die nordrhein-westfälische Ministerin Ursula Heinen-esser gewandt. In ihrem offenen Brief fordern sie die Entnahme von Gloria und ihrem Rudel.
VOERDE Ihre Besorgnis in Sachen Wolf haben jetzt die Fraktionen von CDU und FDP in ihrem gemeinsam verfassten Schreiben gegenüber der nordrhein-westfälischen Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft, Naturund Verbraucherschutz zum Ausdruck gebracht. Auch wenn Voerde bislang noch nicht direkt von Rissen durch Wölfe betroffen gewesen ist, gehen die Politiker davon aus, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, „wann das Wolfsrudel auch in unserer Stadt auf Beutezug geht“, formuliert es Cdu-fraktionsgeschäftsführer Bernd Altmeppen.
Nach Einschätzung der beiden Fraktionen müssen die Menschen sich wieder daran gewöhnen, dass es nicht immer Kompromisse geben könne. Die Menschen müssten wieder lernen, mit klaren Entscheidungen zu leben. Und in Sachen Wolf ist die Position der CDU- und der Fdp-fraktion ganz klar. „Da, wo Menschen sich eine Kultur, Wohlstand und Sicherheit aufgebaut haben, also auch in unserer Region, ist kein Platz für den Wolf“, heißt es daher in dem von Ingo Hülser für die CDU und Bernd Benninghoff für die FDP unterzeichneten Offenen Brief.
Beide Kommunalpolitiker lassen keinen Zweifel daran, was die Konsequenz sein muss: „Für unsere lokale , Wolfsproblematik’ bedeutet das, dass das Wolfsrudel im ,Wolfsgebiet Schermbeck’ eingefangen und ausgewildert, oder entnommen (getötet) werden muss, um unsere Kultur und letztlich unsere Sicherheit zu gewährleisten.“
Sie beziehen sich auf den Artikel „Pferdezüchter warnt vor Katastrophe“in der RP vom 26. Januar. Darin berichtet Tobias Schult, Betreiber einer Hengststation in Hünxe-bruckhausen, unter anderem davon, dass es für ihn nicht möglich ist, seine Pferde durch wolfssichere Zäune zu schützen. Zudem sieht er die Nutztierweidehaltung durch die Raubtiere ernsthaft gefährdet.
CDU und FDP argumentieren, dass in der Wildnis, in Regionen ohne menschliche Besiedlung, die Wölfe Teil des ökologischen Gleichgewichts sind. Gibt es dort viele Beutetiere wie Rehe, Hirsche und Wildschweine, so gibt es dort viele Wölfe. Nimmt die Anzahl der Beutetiere ab, so verringert sich auch die Wolfspopulation. „Das Ganze funktioniert aber nur ohne uns Menschen“, stellen Hülser und Benninghoff fest. Greife der Mensch in das natürliche Gleichgewicht ein, so müsse er Verantwortung dafür übernehmen. „Aber Verantwortung heißt auch, Prioritäten zu setzen. Wir müssen uns bei der Wolfsproblematik entscheiden, was uns wichtiger ist: Unser Wohlergehen, unsere Freiheit, unsere Sicherheit und unser Lebensstil, oder das natürliche Gleichgewicht mit dem Wolf als ,Regulator’, ohne uns Menschen“, heißt es in dem Offenen Brief.
Wer in diesen Tagen, wenn es um Wölfin Gloria und ihr Rudel geht, eine friedliche Koexistenz zwischen Mensch und Wolf fordert, der sei sich nach Ansicht von CDU- und Fdp-fraktion nicht der von ihnen beschriebenen Problematik bewusst. „Stadtmenschen ist es möglicherweise auch nicht vorzuwerfen, dass sie sich vom Leben auf dem Land eine romantische Vorstellung machen“, so die Vertreter der beiden Fraktionen. Für sie bilden Mensch und Wolf einen „natürlichen Widerspruch“, denn beide besetzten sie die gleiche ökologische Nische, was in der Folge Verdrängung bedeute – und daher sei für den Wolf in dieser Region kein Platz.
Auch wenn es auf Voerder Gebiet bislang noch keine Risse von Nutztieren gegeben hat, so machen CDU und FDP sich große Sorgen um die Weidetierhaltung. Hingewiesen wird darauf, dass Voerde von einer 13 Kilometer langen Deichanlage vor Hochwasser geschützt wird, die durch Schafbeweidung unterhalten wird.
„Deiche können nicht wolfsabweisend eingezäunt werden, der Schutz der Menschen vor Hochwasser muss für uns eine höhere Priorität als der Schutz der Wölfe habe“, argumentieren Hülser und Benninghoff. Auf die Bedeutung der Schafe für die Deiche und damit für den Hochwasserschutz hatte Cdu-fraktionsvorsitzender Ingo Hülser in seiner Funktion als Chef des Deichverbandes Mehrum schon 2018 aufmerksam gemacht und sich im April vergangenen Jahres zu dieser Problematik erneut zu Wort gemeldet und Ministerin Heinen-esser angeschrieben.
In dem jetzt verfassten Offenen Brief der beiden Fraktionen wird festgestellt, „dass die Wei
„Da, wo Menschen sich eine Kultur, Wohlstand und Sicherheit aufgebaut haben, ist kein Platz für den Wolf“Ingo Hülser Cdu-fraktionsschef
detierhaltung für Voerde und die hier lebenden Menschen eine große Bedeutung hat“, ebenso wie die Beweidung von Deichen und Naturschutzflächen durch Schafe, dies alles sei aber nicht mit der Anwesenheit von Wölfen vereinbar.
„Wir wollen nicht, dass unsere offene Naturschutzlandschaft in Voerde – wie beispielsweise die Mommbach-niederung – durch meterhohe Zäune zerschnitten wird, die am Ende aber auch nicht vor Wölfen schützen“, so Ingo Hülser und Bernd Benninghoff.