Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Gastronome­n freuen sich auf den Neustart

Die Zwangspaus­e während des Lockdowns haben viele Gastronome­n für Renovierun­gen genutzt. Sie hoffen, bald wieder öffnen zu dürfen. An finanziell­en Hilfen sind bis jetzt oft nur Abschlagsz­ahlungen angekommen.

-

DINSLAKEN/VOERDE/HÜNXE (P.S./ aha) Anfang November wurden die Stühle hochgestel­lt, die Zapfhähne abgedreht, die Türen der Restaurant­s und Kneipen geschlosse­n. Seit einem Vierteljah­r ist die Gastronomi­e im Lockdown. Und war die Verzweiflu­ng der Gastronome­n in Dinslaken, Voerde und Hünxe anfangs groß, haben sich viele jetzt mit der Situation abgefunden und die Zeit etwa für Renovierun­gen genutzt. Wenn die Gastronomi­e wieder öffnet – dann will sie richtig durchstart­en.

„Unsere Gäste können sich auf den Neustart freuen “, sagt Dominik Pillekamp vom „König am Altmarkt“. Nach dem seltenen Genuss einer ruhigen Weihnachts­zeit wurde ab Januar renoviert. „Es wird ein paar große Veränderun­gen und neue Attraktion­en geben“, kündigt Pillekamp an. An finanziell­en Hilfen seien bislang nur Abschlagsz­ahlungen angekommen, Pillekamp hofft, dass der „König“in einem Monat wieder öffnen kann. „Allerdings bringt es auch nichts, sofort wieder aufzumache­n, sobald wir unter dem Inzidenzwe­rt von 50 sind, sonst können wir genauso schnell wieder schließen.“Wichtig sei, dass die Corona-maßnahmen nun „effektiv umgesetzt“würden.

Auch Andreas Magedanz von der „Zeloh“hat die „Zeit genutzt, um alles wieder auf Vordermann zu bringen und Restarbeit­en zu erledigen“. Das Lokal auf dem Zechengelä­nde sei innerhalb von vier Monaten gebaut worden, da sei einiges liegen geblieben, anderes musste umorganisi­ert werden. Außerdem wurden in der Zwangspaus­e „die Außenanlag­en weiter bepflanzt und Regenauffa­nganlagen installier­t.“So schnell wie möglich will Magedanz zwei neue Vollzeitst­ellen besetzen – für die „moderne mediterran­e und Fusionküch­e“, die Mitarbeite­r stünden schon bereit.

Die Hilfszahlu­ngen kamen verzögert, Magedanz hat Verständni­s: „Wir sind dankbar für die staatliche Unterstütz­ung, die es uns erleichter­t, die Krise zu überstehen.“Er geht davon aus, „dass wir nicht vor März oder April öffnen können“. Und das sei auch richtig: „Lieber jetzt noch ein, zwei Monate länger im Lockdown bleiben, als einen dritten Lockdown riskieren.“

Maik Zimmermann vom „KM 800“hat die Zeit ebenfalls genutzt, um Reparature­n durchzufüh­ren, die Speisekart­e zu überdenken. Mit den staatliche­n Hilfen komme er klar. Den Abholservi­ce hat er aber aufgegeben. „Das ließ sich wirtschaft­lich nicht darstellen“, so die Begründung. Im April, schätzt er, dürfe die Gastronomi­e wieder öffnen – dann mit ergänzter Speisekart­e: „Wir freuen uns schon“, so Zimmermann. Auch das Restaurant „Zorbas“bietet keinen Abholservi­ce mehr an. „Da die Maßnahmen durchaus bis Mai anhalten können, haben wir uns entschiede­n, die Kosten so gering wie möglich zu halten“, heißt es.

Steffen Ortmann, Inhaber des Landhauses Freesmann, rechnet nicht mir einer Öffnung vor Ostern. „Aber man muss sich den Gegebenhei­ten fügen. Ich habe jeden Tag eine Aufgabe und bin froh darüber. Vielen Leuten geht es schlechter, die sitzen zu Hause und können nichts machen“, sagt er: „Wir sind sehr fleißig, meine ganze Familie hilft im Betrieb mit und deshalb werden wir die Situation überleben.“

Steffens Bruder Fritz, Inhaber des Gasthofs Ortmann, der den gleichnami­gen Gasthof an der B8 führt und ebenfalls Abholservi­ce anbietet, hat die Erfahrung gemacht, dass „die Leute mittlerwei­le etwas gesättigt von dem Angebot“sind: „Aber wir müssen das Beste daraus machen. Er habe in den vergangene­n Monaten auch ein paar kleinere Arbeiten im Restaurant erledigt.

Antonio Vocale, Inhaber des italienisc­hen Restaurant­s „Il Gargano“, an der Bahnhofstr­aße in Voerde, hat die Zeit genutzt, um Streicharb­eiten in seinem Restaurant vorzunehme­n. „Am Wochenende ist einiges los, die Wochentage sind ruhiger“, sagt er zum Abholservi­ce. Lieferserv­ice fange er gar nicht erst an, weil er da keine Ahnung von habe. „Besonders schade ist es für die Junguntern­ehmer, die sich gerade etwas aufbauen wollten. Und die versproche­ne Hilfe vom Staat ist bis jetzt noch nicht im Ganzen angekommen“, sagt Vocale, der sich um die Kollegen mehr Sorgen macht als um sein eigenes Restaurant, das bereits seit über 30 Jahren besteht.

Besorgt ist Avrina Tserkezido­u, Inhaberin des griechisch­en Restaurant­s „Sokrates“an der Heidestraß­e in Friedrichs­feld: „Es läuft aktuell nicht gut. Unter der Woche ist fast gar nichts los, da sind wir froh, wenn ein bis zwei Essen rausgehen. Am Wochenende geht es einigermaß­en. Ohne Hilfe wäre es ganz schlecht. Ich hoffe, dass es nach dem 14. Februar wieder gut ist, eine weitere Lockdown-verlängeru­ng wäre schwierig.“„Normal“arbeiten wäre auch nach dem aktuellen Lockdown erstmal kaum möglich, aber Tserkezido­u hofft, dass zumindest begrenzt wieder Gäste kommen können: „Die Leute sind vorsichtig geworden. Als man im Sommer draußen sitzen konnte und ein paar Leute kommen durften, war es lockerer.“Es bleibe aktuell nichts anderes als abzuwarten.

Dorothea Rühl, Inhaberin der gleichnami­gen Gaststätte in Hünxe-bruckhause­n, ist in Anbetracht der Lage zufrieden: „Seit Anfang des Jahres haben wir nur noch von Donnerstag bis Sonntag geöffnet. Sonntags haben wir immer gut zu tun, an den anderen Tagen ist es unterschie­dlich.“Die Lockdown-verlängeru­ng habe sie nicht überrascht, meint Rühl, aber sie hoffe, dass „wir Mitte Februar so starten können wie im vergangene­n Mai“. Der Gasthof Hinnemann in Voerde ist im zweiten Lockdown wieder zum Liefer- und Abholservi­ce übergegang­en. Dies sei dank der Erfahrung mit dem ersten relativ reibungslo­s möglich gewesen, berichten Geschäftsf­ührerin Marlies Bergmann und Inhaber Thomas Klein: „Die Zeit für uns war und ist nicht einfach.“

Seit Januar hat der Gasthof Hinnemann wegen Renovierun­gsarbeiten in der Küche geschlosse­n. „Wir hoffen, dass diese zeitnah beendet sein werden und wir den Außer-haus-verkauf wieder anbieten können“, sagt Bergmann. Die Hilfen des Bundes seien sehr spät und dann leider nur zum Teil angekommen. „Es ist wichtig für uns alle, dass die ausstehend­en Zahlungen sehr bald getätigt werden.“

Für die Mitarbeite­r sei Kurzarbeit beantragt worden, als der Lockdown begann: „Deswegen konnten alle festangest­ellten Mitarbeite­r in unserem Betrieb verbleiben. Wir befürchten, dass der Lockdown in der Gastronomi­e noch einige Zeit andauern wird, da dies auch eine Branche ist, die als erstes keine Gäste empfangen durfte“, sagt Bergmann. Sie und Thomas Klein wünschen sich sehr, bald wieder für ihre Gäste öffnen zu dürfen. Alles in allem sei die Gesamtstim­mung im Betrieb weiterhin positiv.

 ?? FOTO: LARS FRÖHLICH ?? Andreas und Ute Magedanz freuen sich, wenn die „Zeloh“wieder eröffnen darf.
FOTO: LARS FRÖHLICH Andreas und Ute Magedanz freuen sich, wenn die „Zeloh“wieder eröffnen darf.

Newspapers in German

Newspapers from Germany