Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Jeckes Treiben hinter Schaufensterglas
Sechs Mannequins grüßen die Rheinberger als Karnevalsprinz, Hofmarschall, Zeremonienmeister und Co. aus den Geschäften. Mit der Aktion wollen die Rhinberkse Jonges auch im Lockdown närrischen Frohsinn verbreiten.
RHEINBERG Es ist die Zeit, in der normalerweise eine Büttensitzung die nächste jagt und sich die Menschen auf närrische Umzüge freuen. Aber in der Corona-pandemie ist eben nichts mehr normal, und so musste auch die fünfte Jahreszeit ausfallen. Die Rhinberkse Jonges haben sich jetzt etwas einfallen lassen, um trotz des Lockdowns und leergefegter Innenstädte zumindest etwas närrischen Frohsinn in Rheinberg zu verbreiten. Unterstützt wurden sie dabei vom Stadtmarketing und ihrem Vereinskameraden Torsten Bache. Der Strickmodenfabrikant stellte den Karnevalisten sechs Schaufensterpuppen zur Verfügung, die vorübergehend ebenso ungewohnte wie jecke Kostüme gesteckt wurden.
Als Prinz, Hofmarschall, Zeremonienmeister oder Stadtwachensoldat zieren die Mannequins nun Rheinberger Geschäfte und laden so zu einem karnevalistischen Schaufensterbummel ein. „Wir wollten Präsenz zeigen, den Leuten sagen: Wir sind noch da und wir machen weiter Karneval“, erklärt Präsident Wolfgang Rams, dessen Ebenbild beim Optiker Schubert an der Gelderstraße bewundert werden kann. Die Kopien des närrischen Dreigestirns, bestehend aus Prinz Matthias Plugge, Zeremonienmeister Markus Becker und Hofmarschall Jan Gissing, sind in der Einhorn-apotheke ausgestellt.
Im Schuhhaus Tervooren lädt ein fröhlicher Stadtwachensoldat vorbeischlendernde Rheinberger zu einem spontanen „Helau“ein und die Zwillingsschwester von Goldköpfchen Charlotte Klippstein empfängt die Kunden der Sparkasse.
Für die Rhinberkse Jonges ist diese pfiffige Aktion natürlich nur ein kleiner Trost, gerade vor dem Hintergrund, dass in wenigen Wochen der Rosenmontagszug durch die Straßen der Stadt hätte ziehen sollen. „Wir haben zwar Geld und Arbeit gespart, aber es ist natürlich eine wunderschöne Tradition, an der wir gerne festgehalten hätten“, sagt Wolfgang Rams.
Im nächsten Jahr nachgeholt werden kann der Zug übrigens nicht, da dann der Kamp-lintforter Umzug planmäßig stattfinden soll. Ebenso schmerzhaft war die Absage der Büttensitzungen. Die Veranstaltungen, wie so viele andere in diesen Tagen, auf digitaler Ebene durchzuführen, ist laut Rams nicht möglich: „Die Büttenreden sind ja nur ein Teil. Eine solche Sitzung lebt natürlich auch von den Tanzdarbietungen, und wenn die einzelnen Gruppen sich nicht zu Proben treffen dürfen, sind Aufführungen einfach nicht möglich.“
Damit die Lachmuskeln der Narren nicht gänzlich erschlaffen, stellen die Rhinberkse Jonges demnächst die besten Ausschnitte aus der letzten Büttensitzung auf ihre Homepage. Da darf dann auch im heimischen Wohnzimmer kräftig mitgeschunkelt werden. Und weil die Hoffnung ja bekanntlich zuletzt stirbt, bleibt Prinz Matthias I., „Der Präsente” nicht nur weiter im Amt, sondern steht auch jederzeit bereit. „Sollte die Schutzverordnung es zulassen und es Nachfragen geben, wird der Prinz mit seinem Gefolge gerne Kindertagesstätten oder Pflegeheime besuchen“, verspricht Vizepräsident Lars Kisters, der davon überzeugt ist, dass die Rheinberger die nächste Session mit noch mehr Freude angehen werden.