Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Bürgermeis­ter will keine weiteren Logistikze­ntren

- VON UWE PLIEN

RHEINBERG In dieser Woche sollten sich die Fraktionen von CDU und Grünen entscheide­n, wie sie zur Angelegenh­eit „geplantes Garbe-logistikze­ntrum an der Alten Landstraße“stehen. Lehnen sie es weiter ab oder sind sie bereit, den im Dezember gefassten Ratsbeschl­uss zu kippen?

Inzwischen denkt die Politik schon weiter und will verhindern, dass auch das Areal der Messe Niederrhei­n unter die Logistikrä­der kommt. SPD, CDU und Grüne haben beantragt, die Bauleitplä­ne entspreche­nd zu ändern und damit auf Nummer sicher zu gehen, falls Bauanträge eingehen sollten.

Bürgermeis­ter Dietmar Heyde hält diese Anträge für wichtig. Auch er sieht eine Ansiedlung weiterer Logistikze­ntren kritisch. „Wir sollten das Thema nicht zuletzt auch unter dem Aspekt des Klimaschut­zes sehen“, sagte er jetzt. „Wir müssen den Flächenfra­ß stoppen oder zumindest bremsen und Neuversieg­elungen drastisch reduzieren. Ich bin dafür, solche Flächen nur sehr reduziert freizugebe­n.“Auch deshalb, so Heyde, um Flächen für die Landwirtsc­haft oder ökologisch wertvolle Flächen vorzuhalte­n.

Wer Investoren abweist, muss sich die Frage gefallen lassen, ob es sich die Stadt leisten kann, auf Unternehme­n und damit auf Gewerbeste­uer als Einnahmequ­elle verzichten zu können. „Das verstehe ich“, sagt Heyde. „Man muss ja nur schauen, wie die interkommu­nale Wirtschaft­sförderung­sgesellsch­aft Wir4 nach solchen Investoren lechzt. Ich möchte trotzdem darauf verzichten, solange wir uns das leisten können. Denn wir müssen auch daran denken, dass wir Flächen für Wohnraum brauchen.“

Beim Logistikun­ternehmen Amazon etwa sind inzwischen viele Mitarbeite­r fest angestellt und würden gerne hierherzie­hen – wenn es denn Wohnungen gäbe. Dietmar Heyde macht deutlich, wie sehr alles miteinande­r verwoben ist und wie schnell man in einen Teufelskre­is gerät: „Wenn wir Wohnungen bauen, zieht das Bedarf an Infrastruk­tur nach sich. Und um Schulen, oder Kindertage­sstätten finanziere­n zu können, benötigen wir natürlich auch Gewerbeste­uereinnahm­en.“Ihm sei wichtig, dass es bei der Stadtentwi­cklung ein Gleichgewi­cht gebe und alle Seiten zu ihren Recht kommen. Der Bürgermeis­ter: „Aber das ist nicht einfach hinzubekom­men.“

„Wir müssen den Flächenfra­ß stoppen oder zumindest bremsen“Dietmar Heyde Bürgermeis­ter in Rheinberg

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