Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Damit der Karneval nicht ganz ausfällt
Die Narren lassen sich vom Coronavirus nicht unterkriegen. Da Veranstaltungen mit vielen Teilnehmern wegen der Pandemie nicht möglich sind, haben sie alternative Angebote entwickelt, damit doch noch etwas gefeiert werden kann.
Die Narren lassen sich vom Coronavirus nicht unterkriegen. Da Präsenzveranstaltungen nicht möglich sind, erproben sie Neues.
DINSLAKEN/VOERDE/HÜNXE/WALSUM Die Karnevalsvereine aus Dinslaken und Voerde haben sich zusammengeschlossen und veranstalten diesmal einen virtuellen Karnevalszug, da der traditionelle Tulpensonntagsumzug in Voerde Corona-bedingt in diesem Jahr nicht stattfindet. Aber auch andere Karnevalsgemeinschaften haben sich etwas einfallen lassen, damit Karneval irgendwie doch stattfindet und nicht ganz ausfällt. Deshalb plant Michael Wefelnberg, Vorsitzender des Karnevalsvereins Jeck in Hünx für Rosenmontag eine „Karnevalssitzung als Videokonferenz“, wie er ankündigte. Es könnten beispielsweise Büttenreden gehalten, Witze erzählt und auch Karnevalslieder gesungen werden, ohne dass man sich dazu an einem Ort treffen müsse. „Wir müssen Mittel und Wege finden, uns in dieser schwierigen Zeit nicht aus den Augen zu verlieren“, so der Vereinsvorsitzende. Diese närrische Videokonferenz soll allerdings nur für Vereinsmitglieder zugänglich sein.
Anneliese Giersch vom Quartiersmanagement für die Gemeinde Hünxe hat eine Bürgeridee von Ingrid Meyer und Verena Albrecht aufgegriffen und ruft dazu auf, Hünxe Rosenmontag zur närrischen Zone zu erklären, damit „Karneval mit Abstand“stattfinden kann. Die Hünxer sollen ihre Eingangstüren sowie Fenster karnevalistisch schmücken und Schüsseln mit Süßigkeiten vor die Türen stellen. „Die Kinder können dann von 13 bis 17 Uhr verkleidet von Haus zu Haus gehen und Süßigkeiten sammeln – natürlich alles mit Abstand“, so die Idee der Quartiersmanagerin. Sie ist überzeugt, dass sich die kleinen Karnevalisten riesig darüber freuen werden, so wäre Karneval für die Kinder auch in Zeiten von Corona erlebbar und sie hätten Spaß.
Die Karnevalsgesellschaft GrünWeiss Walsum geht virtuelle Wege. „Wir sind im Moment dabei, aus unserer letzten Session ein paar Filme zusammenzustellen, die wir dann auf unsere Website bringen wollen“, sagt Udo Winnekendonk vom Verein. „So dass unser Publikum ein bisschen zu Hause feiern kann – jeder für sich auf der Couch im Wohnzimmer.“Am Karnevalswochenende sollen die Beiträge über die Homepage des Vereins abrufbar sein. Außerdem wollen die Närrinnen und Narren aus dem Material eine Mischung speziell für Altenund Pflegeheime zusammenstellen. Die haben die Mitglieder nämlich sonst immer bei einer Rundreise besucht. Ersatzweise gibt es also Videos mit Musik und Tanz. „Da werden wir unsere Kinder und den Nachwuchs in den Vordergrund stellen. Den alten Menschen geht wirklich das Herz auf, wenn die sehen, wie die Kleinen tanzen“, sagt Winnekendonk.
Alle „analogen“Veranstaltungen und Pläne sind abgesagt. Das letzte, was die Mitglieder der KG GrünWeß Walsum im vergangenen Jahr noch gemeinsam machen konnten, war eine Fahrradtour im Spätsommer. Jetzt gibt es Kontakte nur nur per Telefon, online oder per E-mail. Die junge Leute der Tanzgruppen
schicken sich Videos mit einsam erdachten Vorschlägen für Choreografien. Auf Dauer schlägt die Situation auf das närrischste Gemüt. „Es ist schon eine große Traurigkeit da, weil das gesamte Vereinsleben brachliegt“, sagt Udo Winnenkendonk. „Es fehlt was.“
Die Voerder Möhnen trotzen dem Coronavirus. Traditionell findet der Möhneball der kfd St. Paulus immer am Mittwoch vor Altweiber in der der Freizeitanlage in Möllen vor etwa 220 Zuschauerinnen statt.
Diesmal fällt dieses Fest der närrischen Weiber aus. „Aber ganz ohne ihre Veranstaltung können die Möhnen auch in diesem Jahr nicht sein, zumal es Anfragen gegeben hat, ob man den Möhneball nicht auch anders gestalten kann.“, wie Markus Gehling von der katholischen Kirchengemeinde berichtet. Und so wird nun ab Mittwoch, 10. Februar, ab 16.11 Uhr auf dem Youtube-kanal der Kirchengemeinde St. Paulus zum ersten Mal der Möhneball als Video zu sehen sein.
Das sonst etwa vier Stunden dauernde Programm ist auf eine Stunde gekürzt worden. Wie immer werden die Möhnen von DJ Werner und Clown Dirk Grah unterstützt. Die Seelsorger aus der Gemeinde St. Paulus sind mit einem kleinen Beitrag dabei. Es gibt eine Büttenrede aus dem Paulushaus und Sketche, gedreht im gemütlichen Zuhause, setzen das Programm fort. Für ausgelassene Stimmung sorgen Musik- und Tanzeinlagen aus der letzten Möhneball-sitzung. Der kleine jecke Chor singt -– natürlich Corona-konform – ein Lied vor vier verschiedenen Wahrzeichen der Stadt. Zum Abschluss des Programms laden die Möhnen zum Mittanzen vor den Bildschirmen ein. „Mit diesem digitalen Programm wollen die Möhnen ein buntes Zeichen der Lebensfreude in diesen Zeiten setzen“, so Markus Gehling. Am virtuellen Voerder Karnevalsumzug am Tulpensonntag nehmen die Möhnen der kfd mit einem Video und einem Interview teil.