Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
In der Pandemie täglich auf Streife
Als Polizeibeamter kontrolliert Heinrich-wilhelm Bannemann, ob die Weseler im Lockdown die Auflagen einhalten. Manche kennen die Regeln nicht.
WESEL (sz) Eine aktuelle Version der Corona-verordnung ist immer an Bord, wenn Heinrich-wilhelm Bannemann in den Streifenwagen steigt. Dass der Polizeihauptkommissar mal Pandemiestreife fahren würde, wer hätte das gedacht? Aber seit März 2020 ist der Bezirksbeamte nun auch mit der Aufgabe unterwegs, darauf zu achten, dass sich das Corona-virus nicht durch Fahrlässigkeit oder Vorsatz weiter verbreitet. „Wir sind auch im Sommer gefahren, als es Lockerungen gab“, sagt der 60-Jährige. „Seit Ende Oktober beziehungsweise Anfang November haben wir das wieder intensiviert“.
Kreisweit gibt es diese Streifen, von der Wache in Wesel aus koordiniert. „In den Fußgängerzonen, in denen Maskenpflicht herrscht, kontrollieren wir“, sagt der Weseler Polizist, der seit 43 Jahren im Dienst ist. „Es geht auch darum, dass die Bürger uns sehen und wissen, dass wir unseren Beitrag gegen die Pandemie leisten.“
Problematisch sind nicht die Schusseligen, die mit der Maske in der Tasche aus dem Auto steigen und in die Fußgängerzone gehen, um etwas zu besorgen. „Es gibt immer wieder Leute, die sich zu Partys verabreden“, sagt der Beamte. „Da wird ein Treffpunkt ausgemacht, ein Lagerfeuer angezündet um Unterhaltungen zu pflegen.“Sobald die Polizei auftaucht, rücken sie auseinander, setzen Masken auf. Ja, auch Streitgespräche gebe es, sagt er. „Wir geben uns Mühe, sachlich zu bleiben, wenn problematisch geantwortet wird“, beschreibt Bannemann Konfliktsituationen. Dann gibt es, ganz sachlich, ein Verwarngeld.
Da war diese Feier zum 50. Geburtstag, auf die er und ein Kollege eher zufällig aufmerksam geworden sind – außerhalb der Corona-streife. „Da war ein aufwendig geschmückter Garten mit Licht, eine Garage geschmückt.“Einige Gäste feierten bereits. Andere sahen die Polizei, fuhren vor, gratulierten – und trollten sich wieder.
Nicht immer muss die Polizei als Partykiller aktiv werden. „In der ersten Phase haben wir eine Hochzeitsgesellschaft am Lippeglacis gesehen“, erinnert er sich. „Das Brautpaar stand auf der Mitte der Straße. Die Gäste in weitem Abstand um sie herum und applaudierten.“Alles regelkonform und „eine schöne Darbietung“.
Die Polizei begleitet auch die Lieferung des Impfstoffs. „Wenn wir die Übergabetermine haben, reagieren wir“, sagt Bannemann. Es soll dadurch nicht möglich sein, den begehrten Stoff zu stehlen oder die Auslieferung in irgendeiner Form zu stören, betont die Polizei.
Bannemann selbst ist überwiegend in Wesel und Hamminkeln unterwegs. Meist begegnen die Menschen ihm und seinen Kollegen freundlich. „Die meisten akzeptieren die Regeln, aber einige kennen auch die aktuelle Verordnung nicht.“Sie wissen nicht, was aktuell gefordert ist – was kaum verwundert. Denn in manchen Phasen änderten sich die Regeln alle paar Tage. „Häufig reicht eine Erinnerung“, sagt Bannemann. „Wir sind da, um mit den Menschen zu sprechen.“
Regeln sind die eine Seite. Aber wie fühlen sich Polizisten damit, in Kontakt mit Menschen zu treten? „Wir können Kontakte nicht immer vermeiden“, sagt der Polizist. „Wir versuchen, Abstand zu halten. Aber man muss auch schonmal jemanden mitnehmen. Oder bei Unfällen: Wir haben ja die Pflicht, Verletzten zu helfen. Da wird das mit Maske und Abstand schwierig.“
Die Polizeibehörde hat einen Pandemiebeauftragten, es werde für ausreichen Desinfektionsmittel und Masken gesorgt. Auch gebe es die Möglichkeit zu Schnelltests, wenn sich jemand unsicher fühlt. Die Teams im Streifenwagen bleiben möglichst gleich – allein fährt niemand Streife. Zur Sicherheit.