Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Handball-saison ist nun offiziell beendet
Die Entscheidung des Verbandes Niederrhein kommt für die Trainer der hiesigen Vereine nicht überraschend. Für den Frauen-oberligisten HSG Hiesfeld/aldenrade ist eine eventuelle Aufstiegsrunde derzeit noch kein Thema.
Nach der Lockdown-verlängerung sorgt der Verband Niederrhein für Tatsachen. Es wird keine Auf- und Absteiger geben.
NIEDERRHEIN Nun ist es offiziell: Der Handball-verband Niederrhein hat die Saison im Seniorenbereich abgebrochen. „Das war bekanntlich der Inhalt des von uns bekanntgegebenen Beschlusses: Wird der Lockdown verlängert, dann wird die Saison abgebrochen“, so HVN-PRÄsident Ernst Wittgens. Der Verband sieht nun keine Möglichkeit mehr, bis zum Saisonende zumindest die Hinrunde zu beenden, so dass die Saison ohne Wertung beendet wird. Es gibt keine Auf- und Absteiger – zumindest offiziell.
Nachdem aber bereits Handball Nordrhein als für die Regionalliga zuständiger Verbund eine Abfrage gestartet hat, wer bereit wäre – falls es Corona-bedingt möglich wäre – an einer Aufstiegsrunde zur Dritten Liga oder an einem Ligapokal teilzunehmen, scheint eine Aufstiegsrunde der Hvn-oberligisten zumindest nicht unmöglich. „Einige
„Wenn man das große Ganze sieht, ist es die richtige Entscheidung“Jan Mittelsdorf Trainer des Verbandsligisten HSG Wesel
Oberligisten haben durch ihre Trainer diese Anfrage an uns gerichtet“, so Wittgens. „Fakt ist, dass die Saison im HVN abgebrochen ist und nicht gewertet wird. Zudem würde eine solche Runde auch rechtlich Fragen aufwerfen und es müsste ausreichend Zeit vorhanden sein. Wir werden diese Anfrage aber innerhalb des HVN thematisieren“, sagt Wittgens.
Michael Peter, Sportlicher Leiter des Frauen-oberligisten HSG Hiesfeld/aldenrade, sagt: „Wir haben uns an dieser Anfrage nicht beteiligt.“Das HSG-TEAM stand zum Zeitpunkt des Abbruchs mit 9:3-Punkten auf Platz zwei. „Sollte es ein solches Angebot vom Verband geben, werden wir intern darüber beraten“, so Peter, der aber nachschiebt: „Ich kann mir rein zeitlich nicht vorstellen, dass es möglich wäre. Ich halte das für Wunschdenken. Wir werden uns damit auseinandersetzen, wenn es eine entsprechende Nachricht des HVN dazu gibt.“Trainer Helmut Menzel positioniert sich aber klar dagegen: „Ich bin kein Freund davon, nach gerade mal vier, fünf oder sechs ausgetragenen Partien pro Verein eine Aufstiegsrunde auszutragen. Das macht für mich sportlich keinen Sinn.“
Das Männer-team der HSG Hiesfeld/aldenrade hatte als Tabellensechster nach fünf Spielen eine ausgeglichene Bilanz mit 5:5-Punkten. Dass nicht mehr Zähler hinzukommen, ist für Trainer Stephan Christ nach der jüngsten Entwicklung folgerichtig: „Der Saisonabbruch hat sich in den letzten fünf, sechs Wochen angedeutet. Ich denke, das ist in der aktuellen Situation die vernünftigste Entscheidung.“Er beschäftigt sich wie der Vorstand längst mit der Planung für die Saison 2021/22: „Wir haben uns bereits mit einigen Spielern unterhalten. Das Stammpersonal wird bleiben und wir erwarten auch noch einige Zugänge.“Letztere seien zwar noch nicht spruchreif, dennoch erwartet Christ, „dass wir eine ambitionierte Mannschaft stellen können, die in der Lage ist, im oberen Drittel der Tabelle mitzumischen“. Bisher steht fest, dass Torhüter Sören Hillig zum Regionalliga-nachbarn MTV Rheinwacht Dinslaken wechselt.
„Wenn man das große Ganze sieht, ist es die richtige Entscheidung. Jetzt haben wir immerhin Planungssicherheit“, sagt Jan Mittelsdorf den Abbruch der Spielzeit. Mit dem Verbandsligisten HSG Wesel hat der Trainer gerade mal vier von ursprünglich 23 geplanten Begegnungen absolviert. Für ihn hat sich dieses vorzeitige Saison-aus bereits „im Januar abgezeichnet“. Nun hofft der 41-Jährige auf die Saison 2021/22. „Es gilt jetzt, sich darauf zu konzentrieren“, sagt Mittelsdorf.
Zusammen mit Hsg-geschäftsführer und Co-trainer Michael Hillig wird er auch in der kommenden Spielzeit das Sagen in der ersten Mannschaft haben. In den nächsten zwei, drei Wochen sollen die personellen Planungen vorangetrieben werden. Nach dem Abbruch will die HSG die Gespräche mit den Spielern intensivieren.
Auch bei Lars Cox drehten sich seit Anfang des Jahres die Gedanken um einen wahrscheinlichen Abbruch. „Das hatte ich befürchtet. Aber anstelle des Verbandes hätte ich auch darauf gewartet, was jetzt von der Politik kommen“, sagt der Trainer des Bezirksliga-spitzenreiters SV Schermbeck. Dass sein Team nach dem freiwilligen Rückzug aus der Landesliga um die Chance der direkten Rückkehr gebracht wird, sei „sportlich für uns natürlich doof“.
Eine Hintertür in Sachen Aufstieg wäre Lars Cox deshalb sehr gelegen gekommen. „Ich hätte mir gewünscht, dass eine Aufstiegsrunde mit interessierten Teams ausgetragen würde“, sagt der 47-Jährige. Da dies jedoch nicht der Fall sein wird, geht es nun an die Planung für die neue Spielzeit, verbunden mit einer Hoffnung: „Dass es mit dem Impfstoff eine annähernd normale neue Saison gibt.“Und in der werde er nach jetzigen Stand weiterhin den SV Schermbeck coachen. Allerdings seien die Handballer „von einem normalen Saisonbetrieb noch ganz weit entfernt“. Er würde sich freuen, allein schon mal wieder trainieren zu können.
Andreas Maile ist von der Entwicklung wenig überrascht. „Wir nehmen es halt, wie es kommt. Aber der Abbruch war ja auch zu erwarten“, sagt er. Der Coach des Frauen-bezirksligisten SV Schermbeck betrachtet den Verzicht auf eine Wertung der abgebrochenen Spielzeit als „absolut richtig“. Für ihn heißt es auf ein Neues in der Saison 2021/22. „Ich mache weiter, wenn die Mädels mich noch wollen“, so Maile. Bis jetzt habe er nichts Gegenteiliges aus den Reihen seiner Schermbecker Handballerinnen gehört.
Für Tobias Weidemann, Trainer des Frauenhandball-bezirksligisten BW Dingden kommt die Entscheidung des Verbandes alles andere als überraschend. „Vielleicht sollte ich Lotto spielen, denn es ist das eingetroffen, womit ich schon vor Monaten gerechnet hatte“, sagt der Coach des Tabellenführers. Er finde das nun beschlossene Szenario gut. „Vor allem, dass nun Nägel mit Köpfen gemacht wurde, ohne noch auf weitere Signale der Politik zu warten.“
Auch den Verzicht auf eine Wertung der abgebrochenen Spielzeit begrüßt Tobias Weidemann. „Sonst wären wir ja aufgestiegen, das wollen wir aber gar nicht“, so der 32-Jährige, dessen Team mit fünf Siegen aus ebenso vielen Begegnungen bei einer Quotientenregelung vorne läge. So bleibt es also bei der Bezirksliga und auch weiterhin mit Tobias Weidemann an der Seitenlinie. Irgendwelche Vorgaben, um sich fit zu halten, damit will er seine Spielerinnen nicht beglücken. „Von Trainingsplänen halte ich gar nichts. Wer Bock hat, der kann sich fit halten. Aber es gibt ja noch gar kein konkretes Ziel“, so Weidemann. Bis zu einem möglichen Saisonstart im September seien es schließlich noch fast acht Monate.
Jörg Laufenburg, Pressewart der Männer-mannschaft (Bezirksliga) von BW Dingden, kann mit dem vorzeitigen Saisonaus ebenfalls gut leben. „Die Entscheidung ist vollkommen richtig, man hätte sie sogar noch eher treffen können“, sagt er. Zudem sieht Laufenburg es auch als „absolut fair an, die Spielzeit nicht zu werten“. In der neuen Saison betreut Rolf Koßmann weiterhin das BWD-TEAM. Ein wenig Bedenken hegt Rolf Laufenburg beim Blick auf die irgendwann wieder erlaubte Aufnahme des Trainings. „Da müssen wir mal gucken, wer so alles zum Training kommt – hoffentlich sind es alle.“