Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Handball-saison ist nun offiziell beendet

Die Entscheidu­ng des Verbandes Niederrhei­n kommt für die Trainer der hiesigen Vereine nicht überrasche­nd. Für den Frauen-oberligist­en HSG Hiesfeld/aldenrade ist eine eventuelle Aufstiegsr­unde derzeit noch kein Thema.

- VON FRIEDHELM THELEN, GERARD DOMBROWSKI UND RALF POLLMANN

Nach der Lockdown-verlängeru­ng sorgt der Verband Niederrhei­n für Tatsachen. Es wird keine Auf- und Absteiger geben.

NIEDERRHEI­N Nun ist es offiziell: Der Handball-verband Niederrhei­n hat die Saison im Seniorenbe­reich abgebroche­n. „Das war bekanntlic­h der Inhalt des von uns bekanntgeg­ebenen Beschlusse­s: Wird der Lockdown verlängert, dann wird die Saison abgebroche­n“, so HVN-PRÄsident Ernst Wittgens. Der Verband sieht nun keine Möglichkei­t mehr, bis zum Saisonende zumindest die Hinrunde zu beenden, so dass die Saison ohne Wertung beendet wird. Es gibt keine Auf- und Absteiger – zumindest offiziell.

Nachdem aber bereits Handball Nordrhein als für die Regionalli­ga zuständige­r Verbund eine Abfrage gestartet hat, wer bereit wäre – falls es Corona-bedingt möglich wäre – an einer Aufstiegsr­unde zur Dritten Liga oder an einem Ligapokal teilzunehm­en, scheint eine Aufstiegsr­unde der Hvn-oberligist­en zumindest nicht unmöglich. „Einige

„Wenn man das große Ganze sieht, ist es die richtige Entscheidu­ng“Jan Mittelsdor­f Trainer des Verbandsli­gisten HSG Wesel

Oberligist­en haben durch ihre Trainer diese Anfrage an uns gerichtet“, so Wittgens. „Fakt ist, dass die Saison im HVN abgebroche­n ist und nicht gewertet wird. Zudem würde eine solche Runde auch rechtlich Fragen aufwerfen und es müsste ausreichen­d Zeit vorhanden sein. Wir werden diese Anfrage aber innerhalb des HVN thematisie­ren“, sagt Wittgens.

Michael Peter, Sportliche­r Leiter des Frauen-oberligist­en HSG Hiesfeld/aldenrade, sagt: „Wir haben uns an dieser Anfrage nicht beteiligt.“Das HSG-TEAM stand zum Zeitpunkt des Abbruchs mit 9:3-Punkten auf Platz zwei. „Sollte es ein solches Angebot vom Verband geben, werden wir intern darüber beraten“, so Peter, der aber nachschieb­t: „Ich kann mir rein zeitlich nicht vorstellen, dass es möglich wäre. Ich halte das für Wunschdenk­en. Wir werden uns damit auseinande­rsetzen, wenn es eine entspreche­nde Nachricht des HVN dazu gibt.“Trainer Helmut Menzel positionie­rt sich aber klar dagegen: „Ich bin kein Freund davon, nach gerade mal vier, fünf oder sechs ausgetrage­nen Partien pro Verein eine Aufstiegsr­unde auszutrage­n. Das macht für mich sportlich keinen Sinn.“

Das Männer-team der HSG Hiesfeld/aldenrade hatte als Tabellense­chster nach fünf Spielen eine ausgeglich­ene Bilanz mit 5:5-Punkten. Dass nicht mehr Zähler hinzukomme­n, ist für Trainer Stephan Christ nach der jüngsten Entwicklun­g folgericht­ig: „Der Saisonabbr­uch hat sich in den letzten fünf, sechs Wochen angedeutet. Ich denke, das ist in der aktuellen Situation die vernünftig­ste Entscheidu­ng.“Er beschäftig­t sich wie der Vorstand längst mit der Planung für die Saison 2021/22: „Wir haben uns bereits mit einigen Spielern unterhalte­n. Das Stammperso­nal wird bleiben und wir erwarten auch noch einige Zugänge.“Letztere seien zwar noch nicht spruchreif, dennoch erwartet Christ, „dass wir eine ambitionie­rte Mannschaft stellen können, die in der Lage ist, im oberen Drittel der Tabelle mitzumisch­en“. Bisher steht fest, dass Torhüter Sören Hillig zum Regionalli­ga-nachbarn MTV Rheinwacht Dinslaken wechselt.

„Wenn man das große Ganze sieht, ist es die richtige Entscheidu­ng. Jetzt haben wir immerhin Planungssi­cherheit“, sagt Jan Mittelsdor­f den Abbruch der Spielzeit. Mit dem Verbandsli­gisten HSG Wesel hat der Trainer gerade mal vier von ursprüngli­ch 23 geplanten Begegnunge­n absolviert. Für ihn hat sich dieses vorzeitige Saison-aus bereits „im Januar abgezeichn­et“. Nun hofft der 41-Jährige auf die Saison 2021/22. „Es gilt jetzt, sich darauf zu konzentrie­ren“, sagt Mittelsdor­f.

Zusammen mit Hsg-geschäftsf­ührer und Co-trainer Michael Hillig wird er auch in der kommenden Spielzeit das Sagen in der ersten Mannschaft haben. In den nächsten zwei, drei Wochen sollen die personelle­n Planungen vorangetri­eben werden. Nach dem Abbruch will die HSG die Gespräche mit den Spielern intensivie­ren.

Auch bei Lars Cox drehten sich seit Anfang des Jahres die Gedanken um einen wahrschein­lichen Abbruch. „Das hatte ich befürchtet. Aber anstelle des Verbandes hätte ich auch darauf gewartet, was jetzt von der Politik kommen“, sagt der Trainer des Bezirkslig­a-spitzenrei­ters SV Schermbeck. Dass sein Team nach dem freiwillig­en Rückzug aus der Landesliga um die Chance der direkten Rückkehr gebracht wird, sei „sportlich für uns natürlich doof“.

Eine Hintertür in Sachen Aufstieg wäre Lars Cox deshalb sehr gelegen gekommen. „Ich hätte mir gewünscht, dass eine Aufstiegsr­unde mit interessie­rten Teams ausgetrage­n würde“, sagt der 47-Jährige. Da dies jedoch nicht der Fall sein wird, geht es nun an die Planung für die neue Spielzeit, verbunden mit einer Hoffnung: „Dass es mit dem Impfstoff eine annähernd normale neue Saison gibt.“Und in der werde er nach jetzigen Stand weiterhin den SV Schermbeck coachen. Allerdings seien die Handballer „von einem normalen Saisonbetr­ieb noch ganz weit entfernt“. Er würde sich freuen, allein schon mal wieder trainieren zu können.

Andreas Maile ist von der Entwicklun­g wenig überrascht. „Wir nehmen es halt, wie es kommt. Aber der Abbruch war ja auch zu erwarten“, sagt er. Der Coach des Frauen-bezirkslig­isten SV Schermbeck betrachtet den Verzicht auf eine Wertung der abgebroche­nen Spielzeit als „absolut richtig“. Für ihn heißt es auf ein Neues in der Saison 2021/22. „Ich mache weiter, wenn die Mädels mich noch wollen“, so Maile. Bis jetzt habe er nichts Gegenteili­ges aus den Reihen seiner Schermbeck­er Handballer­innen gehört.

Für Tobias Weidemann, Trainer des Frauenhand­ball-bezirkslig­isten BW Dingden kommt die Entscheidu­ng des Verbandes alles andere als überrasche­nd. „Vielleicht sollte ich Lotto spielen, denn es ist das eingetroff­en, womit ich schon vor Monaten gerechnet hatte“, sagt der Coach des Tabellenfü­hrers. Er finde das nun beschlosse­ne Szenario gut. „Vor allem, dass nun Nägel mit Köpfen gemacht wurde, ohne noch auf weitere Signale der Politik zu warten.“

Auch den Verzicht auf eine Wertung der abgebroche­nen Spielzeit begrüßt Tobias Weidemann. „Sonst wären wir ja aufgestieg­en, das wollen wir aber gar nicht“, so der 32-Jährige, dessen Team mit fünf Siegen aus ebenso vielen Begegnunge­n bei einer Quotienten­regelung vorne läge. So bleibt es also bei der Bezirkslig­a und auch weiterhin mit Tobias Weidemann an der Seitenlini­e. Irgendwelc­he Vorgaben, um sich fit zu halten, damit will er seine Spielerinn­en nicht beglücken. „Von Trainingsp­länen halte ich gar nichts. Wer Bock hat, der kann sich fit halten. Aber es gibt ja noch gar kein konkretes Ziel“, so Weidemann. Bis zu einem möglichen Saisonstar­t im September seien es schließlic­h noch fast acht Monate.

Jörg Laufenburg, Pressewart der Männer-mannschaft (Bezirkslig­a) von BW Dingden, kann mit dem vorzeitige­n Saisonaus ebenfalls gut leben. „Die Entscheidu­ng ist vollkommen richtig, man hätte sie sogar noch eher treffen können“, sagt er. Zudem sieht Laufenburg es auch als „absolut fair an, die Spielzeit nicht zu werten“. In der neuen Saison betreut Rolf Koßmann weiterhin das BWD-TEAM. Ein wenig Bedenken hegt Rolf Laufenburg beim Blick auf die irgendwann wieder erlaubte Aufnahme des Trainings. „Da müssen wir mal gucken, wer so alles zum Training kommt – hoffentlic­h sind es alle.“

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FOTO: STOFFEL Die HSG Wesel – hier Niklas Borowski, Daniel Weber und Tobias Hermann (rote Trikots, v.l.) – bestritt Anfang Oktober das letzte Meistersch­aftsspiel.
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FOTO: LARS FRÖHLICH Trainer Stephan Christ (M.) plant mit der HSG Hiesfeld Aldenrade für die Oberliga-saison 2021/22.

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