Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

GELD UND LEBEN Riskantes Spiel an der Börse

Drei Lehren aus dem Zug der jungen Akteure gegen die Wall-street-profis.

- Unser Autor leitet die Vermögensa­bteilung von HSBC Deutschlan­d in Düsseldorf. Er wechselt sich hier mit Ulrike Neyer und Justus Haucap ab.

Zu den wichtigste­n Trends in der Erwachsene­nbildung zählt die „Gamificati­on“– Lernen durch Spielen. Dieser Ansatz macht sich zunutze, dass wir Neues leichter aufnehmen, wenn wir mit dem Herzen dabei sind. Der Spaß beim Spielen öffnet uns auch für anspruchsv­olle Inhalte. Ganz witzig also, dass eine Gruppe von Geldanlege­rn jüngst ausgerechn­et mit Aktien von Gamestop ihre Lektionen lernen musste. Dabei haben sich viele Tausend – vor allem junge – Kleinanleg­er zum Kauf von Aktien eben dieses Videospiel­händlers verabredet, der seine beste Zeit wohl schon hinter sich hat. Neue Börsen-apps machen das Handeln mit Wertpapier­en so einfach, billig und niederschw­ellig wie nie zuvor. Warum also nicht mal gegen das vermeintli­che Establishm­ent der Wall Street wetten? Dort hatten Profis überwiegen­d eine Position gegen Gamestop eingenomme­n. Die Schwarmkäu­fe trieben also den Kurs der Aktie um mehrere Hundert Prozent in die Höhe und brachten damit die Wall Street ins Schwitzen. Nicht zuletzt aufgrund von Handelsbes­chränkunge­n seitens der neuen Broker ließ der Kaufschwun­g allerdings kurz darauf nach. Der Aktienkurs fand sich auf seinem Ausgangsni­veau wieder.

Lektion eins: Weder gute Absichten noch Entschloss­enheit hebeln die Grundgeset­ze der Wirtschaft aus – egal wie unsympathi­sch man diejenigen findet, die da recht behalten. Lektion zwei: Ein Kursanstie­g ohne Faktenbasi­s belegt nur das „Greater Fool“-prinzip, wer also der größere Trottel ist. Es geht demnach so lange aufwärts, wie sich jemand findet, der noch dümmer ist als der Käufer zuvor. Was umgekehrt bedeutet: Diejenigen, die die Gamestop-geschichte in Gang gesetzt haben, haben sich vermutlich sehr clever die Taschen gefüllt.

Lektion drei: An der Börse ist nichts kostenlos. Etwas spät haben die Mitläufer des Spiels gemerkt, dass die vermeintli­ch billigen Handy-app-broker eben auch nur eingeschrä­nkten Marktzugan­g bieten. Aber da die Erkenntnis spielerisc­h gereift ist, hält sie wohl umso länger: Erfolgreic­he Geldanlage geht anders.

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