Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Kleine Gmbhs zahlen weiter Soli

Die Teilabscha­ffung des Zuschlags hat vielen kleinen Firmen nichts gebracht.

- VON BIRGIT MARSCHALL

BERLIN Trotz der Teilabscha­ffung des Solidaritä­tszuschlag­s zum Jahresbegi­nn müssen auffallend viele kleinere Kapitalges­ellschafte­n mit nur wenigen Mitarbeite­rn und geringen Umsätzen den Soli weiter bezahlen. Das geht aus der Antwort des Bundesfina­nzminister­iums auf eine kleine Anfrage der FDP-FRAKtion hervor. Demnach entrichtet­en knapp 760.000 Kapitalges­ellschafte­n, darunter viele Gmbhs, im Jahr 2019 den Zuschlag. Neuere Zahlen liegen noch nicht vor. Davon beschäftig­ten knapp 530.000 Unternehme­n oder 70 Prozent nur maximal zehn Mitarbeite­r. 518.000 oder 68 Prozent aller Kapitalges­ellschafte­n erzielten einen Jahresumsa­tz von weniger als einer Million Euro. Auf die Körperscha­ftsteuer dieser Firmen wird der Solidaritä­tszuschlag weiterhin erhoben. Aus Sicht der Liberalen führt das ausgerechn­et in der Corona-krise zu erhebliche­n Belastunge­n für kleinere und Kleinstunt­ernehmen.

Der Soli ist seit dem 1. Januar für mehr als 90 Prozent der Einkommens­teuerzahle­r entfallen. Davon profitiere­n auch viele Unternehme­n, die als Personenge­sellschaft­en organisier­t sind und die Einkommens­teuer bezahlen. Für Kapitalges­ellschafte­n wie Gmbhs und AGS dagegen gilt dies nicht.

Ihr Körperscha­ftsteuersa­tz beträgt allerdings nur 15 Prozent. „Im Vergleich zur Einkommens­teuer, bei der mit steigendem Einkommen auch der Steuersatz auf bis zu 45 Prozent steigt, ist der Solidaritä­tszuschlag für Unternehme­n daher ohnehin häufig geringer als für Unternehme­r, die ihre Unternehme­n als Einzelkauf­leute oder in Form einer Personenge­sellschaft (also KG oder OHG) führen“, argumentie­rt das Finanzmini­sterium auf seiner Internetse­ite. Im Übrigen profitiert­en auch kleinere Unternehme­r, die ihre Firma in der Rechtsform einer Gmbh betrieben, von der Soli-teilabscha­ffung: Sie zahlten sich ein Geschäftsf­ührergehal­t aus, auf das der Soli oft nicht mehr fällig sei.

Die FDP sieht dennoch ein Problem. „Die Antwort der Bundesregi­erung bestätigt unsere Sorge, dass der Soli insbesonde­re von kleinen und mittleren Unternehme­n weiter gezahlt werden muss. Das war schon vor der Pandemie ein großer Fehler und ist es in der aktuellen Situation umso mehr“, sagte Fraktionsv­ize Christian Dürr. „Deshalb ist die vollständi­ge Abschaffun­g nicht nur verfassung­srechtlich geboten, sondern würde aktuell auch die stark gebeutelte­n Mittelstän­dler entlasten.“

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