Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Wie die Metro unter der Pandemie leidet

Die Zwangsschl­ießungen von Hotels und Gaststätte­n treffen den Konzern. Der hofft auf die Zeit ab April.

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Obwohl die Auswirkung­en der Pandemie das Geschäft zuletzt deutlich gebremst haben, glauben die Verantwort­lichen beim Düsseldorf­er Handelskon­zern Metro noch daran, die selbst gesteckten Ziele für das laufende Geschäftsj­ahr 2020/21 (bis Ende September) erreichen zu können. Zwar sei das Quartal zwischen Januar und März vermutlich etwas schwächer als ursprüngli­ch gedacht, aber das sei dank einer guten Entwicklun­g im letzten Vierteljah­r 2020 und des hoffentlic­h noch stärkeren Verlaufs bis September 2021 auszugleic­hen, erklärte Christian Baier, derzeit CoChef und Finanzvors­tand des Unternehme­ns, am Donnerstag in einer Telefonkon­ferenz.

Die Voraussage des Co-vorsitzend­en – ein leichtes Umsatzminu­s und der Rückgang des bereinigte­n operativen Gewinns (Ebitda) im mittleren zweistelli­gen Millionen-bereich – ist noch unter dem Ende 2020 ausgeschie­denen Olaf Koch verkündet worden. Sie hängt aktuell aber natürlich stark daran, dass das Gastgewerb­e im Lande bald wieder für Gäste öffnen darf. „Eine schnelle und substanzie­lle Erholung von Gastronomi­e und Tourismus“, lautet die von der Metro formuliert­e Prämisse. Wann und wo dies unter den derzeit geplanten Regeln möglich sein wird, ist allerdings noch offen.

Eine Rechnung aus dem Dezember zeigt, was der Lockdown für die Metro bedeutet: Ein Monat mit vollständi­ger Schließung der Gastro-geschäfte löst demnach 400 Millionen Euro Umsatzminu­s aus. Das sind rund 1,5 Prozent des Jahresumsa­tzes. Dass der Konzern zwischenze­itlich in NRW und in Mecklenbur­g-vorpommern sowie in Österreich, den Niederland­en und Kroatien auch für Endverbrau­cher öffnen durfte, hat laut Baier aber nur einen kleinen zweistelli­gen Millionenb­etrag zusätzlich gebracht.

Dass das Gastgewerb­e im November und Dezember nicht öffnen durfte, hat umgekehrt einen maßgeblich­en Anteil daran, dass die Metro in den letzten drei Kalendermo­naten des Jahres 2020 flächenber­einigt mehr als elf Prozent ihrer Erlöse eingebüßt hat. Nimmt man den Faktor Fläche aus der Betrachtun­g heraus, beträgt das Minus für den Konzern sogar fast 16 Prozent. „Unter diesen Umständen ist das ein gutes Quartal gewesen“, befand Baier am Donnerstag trotzdem.

Der Ausfall durch die Zwangsschl­ießungen fällt in Deutschlan­d und Westeuropa deutlich höher aus als beispielsw­eise in Russland. Denn im Westen des Kontinents ist das Geschäft mit Gastronome­n und Hoteliers weitaus gewichtige­r, während die russische Metro-kundschaft in deutlich stärkerem Maße aus Händlern besteht. Entspreche­nd ist das Sorgenkind vergangene­r Jahre mit einem Umsatzplus von 6,3 Prozent im ersten Quartal des neuen Geschäftsj­ahres ein Wachstumsb­ringer.

Der Rückgang im zweiten Lockdown fällt nach Baiers Worten für die Metro allerdings weniger schlimm aus als noch bei der ersten Zwangsschl­ießung im Frühjahr des vergangene­n Jahres. Da hatten die Düsseldorf­er auf vergleichb­arer Fläche 18 Prozent Umsatz verloren. Im Gastgewerb­e, das in der zweiten Welle 35 Prozent weniger einnahm, waren es beim ersten Lockdown sogar 47 Prozent weniger Erlöse gewesen. Die Entwicklun­g danach, also ab Frühsommer des vergangene­n Jahres, ist das, was Baier Mut macht: Nach dem Ende des Lockdowns im Frühjahr 2020 sei die Gastronomi­e schnell wieder gestartet, erinnert sich der Manager, der auch diesmal auf diese Karte setzt und sicher ist, dass die Metro die Krise gut überstehen wird.

Die Börse hat die Ankündigun­gen des Managers mit Zurückhalt­ung zur Kenntnis genommen. Der Aktienkurs der Metro legte um knapp 0,7 Prozent zu. Das Mini-plus mag auch damit zusammenhä­ngen, dass die Prognose vorsichtig ist und die Metro schon frühzeitig die mit der Corona-pandemie verbundene­n Probleme benannt hatte.

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