Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
So kommen die Karnevalisten durch die Corona-session
Der Carneval-ausschuss-wesel (CAW) und die Kolpingfamilie berichten, wie sie die seltsame Session während der Corona-pandemie erleben. Viele Traditionen müssen ausfallen. Was die Vereine dennoch auf die Beine stellen.
WESEL (tha) 11.11 Uhr, Korken knallen, Luftschlangen fliegen, der Sekt fließt in Strömen – „Heeelau!“. So würden es sich die Karnevalisten aus Wesel in diesen Tagen wünschen. Doch die Corona-pandemie und der harte Lockdown lassen Karneval in gewohnter Form nicht zu. Aber was machen die Jecken an diesen für sie heiligen Tagen?„im Karneval geht es ums Zusammenkommen. Das Homeoffice ist sozusagen karnevalsfeindlich“, sagt Winfried Letzner, Vizepräsident des Elferrats der Kolpingfamilie Wesel.
Der sonst so aktive Weseler Karnevalsverein konnte durch die Pandemie seine traditionelle große Kolping-sitzung nicht abhalten. Einzig der ganz kleine private Rahmen und die Sozialen Medien bleiben den Jecken, um zumindest etwas Karnevalsstimmung unter den Mitgliedern und in der gesamten Stadt aufkommen zu lassen.
„Karneval findet im Herzen statt, dazu braucht es nicht zwangsläufig große Veranstaltungen“, sagt André Nitsche, der Prinz des Carnevals-ausschusses Wesel (CAW). Er und seine Frau Susanne sind zwar offiziell noch nicht proklamiert, aber „irgendwie dann doch“das offizielle Prinzenpaar in diesem Jahr. Ausnahmsweise bleiben sie das sogar ein Jahr länger, denn von ihrer Regentschaft hatten sie in dieser Session noch recht wenig. Dieses Jahr verbringen sie die tollen Tage mit ihrem kleinen Sohn zwangsläufig zusammen zu Hause. „Man kann Karneval auch alleine im kleinen Kreis feiern“, sagen sie.
Es wird festlich geschmückt, die närrische Playlist gehört, Sekt getrunken, „Ein Herz und eine Seele“geschaut und es werden Krapfen gebacken. „Dass Karneval für uns ausfällt, ist nur ein kleines Opfer, denkt man an die vielen Gewerbetreibenden und Menschen, die mit Karneval ihren Lebensunterhalt verdienen“, so das Prinzenpaar.
Auch die Prinzengarde hat in diesen Tagen deutlich weniger auf dem Kalender stehen. Genauer gesagt ist der Kalender komplett frei – zumindest aus närrischer Sicht. „Auf der
Arbeit wird man sich wahrscheinlich freuen, dass ich nicht die kompletten Karnevalstage weg bin, so wie sonst üblich“, erklärt Christian Herbers, der Kommandeur der Prinzengarde. Im Normalfall würde die Garde das Prinzenpaar auf Schritt und Tritt begleiten und einen Auftritt nach dem anderen hinter sich bringen.
Dieses Jahr steht aber alles unter dem Motto #karnevalimhomeoffice und die Prinzengarde findet man hauptsächlich in den sozialen Medien. Auf Facebook und Instagram schwelgen sie in Erinnerungen an fröhlichere Zeiten und stellen ihre einzelnen Mitglieder der Reihe nach online vor. Für Christian Herbers kommt eine Online-session aber nicht an den richtigen Karneval heran. „Gemeinsam mit dem Prinzenpaar und der Garde im Bus von Veranstaltung zu Veranstaltung zu fahren und zu singen – dieses Gemeinschaftsgefühl ist nicht zu ersetzen.“
„Nächstes Jahr wird’s dafür umso toller! Da müssen wir alles geben und was Großes auf die Beine stellen.“Mit dieser Einstellung geht Caw-präsident Ludger Becker durch diese ganz andere Session. Ein wirkliches Programm wird es in diesem Jahr unter den gegebenen Umständen nicht geben. Ludger Becker: „Wir haben uns schon so viele Dinge ausgedacht. Aber was man heute plant, kann man morgen ja direkt wieder verwerfen.“
Zumindest wird am Aschermittwoch aber die Spendenaktion des Weseler Prinzenpaars öffentlich abgeschlossen. Geplant ist eine coronakonforme Übergabe der gespendeten Summe an den Förderverein Kinderpalliativmedizin Löwenzahn & Pusteblume. Für diesen guten Zweck haben die beiden fleißigen Weseler Tollitäten bereits viele selbst gestaltete Sessions-anstecker verkauft.
„Nächstes Jahr wird’s dafür umso toller! Da müssen wir alles geben und was Großes auf die Beine stellen“Ludger Becker Präsident Carneval-ausschuss Wesel