Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Staatsanwaltschaft klagt Anwalt wegen Betrugs an
KREIS WESEL (auf) Ein Rechtsanwalt aus dem Kreis Wesel muss sich wahrscheinlich vor dem Landgericht Münster verantworten. Gemeinsam mit zwei Männern aus Bocholt (53) und Dülmen (54) soll er Versicherungsnehmer gewerbsund bandenmäßig betrogen haben. Gegenstand der Anklage der Staatsanwaltschaft sind insgesamt 67 Fälle, in 32 der angeklagten Ereignisse sollen die drei Angeschuldigten gemeinsam gehandelt haben.
Es soll ein Gesamtschaden von knapp 1,5 Millionen Euro verursacht worden sein. Aufgrund von bereits geltend gemachten Rückzahlungsforderungen von Versicherungsnehmern sind Zahlungen in Höhe von 210.000 Euro erfolgt. Der Zeitraum der Taten erstreckt sich auf die Jahre 2015 bis 2020, wobei der angeklagte Rechtsanwalt ab dem Jahr 2018 nicht mehr an den vorgeworfenen Ereignissen beteiligt war.
Wie die Staatsanwaltschaft Münster mitteilt, sollen sich die drei Beschuldigten Ende 2015 zusammengeschlossen haben, um in betrügerischer Weise Auszahlungen von Lebens- und Rentenversicherungen zu erreichen. Hierzu sollen die beiden Männer aus Dülmen und Bocholt über ein Callcenter aus Hamburg Namen und Erreichbarkeiten von Versicherungsnehmern aus ganz Nordrhein-westfalen gekauft haben.
Der Mann aus Dülmen soll dann Versicherungsnehmer aufgesucht und ihnen vorgespiegelt haben, dass sie angeblich zu Unrecht erhobene Abschluss- und Verwaltungsgebühren von Versicherungsgesellschaften zurückfordern können und daher eine Kündigung der Verträge wirtschaftlich sinnvoll sei.
Er soll bei den persönlichen Gesprächen erreicht haben, dass die Kunden unter anderem Maklerverträge und Vollmachten blanko unterschrieben haben. Diese sollen über den Angeschuldigten aus Bocholt an den Rechtsanwalt weitergeleitet worden sein, der die Kündigung der Verträge gegenüber den Versicherungen ausgesprochen und bewirkt haben soll, dass die Versicherungssummen auf sein Konto überwiesen wurden.
Nach dem Ergebnis der Ermittlungen soll der Rechtsanwalt ungefähr 100.000 Euro für sich behalten und den Rest an die Mitbeschuldigten weitergeleitet haben. Bereits seit dem 22. September 2020 befinden sich die Männer aus Bocholt und Dülmen in Untersuchungshaft. Ein Haftbefehl für den Rechtsanwalt besteht nicht.