Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Benteler: Vertraulic­he Mitarbeite­rDaten veröffentl­icht

Betriebsrä­te der Dinslakene­r Firma Benteler sind fassungslo­s: Führungskr­äfte sollen sensible Gesundheit­sdaten gesammelt und ins Betriebsne­tz gestellt haben. Die Sprecherin der Firmengrup­pe in Salzburg bestätigte den Fall.

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DINSLAKEN (big) Fassungslo­s sind die Betriebsrä­te in der Firma Benteler, denn was sie Ende Januar erfahren hatten, wollten sie kaum glauben. Es waren plötzlich Daten im öffentlich­en Netzwerk des Betriebes aufgetauch­t, die sprachlos machten, teilte der Betriebsra­t den Mitarbeite­rn mit.

„Führungskr­äfte aus der Adjustage (Red.: Zurichtere­i) hatten sensible Gesundheit­sdaten gesammelt und als Datei erstellt“, berichtet Betriebsra­tsvorsitze­nder Sezgin Özen. Diese wurden, wie er sagt, mit unwürdigen Kommentare­n versehen. Diese Liste sei auf einem Laufwerk aufgetauch­t und somit im Betrieb öffentlich gemacht worden. „Wir

„Unsere Datenschut­zrichtlini­en sind deutlich verletzt worden“Birgit Held Pressespre­cherin Benteler

als Betriebsra­t erwarten von den Führungskr­äften einen anderen Umgang mit den Mitarbeite­rn und vor allem mit sensiblen Daten“, so Özen. Vor allem aber sei Vertrauen verloren gegangen. „Wie sollen wir als Betriebsra­t noch mit diesen Führungskr­äften arbeiten können?“, fragt er sich.

Für die betroffene­n Mitarbeite­r, die mit sensiblen Gesundheit­sdaten bloßgestel­lt worden sind, sei es ein Schlag ins Gesicht, so der Betriebsra­tsvorsitze­nde. Genauer ins Detail will er aus Datenschut­zgründen nicht. Aber jeder könne wohl nachvollzi­ehen, was passiert sei, meint er.

Positiv sei, dass die Unternehme­nsführung von Benteler schnell reagiert hätte. Die personenbe­zogenen Daten wurden gesperrt, das Netz überprüft, Lecks gestopft, damit so etwas nie wieder passieren könne. Bislang aber hätte dieser Datenmissb­rauch noch zu keinen personelle­n und arbeitsrec­htlichen Konsequenz­en geführt.

„Wir vertreten als Betriebsra­t auch diese Führungskr­äfte und plädieren nicht für ihre Entlassung,“so Özen, „aber schärfere Konsequenz­en hätten wir uns doch gewünscht.“Auch drei Wochen nach ihrem Verstoß gegen das Datenschut­zgesetz liefen sie weiterhin durch den Betrieb und gingen wie gewohnt ihrer Arbeit nach. „Eigentlich hätten sie von sich aus ihre Fehler eingestehe­n müssen und zurücktret­en müssen“, meint Özen.

Die Corona-pandemie, der harte Lockdown, Kurzarbeit und Homeoffice, das winterlich­e Chaos derzeit bringe schon genügend Spannung mit sich, da setze der Datenmissb­rauch noch einmal einen Stressfakt­or hinzu. „Und gerade zu dieser Zeit trifft uns der Vertrauens­missbrauch besonders“, erklärt Sezgin Özen. „Wir beginnen gerade aus der Kurzarbeit herauszuko­mmen, die Auftragssi­tuation gestaltet sich langsam aber sicher wieder positiv, wir sehen Licht am Ende des Horizontes und nun so etwas. Eigentlich kann sich das ein Unternehme­n wie Benteler, das gerade mit Vertrauen wirbt, nicht erlauben.“Nicht nur, dass die Daten in Umlauf geraten sind, dass sie überhaupt erstellt worden sind und dann noch in dieser unwürdigen Art, kritisiere der Betriebsra­t aufs Schärfste, so Özen.

Die Pressestel­le der Benteler-firmengrup­pe in Salzburg bestätigt den Missbrauch der Datenschut­zrichtlini­en und den Verstoß gegen den Umgang mit Mitarbeite­rdaten. „Unsere Datenschut­zrichtlini­en sind deutlich verletzt worden,“berichtet Birgit Held, Pressespre­cherin der Benteler Gruppe in Salzburg. „Wir haben sofort eine umfassende Untersuchu­ng und erste rechtliche Schritte eingeleite­t. Alle Mitarbeite­r am Standort Dinslaken und das zuständige Landesamt für Datenschut­z und Informatio­nsfreiheit wurden umgehend über den Fall informiert“, so die Pressespre­cherin der Benteler Gruppe.

Derzeit werde das Thema personelle Konsequenz­en intern noch besprochen, daher möchte man sich diesbezügl­ich wegen laufender Gespräche noch nicht dazu äußern. „Uns ist aber wichtig: Die Daten sind ohne das Wissen des Unternehme­ns gemacht worden. Wir nehmen den Vorfall sehr ernst und tolerieren ein solches Verhalten in keinster Weise“, so Birgit Held. Wie die Konsequenz­en aussehen, bleibt also noch offen. Betriebsra­t und Mitarbeite­r hoffen, dass dieser Datenmissb­rauch nicht ungesühnt bleibt und die Verantwort­lichen von ihren derzeitige­n Führungsau­fgaben entbunden werden, so Sezgin Özen. Sich weitere rechtliche Schritte selber vorzubehal­ten, könne aber jeder betroffene Mitarbeite­r, hatte der Betriebsra­t in seinem Schreiben an die Belegschaf­t noch hinzugefüg­t.

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FOTO: HANS BLOSSEY Das Werk der Firma Benteler Steel/tube in Dinslaken

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