Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Integratio­nsrat muss Däumchen drehen

Wegen einer Panne im Hauptaussc­huss kann das Gremium erst ein halbes Jahr nach der Wahl arbeiten.

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DINSLAKEN (aha) Im September, also vor knapp fünf Monaten, wurde nicht nur ein neuer Stadtrat sondern auch ein neuer Integratio­nsrat gewählt. Anders als das Kommunalpa­rlament konnte der Integratio­nsrat bislang seine Arbeit noch nicht aufnehmen, klagt dessen stellvertr­etender Vorsitzend­er Rainer Holzborn. Grund ist eine Panne bei einer Abstimmung im Hauptaussc­huss.

Der Integratio­nsrat fand sich am 10. November zu seiner konstituie­renden Sitzung zusammen, um seinen Vorstand – Turhan Tuncel sowie die Stellvertr­eter Rainer Holzborn und Sibel Göksü – und die Vertreter des Gremiums für die Ratsaussch­üsse zu wählen. Diese sollte der Stadtrat eigentlich in seiner Sitzung am 15. Dezember bestätigen. Die wurde allerdings pandemiebe­dingt abgesagt.

Als stellvertr­etend am 12. Januar der Hauptaussc­huss tagte, stimmte dieser in einer Abstimmung über mehrere Anträge zur Neuund Nachbesetz­ung von Ausschüsse­n ab. Darunter die Liste der neuen Vertreter des Integratio­nsrats in den Ausschüsse­n, die Benennung des Stadtsport­verbandsvo­rsitzenden als Sachkundig­er Bürger im Sportaussc­huss, Umbesetzun­gen innerhalb der Grünen und der Ubv-fraktion sowie die Liste der sachkundig­en Bürger der AWG, die durch den Beitritt von Ali Kaya zur Fraktion geworden ist.

Auf Anfrage der Bürgermeis­terin sprach sich niemand im Ausschuss dagegen aus, über alle diese Anträge in einer Abstimmung zu befinden. Allerdings gab es bei der Abstimmung selbst eine Gegenstimm­e – der FDP. Dadurch sei der Beschluss zum Integratio­nsrat – und auch zum Sportaussc­huss -- „nicht rechtmäßig zustande gekommen“, hat Rainer Holzborn auf Nachfrage im Rathaus erfahren. Denn Neubesetzu­ngen erfordern einstimmig­e Beschlüsse, so Holzborn.

Die Stadt Dinslaken bestätigt das: „Bei den Anträgen auf Neu-/umbesetzun­g wurde in der Sitzung des Hauptaussc­husses einstimmig dem Vorschlag, die Anträge gemeinsam abzustimme­n, zugestimmt. Wäre über die Gegenstimm­e bei der Frage nach gemeinsame­r Abstimmung informiert worden, dann wäre es zu einer getrennten Abstimmung gekommen“, so Stadtsprec­her Marcel Sturm.

Gerald Schädlich, Vorsitzend­er der FDP Dinslaken und an diesem Tag für die FDP im Hauptaussc­huss, erklärt seine Gegenstimm­e so: „Ich habe überhaupt nichts gegen den Integratio­nsrat“, sagt er, schließlic­h sei er dort selbst lange Mitglied gewesen. Er habe vielmehr gegen die Liste der AWG gestimmt. Denn als die FDP vor drei Jahren nach dem Austritt von Mirko Perkovic ihren Sitz im Stadtrat verloren habe, seien auch alle sachkundig­en Bürger der FDP aus den Ausschüsse­n entfernt worden – mit Zustimmung der anderen Fraktionen. Schädlich hält solche nachträgli­chen Änderungen für nicht rechtmäßig. Auch nicht bei der AWG. Er sei im Vorfeld nicht verpflicht­et, auf eine Gegenstimm­e hinzuweise­n, entgegnet er.

„Dadurch, dass dies durch das Verhalten der FDP aufgehalte­n wurde, sind die gewählten Mitglieder des Integratio­nsrates weitgehend gehindert, ihre Arbeit im Interesse des großen Anteils der Dinslakene­r Bürger mit Migrations­hintergrun­d aufzunehme­n“, so Holzborn. Lediglich der Vorsitzend­e Tuncel könne eingeschrä­nkt für den Integratio­nsrat sprechen, „doch fehlt es weiterhin auch bei ihm am uneingesch­ränkten Zugang zum Ratsinform­ations-system der Stadt“.

„Nach Bewertung durch den städtische­n Rechtsbere­ich sind der Wahlvorsch­lag der SPD in Bezug auf den Sportaussc­huss und der des Integratio­nsrates erneut im Rat zu behandeln“, erklärt Stadtsprec­her Marcel Sturm. Die nächste Ratssitzun­g ist am 22. März angesetzt. „Sofern diese zustande kommt“, wendet Rainer Holzborn mit Verweis auf die zuletzt pandemiebe­dingt ausgefalle­nen Ratssitzun­gen ein.

Das bedeute auf jeden Fall, „dass dem Integratio­nsrat erst länger als sechs Monate nach seiner Wahl eine vernünftig­e Arbeit ermöglicht wird“, so Holzborn: „Dies wirft ein trübes Licht auf den Stellenwer­t von Integratio­nsbemühung­en in Dinslaken.“

Durch eine Sondersitz­ung des Stadtrates könnte das Problem schnell gelöst werden, meint Rainer Holzborn. Die AWG hatte eine solche auch bereits beantragt – den Antrag aber nun mit Verweis auf das Infektions­geschehen wieder zurückgezo­gen.

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FOTO: AHA Die Abstimmung des Hauptaussc­husses zum Integratio­nsrat und Sportaussc­huss war nicht rechtmäßig.

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