Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Lohberg protestiert gegen Neutor-markt
Ein Samstags-markt in der City würde dem Stadtteil Lohberg ernsthaft schaden, sagen Kritiker. Aber es gibt einen Alternativ-vorschlag: Warum nicht stattdessen den Trödelmarkt in der Innenstadt installieren?
Ein Samstags-markt in der City würde dem Stadtteil Lohberg ernsthaft schaden, sagen die Kritiker. Aber es gibt einen Alternativ-vorschlag.
Ein „Erlebnismarkt“samstags auf dem Neutorplatz, mit hochwertigem Marktsortiment, kulinarischem Programm, Betrieb bis in den Nachmittag hinein: Das klingt attraktiv, und es gibt starke Stimmen dafür. Aber auch dagegen. Und zwar, gerade weil es so attraktiv klingt. So ein Angebot würde nämlich dem samstäglichen Lohberger Wochenmarkt das Wasser abgraben, befürchtet man dort. Und das würde dem ganzen Stadtteil schaden.
„Bestrebungen, den Neutorplatz zu beleben sind nachvollziehbar“, erklärt der Vorstand des Bürgervereins Forum Lohberg, „aber dies auf Kosten eines Stadtteils, dessen Situation nach wie vor kritisch ist, durchsetzen zu wollen, wird das Forum Lohberg nicht hinnehmen.“Der Lohberger Markt wäre durch ein Konkurrenzangebot in der City „in akuter Gefahr, seinen Zulauf, die Händler und somit letztlich die Existenz zu verlieren“.
Für die ansässigen Dienstleister und Einzelhändler sei er aber „wirtschaftlich maßgeblich“: „Einen Großteil ihres Umsatzes erwirtschaften sie, wenn der Wochenmarkt seine Kundschaft nach Lohberg zieht. Auch der jetzige beziehungsweise der geplante Kiosk profitiert vom Marktgeschehen. Es ist nicht hinnehmbar, dass eine Situation entsteht, in der droht, dass Lohberg das samstägliche positive Alleinstellungsmerkmal verliert.“
Die CDU, die sich für die Idee starkmacht, glaubt nicht an dieses Szenario. Das Innenstadt-angebot solle ja ein „Erlebnismarkt“sein. Zwar mit klassischem Marktsortiment, aber auch Delikatessen und kulinarischem Angebot. Das würde sich vom Lohberger Markt unterscheiden, argumentiert die Partei.
Die Diskussion vorausahnend, hat das Forum allerdings bereits im vergangenen Jahr eine Befragung bei Marktkunden in Lohberg durchgeführt. Nicht repräsentativ, aber die Aktiven finden die Antworten durchaus aufschlussreich. „Für mich war eines ganz deutlich: Die Lohberger hängen an ihrem Markt. Und der Markt ist für sie ein Alleinstellungsmerkmal. Es kommen auch viele von außerhalb“, fasst Gilbert Kuczera, der die Aktion mitorganisiert hat, das Stimmungsbild zusammen. Wünschen würden sich die Leute allerdings einen größeren Spaßfaktor: mehr Aufenthaltsqualität, ausgefallene Waren, gastronomische Angebote, Snacks. „Das ist ein Erlebnis- und Kommunikations-treffpunkt“, so Gilbert Kuczera.
Das wäre also ziemlich genau das, was der „Erlebnismarkt“auf dem Neutorplatz der Grundidee nach bieten sollte. Für die Kritiker ist deshalb klar: Es gäbe direkte Konkurrenz.
So sieht es auch Remzi Ugur, Forums-mitglied und im Herbst als Lohberger Kandidat der Wählergemeinschaft AWG direkt in den Rat gewählt. Egal, wie man die Sache nun nennen würde – Erlebnismarkt, Frische-markt, wie auch immer: Wenn da Obst und Gemüse verkauft würden, dann sei das halt ein Markt, sagt er. „Wenn die Beschicker ein Alternativangebot am Samstag in der Innenstadt haben, werden sie dahin auswandern. Das ist meine Befürchtung.“
Man könnte aber, schlägt er vor, für den Neutorplatz in eine nur leicht andere Richtung denken. „Der Samstagströdelmarkt von der Trabrennbahn muss eine neue Bleibe finden. Vielleicht kann man ja den auf dem Neutorplatz installieren“, sagt Remzi Ugur.
Das Trabrennbahn-gelände wird bekanntlich ab 2023 Baugebiet für ein neues Wohnviertel. Man könne den Trödel mit einem modernisierten Konzept gestalten und ins Stadtzentrum verlegen. Das könnte dann auch Menschen von weiter her in die City holen – immerhin sei der Flohmarkt regelmäßig für Besucher aus Oberhausen oder Duisburg ein Ausflugsziel.
In der Innenstadt sind bisher keine kritischen Töne zu einem Neutor-markt laut geworden. Die Werbegemeinschaft hat bereits klargemacht, dass sie ein Samstagsangebot dort für eine gute Idee hielte. Der Stadtmarketingverein ebenfalls. Und auch das direkt am Platz ansässige Einkaufszentrum, die Neutor-galerie befürwortet den Vorschlag. „Der Markt wird auf jeden Fall den Platz beleben und somit auch für uns mehr Kunden bringen“, sagt die Junior-managerin Sandra Malleis. „Wir sehen das auf jeden Fall als Bereicherung für Dinslaken und daher auch für die Neutor-galerie. Wir würden uns freuen, wenn das kommt.“