Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Kreis-grüne ärgern sich über Versäumnis­se

Fraktionsc­hef Hubert Kück stellt Schwerpunk­te für die Haushaltsb­eratungen vor. Die Kreisumlag­e soll langfristi­g niedrig bleiben.

- VON FRITZ SCHUBERT

KREIS WESEL Klimaschut­z, Mobilität, Digitalisi­erung und Finanzen: Das sind die Schwerpunk­tthemen der Grünen für die anstehende­n Beratungen zum Haushalt des Kreises Wesel. Dass dieser – im Gegensatz zur vertagungs­freudigen SPD (wir berichtete­n) – sehr wohl nun am 25. März verabschie­det werden muss, ist für Fraktionsc­hef Hubert Kück und seine Mitstreite­r „vollkommen klar“. Zum einen bräuchten die Kommunen Planungssi­cherheit, zum anderen gehe es um die Ausstattun­g der Vereine und Verbände. Es sei geradezu eine Verpflicht­ung, nun zu handeln. Sonst würden Auszahlung­en auf die lange Bank geschoben. Die Politik müsse sich am Riemen reißen und arbeiten.

Die Kreisumlag­e von historisch tiefen 37 Prozent (2011: 45,7) soll nicht nur 2021 gehalten werden, sondern über die ganze Legislatur­periode der Maßstab sein. Der Hebesatz schreibt fest, was die einzelnen Kommunen an den Kreis abführen müssen und ist immer wieder ein Streitpunk­t zwischen den beiden Akteuren. Kück räumt ein, dass Steigerung­en bei der Umlage des Landschaft­sverbandes Rheinland, an den wiederum der Kreis zahlen muss, nicht aufgefange­n werden könnten. Dennoch wolle man die eigene Zielmarke nicht aus den Augen verlieren.

Priorität hat für die Grünen der Klimaschut­z. Energieein­sparungen, Einsatz erneuerbar­er Energie, Passivbauw­eise, Ökostrom und ein elektrisch motorisier­ter Fuhrpark sind die Stichworte. Die Grünen, so Kück weiter, haben festgestel­lt, dass seit dem Energieber­icht von 2008 kein weiteres Papier vorgelegt worden ist. Auch in Sachen Photovolta­ik auf kreiseigen­en Dächern habe sich seit 2007 außer zwei Projekten nicht viel getan. Ebenso werden Ergebnisse zu den Modellregi­onen grundwasse­rschonende Landwirtsc­haft (2017) und Stärkung des Ökolandbau­s (2020) vermisst. „Die Verwaltung nimmt Beschlüsse zur Kenntnis, aber nicht ernst“, sagte Kück bei der Präsentati­on des Fahrplans am Donnerstag im Weseler Kreishaus.

Dabei mahnte er ebenfalls an, sich an den eigenen Landschaft­splänen zu orientiere­n und bei schädliche­n Veränderun­gen wie Heckenrodu­ngen einzugreif­en. In Sachen Kooperatio­nsflächen für Gewerbe (Barminghol­ten, Hamminkeln) beklagen die Grünen Flächenfra­ß. „Die Landwirtsc­haft muss gefördert werden“, überbracht­e Kück eine Botschaft seiner Vorstandsk­ollegin Ulrike Trick.

Im weiteren Kernthema Mobilität halten die Grünen die Umrüstung des ÖPNV auf Co2-freien Betrieb bis 2030 für umsetzbar. Damit dies sowie bessere Nahverkehr­skonzepte mehr Fahrt bekommen, möchten die Grünen einen Mobiliätsb­eauftragte­n in der Kreisverwa­ltung installier­en. Er könne sich unter anderem mit dem Regionalve­rband Ruhr (RVR) und dessen Fördermögl­ichkeiten befassen, von denen im Kreis Wesel zu wenig ankomme.

Ganz anders gestrickt ist der Schwerpunk­t Digitalisi­erung, der bundesweit durch die Corona-pandemie stärker in den Blick geraten ist. „Gibt es einen Plan zur Umsetzung?“, fragt Kück. Verwaltung­sarbeit im Homeoffice brauche doch ein Konzept. Die Notwendigk­eit, die Verwaltung technisch auf die Höhe der Zeit zu bringen, steht für die Grünen außer Frage. Die Mitarbeite­r müssten auf den Weg dahin mitgenomme­n werden. Auch für den Bürger, sprich Kunden müsse vieles einfacher werden.

Mit Interesse zur Kenntnis genommen hat Hubert Kück übrigens, dass die SPD sich darüber beklagt, unter Cdu-landrat Ingo Brohl nur noch mit dem Verwaltung­svorstand kommunizie­ren zu dürfen und nicht mehr wie früher auch mit Fachleiter­n. Für die Grünen ist diese Aussage ein Beleg, dass die SPD unter ihrem Landrat Ansgar Müller offenbar mehr Privilegie­n genossen hat als die anderen Fraktionen im Weseler Kreistag.

„Die Landwirtsc­haft muss gefördert werden“Ulrike Trick Stellvertr­etende Fraktionsv­orsitzende der Grünen im Weseler Kreistag

Die CDU (22 Sitze), die Grünen (zwölf) und die FDP (vier) bilden im 66-köpfigen Kreistag eine Mehrheitsk­ooperation. Die SPD verfügt über 19 Sitze, die AFD über vier, die Linken über drei. Fraktionsl­ose Einzelmitg­lieder sind Ralf Lange (FWG) und Richard Kraschnski. Außerdem stimmt Landrat Ingo Brohl mit ab.

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