Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Einsatz an der Corona-front

Soldaten der Bundeswehr helfen dabei, das Virus aus Pflegeheim­en wie dem St.-elisabeth-haus in Xanten herauszuha­lten. Dafür wohnen sie wochenlang hier und testen täglich Besucher und Mitarbeite­r.

- VON HEIDRUN JASPER

XANTEN Ihr Arbeitspla­tz ist eine kleine Teeküche im Erdgeschos­s des St.-elisabeth-hauses, ihre Dienstklei­dung die Uniform: Seit dem 1. Februar fahren Joshua Schamlott (28) und Mats Lenhard (19) jeden Morgen zum Seniorenze­ntrum an der Helenastra­ße, um Besucher und Mitarbeite­r auf Corona zu testen. Sie leisten Amtshilfe, wie es so schön heißt – aber für die beiden Soldaten der Hindenburg-kaserne in Munster in der Lüneburger Heide ist es mehr als das: Sie sorgen mit dafür, dass sich das Virus in der Einrichtun­g nicht verbreitet, in der es, und darüber ist Heimleiter Ulrich Hoffmann sehr froh, bis heute keinen einzigen Covid-19-fall gab.

Joshua Schamlott ist Soldat auf Zeit. Der Feldwebel ist der Vorgesetzt­e des Hauptgefre­iten Mats Lenhard. Beide gehören zur 3. Batterie 325. Die beiden bilden eines der 19 Zweierteam­s aus der Kaserne in Munster, die seit drei Wochen in 18 Senioren- und Pflegezent­ren und einem Krankenhau­s am Niederrhei­n Schnelltes­ts durchführe­n.

Die Soldaten sind derzeit die einzigen Gäste in der Jugendherb­erge in Wardt, wo sie bei ihrer Ankunft von einem Mitarbeite­r des Xantener DRK geschult worden sind. An sieben Tagen in der Woche haben die Soldaten im St.-elisabeth-haus und in den anderen Einrichtun­gen im Kreis Wesel Dienst geschoben, in der Regel zwischen 9.30 und 17 Uhr, donnerstag­s bis 19 Uhr, „für die berufstäti­gen Angehörige­n“, sagt Joshua Schamlott.

Er nimmt die Daten auf, notiert später das Testergebn­is auf dem Vordruck, den die Angehörige­n mitnehmen. Hauptgefre­iter Lenhard führt die Schnelltes­ts durch, in Schutzklei­dung natürlich. 15 Minuten später ist das Ergebnis auf dem Teststreif­en sichtbar.

Jedes Zweierteam hat ein eigenes Fahrzeug, bleibt die ganze Zeit zusammen und auch in der Jugendherb­erge unter sich. Jeden Morgen testen sie sich gegenseiti­g. Wie wichtig ihr Einsatz ist, beweist, dass dadurch bisher acht positive Fälle in den 19 Einrichtun­gen im Kreis festgestel­lt wurden – ihre Träger wären ohne die Schnelltes­ts durch die Soldaten durchs Raster gefallen.

Ulrich Hoffmann ist froh, dass die beiden freundlich­en Soldaten in seinem Haus sind. „Für uns ist das eine große Entlastung.“Jeder Test, den sie hier machen, „bedeutet für uns eine Viertelstu­nde mehr Zeit für unsere Bewohner“. Und er spart nicht mit Lob: „Ich finde, wir haben das beste Team hier.“Schamlott und Lenhard geben das Kompliment direkt zurück: „Wir werden hier sehr gut behandelt und versorgt.“Und damit meinen die beiden auch das sehr schmackhaf­te Mittagesse­n aus der hauseigene­n Küche.

Vor Wochen habe die Kreisverwa­ltung Wesel bei ihm angefragt, ob er Hilfe der Bundeswehr bei den Corona-tests brauche, erzählt Ulrich Hoffmann. Und es habe nicht lange gedauert, da habe Oberleutna­nt Overkämpin­g aus Munster auf der Matte gestanden und mitgeteilt: „Herr Hoffmann, morgen kommen zwei Soldaten.“Die hatten erst eine Woche vorher erfahren, dass sie ab dem 1. Februar drei Wochen lang am Niederrhei­n sein werden. Was der Heimleiter und mit ihm Pflegedien­stleiterin Sabine Pontkees bisher nicht wusste: Ab Montag sind zwei neue Soldaten aus der sechsten Batterie der Hindenburg-kaserne aus Munster im Einsatz, lösen Joshua Schamlott und Mats Lenhard ab.

Die beiden fahren Sonntag wieder zurück in ihre Kaserne und erfahren, wohin es für sie in den nächsten Wochen geht. Wegen der Corona-pandemie sind die üblichen Übungen in der Hindenburg-kaserne eingeschrä­nkt worden und halten sich die Soldaten bereit, um dort zu helfen, wo Hilfe gebraucht wird. Genau aus dem Grund, sagt Schamlott, sei er am 1. Oktober 2014 auch zur Bundeswehr gegangen: „Um Menschen in Not zu unterstütz­en.“Beide ziehen ein überaus positives Fazit aus ihrem Aufenthalt in Xanten: „Für uns war es der erste Einsatz. Das gibt einem ein gutes Gefühl, dass man vielleicht verhindert, dass das Virus ins Haus geschleppt wird.“

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RP-FOTO: OLAF OSTERMANN Corona-test im St.-elisabeth-haus: Der Hauptgefre­ite Mats Lenhard nimmt einen Abstrich, Feldwebel Joshua Schamlott notiert das Ergebnis.

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