Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Der Radio-mann aus Wallach will’s noch mal wissen
Karlheinz Kamps will die lange Auszeit des Bürgerfunks in Rheinberg beenden. Noch arbeitet und sendet der Rentner als Solist am heimischen PC.
RHEINBERG Nach über einem Jahrzehnt Funkstille geht der Bürgerfunk Rheinberg am Freitag punktgenau um 20.04 Uhr beim Lokalradio Radio KW erstmals wieder auf Sendung – mit einem alten Format. „Ortsgespräche“heißt die Sendereihe, in der Bürgerinnen und Bürger, Vereine und Organisationen zu besonderen Themen zu Wort kommen. Zu Gast ist, wie bereits berichtet, Torsten Schäfer, Vorsitzender der Bürgerinitiative der Salzbergbaugeschädigten NRW. Neu ist der Moderator, auch wenn er schon damals zum Team gehörte: Karlheinz Kamps aus Wallach.
„Die ‚Ortsgespräche‘ waren schon früher ein erfolgreiches Sendeformat“, erinnert sich Karlheinz Kamps an damals – Anfang der 90er Jahre. An diesen Erfolg möchte er jetzt wieder anknüpfen. Überhaupt: Kamps möchte den Vhs-bürgerfunk in Rheinberg neu aufleben lassen, um verschiedenen Interessengruppen eine Plattform zu bieten. Und auch die nötige Zeit, sich mit ihren Anliegen der lauschenden Öffentlichkeit vorzustellen.
Zeit bringt der Wallacher Kamps jede Menge mit. Seit zwei Jahren ist der ehemalige Service-techniker nun Rentner und kann sich seinen Hobbys widmen: dem Schützenwesen und dem Musizieren. „Beides ist in der Corona-krise aber doch recht schwierig“, sagt Kamps. Ausgerechnet eine Podiumsdiskussion im WDR habe ihn schließlich wieder einer fast vergessenen Passion nahegebracht: dem Radio.
In der Wdr-sendung über den Salzbergbau seien gerade mal zwei betroffene Hörer in der Diskussion zu Wort gekommen. Viel zu wenig, dachte sich Kamps und war überzeugt: „Das geht besser.“So nahm er kurzerhand wieder Kontakt auf zu den Kollegen von der Vhs-radiowerkstatt Moers. „Die haben mich gleich gefragt, ob ich nicht wieder einsteigen will“, erzählt der Wallacher.
Will er. Kamps, der auch den Rosenmontagszug in Veen mitmoderiert, wenn er denn rollt, hat seine zwei alten Aufzeichnungsgeräte wieder flott gemacht und sich ein modernes Schneideprogramm zugelegt, um zunächst vom heimischen PC aus arbeiten zu können. Denn die Moderation am Mikro sei ja nur der hörbare Teil der Arbeit. „Viel Zeit und Mühe fließen eben auch in die technische Bearbeitung“, erklärt der fast 70-Jährige. Bis ein Beitrag „sendefähig“sei, vergingen schon mal sieben Stunden am PC. Zur Seite stehen ihm aktuell die Kollegen des Vhs-bürgerfunks Moers.
Das neue „Rheinberg Radio“soll der Volkshochschule angegliedert sein und wie früher als VHS-BÜRgerfunk Rheinberg über den Äther gehen. „Jens Korfkamp, Leiter der VHS, hat Interesse signalisiert und kann sich die Integration des Bürgerfunks in ein geplantes VHS-STUdio für neue und digitale Medien vorstellen“, freut sich Kamps.
Dieses moderne Studio solle voraussichtlich, so Kamps, in der ehemaligen Musikschule (Alte Kellnerei) eingerichtet werden. „Wie die Zusammenarbeit realisiert werden kann, wollen wir nach dem Lockdown besprechen“, so der Radio-mann aus Wallach, der schon über weitere Sendeformate nachdenkt. „Früher haben wir auch Koch-sendungen gemacht“, erinnert sich Kamps. Bürgerfunk-reporter haben Köchen verschiedener Gastronomie-betriebe bei der Arbeit über die Schulter geschaut. Verbunden mit einem Quiz konnten Hörer dabei ein Essen gewinnen.
Doch noch sei es zu früh für ein ausgefeiltes Bürgerfunk-konzept, das verschiedene Sendungen und Formate berücksichtigt. Bis die Zusammenarbeit mit der VHS in einem modernen Studio steht, bleibt der Rheinberger Bürgerfunk eine OneMan-show. „Ich würde mich über interessierte Mitstreiter freuen. Bis dahin will ich schauen, was ich thematisch alleine stemmen und zum Bürgerfunk im Kreis Wesel beisteuern kann“, sagt Kamps.