Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Britische Variante ist angekommen

Ab sofort werden alle Corona-fälle daraufhin getestet, ob man es mit einer mutierten Virus-variante zu tun hat. Denn die „britische“und auch die „ südafrikan­ische“Variante sind da. Die Frage ist nur, wie weit sie schon verbreitet sind.

- VON SINA ZEHRFELD

Ab sofort werden alle Corona-fälle im Labor daraufhin getestet, ob man es mit einer mutierten Virus-variante zu hat.

KREIS WESEL Wie weit die mutierten Virus-varianten, und darunter vor allem die „britische“Variante, sich bereits im Kreis verbreitet haben, das gilt es jetzt festzustel­len. Klar ist aber: Sie sind da. Bislang gab es nur stichprobe­nartige Tests und solche nach besonderen Verdachtsf­ällen. Doch allein dadurch sind in den wenigen Wochen seit Ende Januar bereits 50 Infektione­n mit der „britischen“Mutante festgestel­lt worden, zwei mit der „südafrikan­ischen“. Jetzt sollen alle neuen Fälle daraufhin untersucht werden. Man wolle sich „einen Überblick verschaffe­n“, sagte Greta Rohde, Sprecherin des Kreises Wesel.

Bisher stellten die Labore von sich aus nur bei einem Bruchteil aller positiven Corona-tests eine „Typisierun­g“an, um zu klären mit welchem Virus-stamm sie es zu tun hatten. Genauer: Fünf bis zehn Prozent aller positiven Proben wurden danach untersucht. Das genügte den Vorgaben des Landes Nordrhein-westfalen.

Das Gesundheit­samt bat darüber hinaus um die Typisierun­g, wenn es Hinweise auf eine mutierte Form gab. Etwa wenn jemand ein zweites Mal infiziert worden war. Oder wenn Menschen trotz Impfung positiv getestet wurden. Auch ein „ungewöhnli­ches Ausbruchsg­eschehen in einem Kollektiv“, also eine „starke Zunahme der Fallzahlen innerhalb eines kurzen Zeitraums“löste diesen Verdacht aus, erläutert der Kreis. Typisiert wurden außerdem Positiv-proben von Reiserückk­ehrern aus Ländern, in denen es mutierte Varianten gibt. Ebenso natürlich die von Kontaktper­sonen von nachweisli­ch Betroffene­n.

Unterm Strich sind die bisherigen Daten äußerst lückenhaft: „Das ist noch gar nicht aussagekrä­ftig“, stellt Kreis-sprecherin Rohde klar. Echte Aussagen über die regionale Verbreitun­g der Mutationen könnten nur bei einer höheren Zahl von Untersuchu­ngen getroffen werden. „Um endlich mal zu sehen: Wie ist die reale Zahl, und nicht nur die bei Verdachtsf­ällen.“

Also wird die Typisierun­g ab sofort bei allen positiven Covid-19-proben vorgenomme­n, die über die Testzentre­n des Kreises Wesel ermittelt wurden. „Damit wollen wir bewirken, dass sich die Verbreitun­g verlangsam­t oder eingedämmt wird“, erklärt Rohde.

Wird eine Virusmutat­ion festgestel­lt, gelten automatisc­h verschärft­e Quarantäne-vorschrift­en für die betroffene­n Personen und ihr direktes Umfeld. Normalerwe­ise dürfen gesunde Kontaktper­sonen ersten Grades ihre eigene Absonderun­g nach zehn Tagen verlassen. Wenn aber eine Virusmutat­ion ermittelt wurde, müssen sie volle 14 Tage aushalten. Danach sollen sie noch einen Corona-test machen, der negativ ausfallen muss, bevor die Quarantäne tatsächlic­h aufgehoben wird.

„Mit der Typisierun­g aller positiven Befunde und der damit verbundene­n strengeren Quarantäne­anordnung für Infizierte und deren Kontakte möchten wir die Verbreitun­g der neuen, besorgnise­rregenden Varianten noch besser überblicke­n und möglichst verlangsam­en“, so Michael Maas vom Vorstand der Kreis-verwaltung.

Die Entwicklun­g der Fallzahlen durch die neuen Virus-varianten würde der Kreis – das ist jedenfalls der derzeit gefasste Plan – gerne ebenso veröffentl­ichen wie seine täglichen Meldungen zur Entwicklun­g der Pandemie. Die Statistik wird dem Geschehen allerdings immer etwas hinterherh­inken. Denn die Befunde der Typisierun­g kommen nicht direkt mit den positiven Corona-test-ergebnisse­n, sondern sie werden später nachgelief­ert. „Es kann Tage dauern. Das kommt auf das Labor an“, erklärt Greta Rohde.

In Alten- und Pflegeeinr­ichtungen wurden kreisweit bisher noch keine Infektione­n durch Virus-mutationen festgestel­lt. Eine solche Entwicklun­g würde als besonders besorgnise­rregend bewertet.

„Um endlich mal zu sehen: Wie ist die reale Zahl, und nicht nur bei Verdachtsf­ällen“Greta Rohde Kreis Wesel

 ?? FOTO: NIAID-RML/AP/DPA ?? Eine elektronen­mikroskopi­sche Aufnahme zeigt das Coronaviru­s, das aus der Oberfläche von Zellen austritt. Das Virus passt sich durch Mutationen ständig an. Eine Variante aus Großbritan­nien soll um 70 Prozent ansteckend­er sein als die bislang bekannten Varianten.
FOTO: NIAID-RML/AP/DPA Eine elektronen­mikroskopi­sche Aufnahme zeigt das Coronaviru­s, das aus der Oberfläche von Zellen austritt. Das Virus passt sich durch Mutationen ständig an. Eine Variante aus Großbritan­nien soll um 70 Prozent ansteckend­er sein als die bislang bekannten Varianten.
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