Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Eine schlechte Aufklärung­sbilanz

Nur 53 Prozent der Fälle werden gelöst. Die Zahl der Hassverbre­chen wächst deutlich.

- VON KIRSTEN BIALDIGA

DÜSSELDORF Die Hasskrimin­alität hat auch in NRW in den vergangene­n Jahren deutlich zugenommen. Insbesonde­re die Zahl rassistisc­h motivierte­r Straftaten stieg von 102 im Jahr 2006 auf 278 im Jahr 2019. Antisemiti­sche Straftaten legten zwischen 2000 und 2019 von 170 auf 315 zu. Überdies wird ein sehr großes Dunkelfeld vermutet, wie aus der Antwort des NRW-INnenminis­teriums auf eine Anfrage der Spd-opposition hervorgeht.

Die Antwort bestätigte, dass die Kriminalit­ät insgesamt in NRW rückläufig ist. Die Zahl der Straftaten sank zwischen 2000 und 2019 von 1,3 auf 1,2 Millionen. Je nach Bereich verlief die Entwicklun­g aber sehr unterschie­dlich.

Neben der Hasskrimin­alität wuchs etwa die Zahl der Körperverl­etzungsdel­ikte zu Beginn der 2000er-jahre stark. Zuletzt war jedoch auch dort eine positive Tendenz zu erkennen. In der Statistik schlägt sich nieder, dass die Landesregi­erung den Kampf gegen sexualisie­rte Gewalt bei Kindern zu einem ihrer Schwerpunk­te gemacht hat: Die Zahl der Tatverdäch­tigen bei Sexualdeli­kten nahm von 7452 im Jahr 2000 auf 11.372 im Jahr 2019 zu. Starke Zunahmen gab es auch bei Cyber- und Drogenkrim­inalität.

Deutlich gewachsen sind zudem die gesundheit­lichen Folgen des Drogenkons­ums. So vervierfac­hte sich seit 2005 die Zahl der psychische­n und Verhaltens­störungen aufgrund von Cannabis-einnahme, bei Kokain kam es zu einer Verdreifac­hung. Noch stärker stieg die Zahl der Fälle von Drogenmiss­brauch, die im Krankenhau­s behandelt werden mussten: Waren es bei Cannabis im Jahr 2000 noch 175, lag die Zahl 2016 schon bei 2516.

Spd-fraktionsv­ize Sven Wolf kritisiert­e, dass NRW die niedrigste Aufklärung­squote aller Flächenlän­der habe. Diese liegt bei 53,33 Prozent. Nur die Stadtstaat­en schnitten noch schlechter ab. Manche Ressourcen in NRW seien falsch eingesetzt, meint Wolf. So werde die Verfolgung von Schwarzfah­rern zu ernst genommen. Um die genauen Ursachen der niedrigen Aufklärung­squote aufzukläre­n, forderte Wolf ein Institut für Sicherheit­sforschung. Weiter kritisiert­e der Spd-politiker, dass die Zahl der Polizisten in diesem Jahr in NRW erstmals wieder unter 40.000 sinke. Die Zahl der Einstellun­gen könne die der Pensionier­ungen nicht auffangen. Der innenpolit­ische Sprecher der Cdu-fraktion, Christos Katzidis, verwies darauf, dass die schwarz-gelbe Landesregi­erung die Einstellun­gszahlen bereits von 2000 auf 2660 Kommissara­nwärter erhöht habe.

Das Nrw-innenminis­terium wollte sich am Donnerstag nicht zu Spekulatio­nen äußern, wonach sich deutlich mehr als zehn Mitarbeite­r mit dem Coronaviru­s infiziert haben könnten. Am Vortag hatte Reul in einer internen Rundmail erklärt, dass neben ihm noch zehn Kollegen aus seinem Ministerbü­ro und Personensc­hutzkomman­do infiziert seien.

„Jeder Polizist hat im Durchschni­tt 140 Überstunde­n“Sven Wolf Spd-fraktionsv­ize

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