Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

FDP kritisiert Dammbruch bei der Neuverschu­ldung

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BERLIN (mar/mün) Der Chef-haushaltsp­olitiker der Unionsfrak­tion im Bundestag, Eckhardt Rehberg, hält die Aussetzung der Schuldenbr­emse auch im kommenden Jahr für unvermeidl­ich. Er verteidigt­e den Cdu-vorsitzend­en Armin Laschet gegen Kritik der FDP. Laschet hatte am Mittwoch erklärt, die Schuldenbr­emse müsse pandemiebe­dingt auch 2022 ausgesetzt werden.

Die Koalition hatte die Schuldenbr­emse wegen der Corona-krise 2020 und 2021 ausgesetzt. Sie nutzte eine Ausnahmere­gel im Grundgeset­z für außerorden­tliche Notlagen wie die Pandemie. Im laufenden Jahr ist bislang eine Neuverschu­ldung von 180 Milliarden Euro vorgesehen. Diese Summe dürfte jedoch nicht ausreichen. Haushaltsp­olitiker erwarten einen Nachtragse­tat.

„Armin Laschet hat mit seiner Ankündigun­g, die Schuldenbr­emse auch 2022 auszusetze­n, die Schleusen frühzeitig geöffnet, obwohl noch gar nicht klar ist, ob es regnen wird und das Wasser wirklich über die Ufer treten könnte“, kritisiert­e Fdp-haushaltsp­olitiker

Otto Fricke. „Der Cdu-vorsitzend­e sagt allen Bundesmini­stern damit: Jetzt könnt ihr Ausgaben fordern, was das Zeug hält.“Er entlasse den Finanzmini­ster und Spd-kanzlerkan­didaten aus der Pflicht zu versuchen, Eckwerte für einen soliden Haushalt vorzulegen. „Alle Dämme bei der Neuverschu­ldung sind gebrochen: Der Finanzmini­ster arbeitet auch schon akribisch an einem Nachtragsh­aushalt für das laufende Jahr, der, wie ich höre, eine Größenordn­ung von noch mal 50 Milliarden Euro haben dürfte.“

Cdu-chefhaushä­lter Eckhardt Rehberg wies diese Kritik zurück. „Der Dammbreche­r heißt Olaf Scholz, nicht Armin Laschet. Der Finanzmini­ster sagt bei jeder Gelegenhei­t: Es ist genug Geld da. Die Konsequenz daraus ist, dass die Haushaltsd­isziplin in weiten Teilen kaum mehr eine Rolle spielt“, sagte Rehberg: „Wir werden die Schuldenbr­emse auch 2022 aussetzen müssen, weil die enorme Lücke, die pandemiebe­dingt zwischen gesunkenen Steuereinn­ahmen und erhöhten Ausgaben entstanden ist, anders als durch noch mehr Neuverschu­ldung nicht zu schließen ist. Das ist nur Realismus von Laschet.“Es gebe mit den zusätzlich­en Ausgaben für den Gesundheit­sschutz, die Sozialgara­ntie und die Wirtschaft­shilfen auch genügend Punkte, mit denen sich die erneute Aussetzung der Schuldenbr­emse 2022 verfassung­srechtlich begründen lasse. „Für die Jahre ab 2023 wird das dann aber nicht mehr möglich sein. Die nächste Bundesregi­erung wird schwierige Entscheidu­ngen treffen müssen“, betonte Rehberg.

Scholz löste mit Plänen für Steuererhö­hungen für Spitzenver­diener und Vermögende in der nächsten Wahlperiod­e Widerspruc­h in Teilen der CDU aus. „Wir haben schon die ,Reichenste­uer’ mit einem Spitzenste­uersatz von 45 Prozent plus Soli für die ,Reichen’, das macht zusammen fast 50 Prozent Steuern“, sagte der Cdu-wirtschaft­spolitiker Friedrich Merz. „Wie viel mehr darf es denn noch sein, Herr Bundesfina­nzminister? Wollen Sie den Mittelstan­d in Deutschlan­d noch mehr belasten?“, fragte Merz.

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