Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Stürme, Brände und Corona
Naturkatastrophen und die Pandemie kosten die Munich Re viel Geld. Aber die Tochter Ergo liefert gute Zahlen.
MÜNCHEN/DÜSSELDORF Der Klimawandel und die Erderwärmung verursachen aus Sicht von Joachim Wenning immer höhere Schäden aus Naturkatastrophen. „Wetterbedingte Naturkatastrophen werden häufiger, und sie werden gravierender“, sagte der Vorstandschef des weltgrößten Rückversichers Munich Re am Donnerstag bei der Vorlage der Bilanzzahlen für das vergangene Jahr.
Die Rückschau auf 2020: mehr als 30 Hurrikane, schlimme Waldbrände, beispielsweise in den Vereinigten Staaten, volkswirtschaftliche Schäden von weltweit 210 Milliarden Dollar (mehr als 170 Milliarden Euro) aus Unwettern, Erdbeben, Überschwemmungen. Konsequenz: Auch die Versicherungsprämien für die Kunden werden weiter steigen. Um rund 2,4 Prozent seien sie im Januar geklettert, sagte Wenning. Ein Grund dafür, dass das Geschäft der Munich Re um fast elf Prozent gewachsen ist. Und ein Trend, der sich in den kommenden Jahren fortsetzen dürfte.
Die Folgen des Klimawandels sind andererseits nicht das einzige Großthema, das den Versicherer 2020 umgetrieben hat. Da war ja auch noch Corona. Die Pandemie hat im vergangenen Jahr wie bei vielen anderen Unternehmen das Geschäft überschattet. Sie hat bei der Munich Re Kosten von 3,4 Milliarden Euro ausgelöst, davon die Hälfte wegen des Ausfalls von Veranstaltungen. Insofern sind die Folgen der Krise maßgeblich verantwortlich für den erlittenen Gewinneinbruch um mehr als die Hälfte auf 1,2 Milliarden Euro. Das deutliche Minus soll nach Angaben des Managements aber ein einmaliges Ereignis bleiben. Für das laufende Jahr sagen Wenning und Finanzvorstand Christoph Jurecka schon wieder ein Ergebnis von 2,8 Milliarden Euro voraus, womit der Konzern wieder das Niveau des Vorkrisenjahres 2019 erreichen würde.
Die finanziellen Corona-schäden sollen, obwohl die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie weltweit noch längst nicht ausgestanden sind, in diesem Jahr deutlich niedriger ausfallen. Das liegt auch daran, dass viele Erstversicherer, die zu den Kunden von Munich Re gehören, ihre Deckung verringert haben. Entsprechend sänken dann die Belastungen für den Rückversicherer. Bei den Prämieneinnahmen sagt das Unternehmen etwa 55 Milliarden Euro voraus. davon 17,5 Milliarden Euro bei der Erstversicherungstochter Ergo.
Dass die Munich Re im abgelaufenen Jahr beim Gewinn überhaupt noch den Sprung über die Milliardengrenze geschaft hat, verdankt sie auch Ergo. Das Düsseldorfer Unternehmen hat 2020 trotz Corona-krise (Belastungen daraus: etwa 64 Millionen Euro) beinahe das Gewinnziel von 530 Millionen Euro erreicht und das Ergebnis des Vorjahres trotz Covid-19-lasten um ein Sechstel gesteigert. Das Unternehmen, das vor fünf Jahren noch als Sanierungsfall galt, hat sich seither gut erholt und seinen Gewinn binnen vier Jahren verzehnfacht. Dazu hat natürlich auch ein Strategieprogramm beigetragen, das Ergo damals aufgelegt hat und in dem Kostensenkungen eine wesentliche Rolle spielten. Im Rahmen dieses Programms hatte Ergo im Juni 2016 unter anderem den Abbau von mehr als 1800 Arbeitsplätzen angekündigt.
Das Unternehmen habe seine Position am Markt deutlich verbessert, sagte Finanzvorstand Jurecka am Donnerstag. Einen Beitragsrückgang um 200 Millionen Euro im Gesundheitsgeschäft, vor allem durch ein Minus in der Reisesparte ausgelöst, hat Ergo bei den Schaden- und Unfallversicherungen wieder aufgefangen.
Die Aktie der Munich Re zählte am Donnerstag zu den Gewinnern an der Börse. Der Kurs legte um mehr als drei Prozent zu, auch ein Ergebnis des positiven Ausblicks und der Tatsache, dass das Unternehmen für das abgelaufene Jahr ungeachtet der Krise seinen Anteilseignern eine stabile Dividende von 9,80 Euro je Aktie zahlen will.