Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Katholische Kirche in Deutschland gibt „skandalöses Bild“ab
Beim dreitägigen Treffen der deutschen Bischöfe spielte die Missbrauchsaufarbeitung eine große Rolle. Im Mittelpunkt der Kritik: das Erzbistum Köln.
BONN Das Erzbistum Köln und die Kritik an dessen Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs hat auch auf der Frühjahrsvollversammlung der deutschen Bischöfe „eine enorme Rolle gespielt“. Das bestätigte zum Abschluss Bischof Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. Auch wiederholte er, dass er die Konfliktbearbeitung in Köln für ein Desaster halte.
Dennoch: „Allein den Fokus auf den Erzbischof von Köln zu richten, wäre doch allzu kurzschlüssig.“Schließlich würden alle Bischöfe Verantwortung für die Lage tragen. „Wir alle müssen uns der Kritik stellen“, so Bätzing, der betonte, dass die Bischöfe durchaus wahrnähmen, welch „skandalöses Bild die Kirche in Deutschland abgibt“.
Unterdessen mehrt sich die Kritik an Kardinal Woelki auch von politischer Seite. Für Nrw-familienminister Joachim Stamp (FDP) ist die versprochene Missbrauchsaufklärung im Erzbistum Köln „nicht mehr erkennbar“. In einem Interview mit der Online-ausgabe der „Welt“sagte er: „Es darf nicht der öffentliche Eindruck entstehen, dass es jetzt mehr um Schadensbegrenzung der Amtskirche geht als um die Perspektive der Opfer.“Das Amt des Erzbischofs sei mit hohem moralischen Anspruch verbunden, sagte Stamp und forderte ein unmissverständliches Schuldeingeständnis von Kirchenvertretern.
Bischof Felix Genn bestätigte unserer Redaktion: „Natürlich stehen wir deutschen Bischöfe unter einem gewissen Druck, weil sehr viele Fragen anstehen, insbesondere zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs.“Zugleich räumte der Münsteraner Bischof ein, dass „der Begriff der Volkskirche endgültig veraltet ist und seine Wirklichkeit erst recht. Auch wenn wir keine Volkskirche mehr sind, so müssen wir doch Kirche fürs Volk und für die Menschen bleiben. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche“. Obgleich vehement eine größere Transparenz in vielen Fragen der Kirche gefordert wird, hält Genn öffentliche Sitzungen der Bischofskonferenz künftig für nicht denkbar: „Es braucht manchmal den geschützten Raum, in dem wir auch unsere Unsicherheiten voreinander benennen können. Es ist ja nicht so, dass wir, nur weil wir Bischöfe sind, alles schon wissen.“