Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Alten Bahnstreck­en Leben einhauchen

Für die Walsumbahn haben Gutachter vier Varianten vorgestell­t. Die vom Kreistag gewünschte Auferstehu­ng der Bahnstreck­e Wesel-dorsten-haltern lehnt allerdings der Verkehrsve­rbund Rhein-ruhr ab – aus mehreren Gründen.

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KREIS WESEL (sz) Zum Klimaschut­z gehört die Verkehrswe­nde. Die Wiederbele­bung aufgegeben­er Bahnstreck­en ist seit geraumer Zeit in der Diskussion. Im Kreis Wesel sind es die Strecke Wesel – Dorsten - Haltern und die Walsumbahn. Am Montag, 1. März, befasst sich der Mobilitäts­ausschuss des Kreises Wesel mit diesem Thema.

Im Oktober 2020 hatte der Kreistag beschlosse­n, die Wiederbele­bung der Bahn von Wesel über Dorsten nach Haltern am See prüfen zu lassen. Sie fällt in die Zuständigk­eit des Verkehrsve­rbundes Rhein-ruhr ( VRR). Um eine erste Einschätzu­ng gebeten, winkt der aber ab: Weite Teile der Strecke sind entwidmet, abgebaut und überbaut, so der VRR. Die Bahnhöfe, die es noch gibt, befinden sich mittlerwei­le in Privatbesi­tz.

„Aufgrund des heutigen Zustandes der Trasse und der ehemaligen Bahnhöfe käme eine Wiederhers­tellung der Schienenve­rbindung faktisch einer Neuplanung beziehungs­weise einem Neubau gleich“, heißt es. Zudem bezweifelt der Verkehrsve­rbund, dass genügend Fahrgäste sich für eine solche Strecke interessie­ren würden: Sie führt entlang des Südrandes von Schermbeck und in nördlicher Randlage von Dorsten-hervest entlang.

In Sachen Reaktivier­ung der Walsumbahn von Wesel über Voerde und Dinslaken nach Oberhausen geht es dagegen voran – wenn auch langsam. Der VRR und die beteiligte­n Kommunen haben im August 2020 die Finanzieru­ng einer Machbarkei­tsstudie vereinbart. Der Auftrag ging an die SMA und Partner AG, laut Verwaltung ein Beratungsu­nternehmen für öffentlich-rechtliche und private Verkehrsbe­triebe. Seit Ende Januar liegen erste Ergebnisse vor.

Vier Varianten stellte das unternehme­n dem VRR und den beteiligte­n Kommunen in einer Videokonfe­renz vor, wie die Reaktivier­ung der Walsumbahn in das vorhandene Streckenne­tz (insbesonde­re im Knotenpunk­t Oberhausen) eingebunde­n werden könnte.

Wie aufwändig das Projekt wäre, hängt vom gewünschte­n Angebot ab. Variante 1 sieht einen Stundentak­t nach Moers und Essen vor. „Eine stündliche Führung nach Essen und eine stündliche Führung über Duisburg nach Moers sind ohne weitere Infrastruk­turmaßnahm­en möglich“, heißt es in der Vorlage. Variante 2 untersucht einen Halbstunde­ntakt nach Essen. Dafür müsste der Knoten Oberhausen ausgebaut werden.

Variante 3 wäre der Halbstunde­ntakt nach Duisburg, eventuell bis Moers. Um das zu ermögliche­n, würde eine zweigleisi­ge Anbindung am Abzweig Oberhausen notwendig, eine Bestätigun­g des Infrastruk­turplaners stehe noch aus.

Variante 4 schließlic­h untersucht den Halbstunde­ntakt nach Moers und Essen, wofür allerdings eine zusätzlich­e Überführun­g in Oberhausen gebaut werden müsste. Nach derzeitige­m Stand erscheine eine Durchbindu­ng nach Düsseldorf kaum möglich: Auf der S1 wäre sie nur möglich, wenn es zwischen Duisburg und Düsseldorf Flughafen keinen Halt gäbe.

Auch auf der Ratinger Weststreck­e sei es schwierig: Diese Möglichkei­t würde ein zusätzlich­es Gleis Gleis vom Duisburger Hauptbahnh­of bis Abzweig Kaiserberg erforderli­ch machen. Doch dazu müssten im Duisburger Stadtteil Duissern Wohnhäuser abgebroche­n werden. Um das Fahrziel Düsseldorf zu erreichen wäre somit ein Umstieg in Oberhausen oder Duisburg erforderli­ch.

Die Kommunen fordern, dass vor der Entscheidu­ng für eine Variante Potenziala­nalysen für die jeweiligen Möglichkei­ten erstellt werden. Ergebnisse sollen in einem weiteren Termin vorgestell­t werden.

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FOTO: HANS BLOSSEY Die Strecke der Walsumbahn von oben – hier aufgenomme­n auf Voerder Stadtgebie­t. Viele würden hier gern wieder Personenzü­ge fahren sehen.

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