Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Akteure wollen Traum von Olympia nicht aufgeben
DÜSSELDORF (rent/dr/mtm/jon/ ley) Die Entscheidung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) mit Brisbane exklusiv über die Vergabe der Sommerspiele 2032 zu sprechen, ist ein deutlicher Dämpfer für die privat geführte Olympia-initiative Rhein-ruhr-city. Nicht wenige Vertreter in Sport und Politik sehen eine Olympiabewerbung aus Deutschland damit schon für gescheitert, bevor sie überhaupt richtig begonnen hat. Ioc-präsident Thomas Bach verteidigt das Verfahren, auf Empfehlung einer Evaluierungskommission die Verhandlungen aufzunehmen Es sei „kostengünstiger, verhindert jegliche unzulässige Einflussnahme, ist unpolitischer und versachlicht es zunehmend“.
Nicht nur für Michael Mronz, der die Initiative Rhein-ruhr-city gegründet hat, kam die Entscheidung des IOC überraschend. Auch die an der Bewerbung beteiligten Kommunen traf die Nachricht unvorbereitet. „Trotz dieser Entwicklung bin ich überzeugt davon, dass die Herangehensweise für unsere Olympiabewerbung an Rhein und Ruhr richtig war und ist. Wer Ausrichter der Olympischen- und Paralympischen Spiele werden möchte, kann das heute nicht mehr ohne den Rückhalt der Bevölkerung tun – auch wenn diese Bürgerbeteiligung mehr Zeit in Anspruch nimmt“, sagte Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link. Felix Heinrichs, Oberbürgermeister in Mönchengladbach, hatte am Mittwoch ein Gespräch mit Mronz. „Es ist ärgerlich, dass es diese Vorentscheidung gibt, aber die Tür ist noch nicht ganz zu“, sagte Heinrichs. Die Option, sich mit anderen Kommunen als Region zu bewerben, will er sich offenhalten, „aber wir sollten nicht übereilig werden“. Sollte es 2032 nicht klappen, müsse man das sportlich sehen und sich vielleicht für die darauffolgenden Spiele bewerben. Bei dem Treffen der Rathaus-chefs aus den Bewerberstädten mit Ministerpräsident Laschet und Mronz am Freitag werde man eine gemeinsame Linie abstimmen.
„Wir lassen uns nicht so schnell entmutigen. Die Ideen für RheinRuhr-city sind nicht verloren – sie sind viel zu gut, um in einer Schublade zu verschwinden“, sagt Krefelds Oberbürgermeister Frank Meyer.
Nicht nur in der Politik sorgt die neue Situation für Unverständnis. „Das ist schon ein schwerer Schlag für den deutschen Sport. Es ist ärgerlich, dass wir es über Jahr nicht schaffen, aus welchen Gründen auch immer, eine Bewerbung an den Start zu bringen“, sagte Jörn Elberding, Geschäftsführer der Abteilung Leichtathletik beim TSV Bayer 04 Leverkusen. „Rhein-ruhr-spiele hätten sehr viel Charme gehabt. Aber es ist ein politisches Thema, dass man sich nicht einigen konnte, wer aus deutscher Sicht Ausrichter sein sollte.“Sportlich wäre Deutschland aus Elberdings Sicht mal wieder dran.
Angela Beckmann, Pressesprecherin der Bonn Capitals, deren Stadion für den Baseball-wettbewerb vorgesehen war, kritisiert die bisherige Vorgehensweise, das RheinRuhr-projekt noch nicht als offizielle Olympiabewerbung für Deutschland in die Diskussion zu bringen. „So fehlt die volle Rückendeckung des DOSB.“
Max Hartung, Präsident des Vereins Athleten Deutschland und Säbelfechter beim TSV Bayer Dormagen will die Ioc-entscheidung aber noch nicht als endgültiges Aus für die Rhein-ruhr-region sehen. „Schade finde ich vor allem, dass nicht transparent ist, auf welcher Grundlage man entschieden hat und was die genauen Schritte waren, die zu den Gesprächen geführt haben“, sagte Hartung. Er selbst war schon bei Olympia in London und Rio dabei. „Als Athlet hatte ich die Hoffnung, an so einer Bewegung mitarbeiten zu können, und mit einem guten Konzept dem Misstrauen gegenüber solchen Großveranstaltungen entgegentreten zu können“, sagte der 31-Jährige. An der Initiative Rhein-ruhr-city habe ihn begeistert, dass sich eine ganze Region bewirbt und die Kosten so durch die vorhandenen Sportstätten reduziert werden könnten. Gleichzeitig habe es in NRW sehr viel Unterstützung und gute Gespräche zur Umsetzung gegeben. Die Strukturen, Konzepte und Ideen, die geschaffen wurden, würden sich nicht nur auf Olympische Spiel begrenzen, sondern seien auch für andere Sportveranstaltungen gut und wichtig.