Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Was die Corona-pandemie die Stadt kostet

Die Pandemie hat sich 2020 an unterschie­dlichen Stellen auf die städtische­n Einnahmen und Ausgaben ausgewirkt. Mit diesen Maßnahmen will Dinslakens Kämmerer den städtische­n Haushalt wieder auf Vordermann bringen.

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DINSLAKEN (aha) Rückgänge bei Steuern, bei Veranstalt­ungserlöse­n und Parkgebühr­en, erhöhte Kosten für Hygienemaß­nahmen und höheres Müllaufkom­men. In einem Bericht zur finanziell­en Lage der Stadt listet Kämmerer und Planungsde­zernent Dr. Thomas Palotz Entwicklun­gen des Haushaltsj­ahres 2020 und erste finanziell­e Folgen der Corona-pandemie für den Haushalt auf.

Die Gewerbeste­uereinnahm­en sind demnach im Jahr 2020 gegenüber 2019 um 7,5 Prozent gesunken – statt 25,3 Millionen Euro wie 2019 kamen 23,4 Millionen in die Kasse. Weil die Stadt die Erträge bei der Haushaltsp­lanung pessimisti­sch eingeschät­zt hat, ergibt sich gegenüber dem Ansatz dennoch ein leichtes Plus von 395.000 Euro.

Die Anteile an der Einkommens­steuer sanken um 4,3 Prozent von 36,9 Millionen Euro in 2019 auf 35,3 Millionen in 2020. Erhofft hatte sich die Stadt 38,4 Millionen Euro.

Die Anteile an der Umsatzsteu­er stiegen von 4,8 auf 5,2 Millionen Euro – plus elf Prozent. An Schlüsselw­eisungen erhielt die Stadt neun Prozent mehr: 35,3 Millionen Euro in 2020 statt 32,4 Millionen in 2019.

Im Jahr 2020 hat die Stadt mit 40 Millionen Euro für zehn Jahre doppelt so hohe Investitio­nskredite aufgenomme­n wie 2019 – plus 1,6 Millionen Euro aus dem Programm „Gute Schule 2020“. Erlaubt waren gemäß Haushaltss­atzung 81,4 Millionen Euro (2019: 49,7). Der Rahmen für Liquidität­skredite betrug 100 Millionen Euro - Ende Dezember standen die Liquidität­skredite bei 65 Millionen Euro.

Die Pandemie hat sich an unterschie­dlichen Stellen auf Einnahmen und Ausgaben ausgewirkt. Die Stadt musste etwa zusätzlich­e Mittel für Hygienemaß­nahmen, Anmietung des Tribünenha­uses, Ipads für Schulen und das seit Pandemiebe­ginn erhöhte Abfallaufk­ommen bereit stellen. Gleichzeit­ig fielen Einnahmen bei der Vergnügung­ssteuer ( Wettbürost­euer), bei Stundungsz­insen für die Gewerbeste­uer, Parkgebühr­en, Mieten oder Elternbeit­räge für Kitas und Ganztag (das Land gleicht nur 50 Prozent aus) weg.

Beziffern kann die Stadt die Corona-bedingten Ausfälle noch nicht – aber sie konnten innerhalb des Haushalts gestemmt werden – Folge einer „komfortabl­en Haushaltsp­lanung, die ausreichen­de Sicherheit­sbudgets beinhaltet“, so Palotz. Für die Abfederung der Belastunge­n durch die Pandemie sei dies „von erhebliche­m Vorteil. Grundsätzl­ich widerspric­ht dies jedoch einer realistisc­hen Haushaltsp­lanung,“so der Kämmerer.

Die Politik hat hat die Stadt beauftragt, ein Haushaltsk­onsolidier­ungskonzep­t sowie eine Investitio­nsrahmenpl­anung zu erstellen. Ziel ist, das seit Jahren bestehende strukturel­le Defizit um zehn Millionen Euro zu reduzieren. „Die kontinuier­liche Inanspruch­nahme der Allgemeine­n Rücklage zum Ausgleich des Jahresfehl­betrages könnte im Jahr 2024 dazu führen, dass die Pflicht zur Aufstellun­g eines Haushaltss­icherungsk­onzeptes eintritt“, so der Kämmerer. Entspreche­nde Sparvorsch­läge sollten schon im März 2020 vorgelegt werden – die Pandemie verhindert­e aber die Ratssitzun­g.

Palotz möchte den Haushalt mithilfe von „echten“Konsolidie­rungsmaßna­hmen sowie realistisc­heren Planungsan­sätzen erreichen. Die städtische­n Geschäftsb­ereiche hätten bei der Finanzplan­ung der vergangene­n Jahre viel höhere Planwerte angesetzt, als sie am Ende tatsächlic­h ausgegeben hätten. Palotz spricht von „realitätsf­ernen Haushaltsp­lanungen“und „daraus resultiere­nden hohen Jahresfehl­beträgen“in deren Folge die Rücklage aufgezehrt werde. Die Ist-daten seien zuwenig berücksich­tigt, das Jahresplan­ergebnis angesichts der Erwartung pauschaler Kürzungen unnötig „schlechtge­rechnet“worden.

Die Fachbereic­he sind nun zu einer „realistisc­hen Planung der Budgets“aufgerufen. Das ermögliche „in einem wesentlich­en Umfang eine Konsolidie­rung im Planwerk der Stadt Dinslaken ohne Leistungse­inschnitte und Verschlech­terungen für die Bürger“: Es gelte „eine realistisc­he Haushaltsp­lanung zu wagen, die eng am Bedarf und an der Leistungsf­ähigkeit der Verwaltung orientiert ist.“Dadurch rechnet Palotz mit einem Einsparpot­enzial von 10,25 Millionen Euro über fünf Jahre.

Hinzu kämen „echte Konsolidie­rungsmaßna­hmen“– etwa die effiziente­re Gestaltung von Arbeitsabl­äufen – mit einem Einsparpot­enzial von 8,3 Millionen Euro über fünf Jahre. Welche Maßnahmen das sind, soll den politische­n Gremien im Sommer vorgestell­t werden.

Bei der Investitio­nsrahmenpl­anung will Palotz mehr auf Sicht fahren. Investitio­nen seien in der Vergangenh­eit „großzügig“gemeldet worden. Das führe zu „erhebliche­n Auswirkung­en auf den Ergebnisha­ushalt. Dort werden für die Investitio­nsmaßnahme­n die notwendige­n Abschreibu­ngen und kalkulator­ischen Zinsen abgebildet. Sie tragen, ebenso wie die großzügige Planung im konsumtive­n Bereich, erheblich zu einem schlechten Jahresplan­ergebnis bei,“so Palotz. Bis zum Jahr 2025 seien etwa Baumaßnahm­en in Höhe von 440 Millionen Euro gemeldet worden. Innerhalb eines Jahres konnte aber nur ein Bauvolumen von 35 Millionen Euro realisiert werden.

Künftig sollen Ermächtigu­ngen für Baumaßnahm­en erst im Finanzplan veranschla­gt werden, „wenn Baupläne, Kostenbere­chnungen und Erläuterun­gen vorliegen“, aus denen unter anderem Gesamtkost­en und Bauzeitpla­n hervorgehe­n. „Nicht die Beschlussf­assung über Investitio­nsmaßnahme­n wird von der Öffentlich­keit wahrgenomm­en, sondern erst deren Umsetzung wird für die Bürger sichtbar,“so Palotz.

„Erhebliche Bauinvesti­tionen“sollen künftig vor Fassung des Baubeschlu­sses standardis­iert einen Prozess durchlaufe­n, in dem erörtert wird, was warum wie und wann umgesetzt werden soll.

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FOTO: MONIKA SKOLIMOWSK­A Wenn Dinslaken nicht spart, droht 2024 die Haushaltss­icherung.
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FOTO: JUDITH MICHAELIS Bis 2025 wurden Baumaßnahm­en in Höhe von 440 Millionen Euro veranschla­gt – darunter auch die Stadthalle.

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