Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Ärztekammer prüft Vorwürfe gegen Impfarzt im Fall Staake
Erich Staake und seine Begleiterin standen als Altenbetreuer auf der Liste des Hewag-heims. Bei der Staatsanwaltschaft gingen mehrere Anzeigen ein.
Die Impfdrängelei des Duisburger Hafenchefs Erich Staake könnte nun auch dienstrechtliche Konsequenzen für den Impfarzt Stephan Bock haben. Wie die Ärztekammer Nordrhein auf Anfrage mitteilt, habe man den Duisburger Allgemeinmediziner gebeten, den Vorfall aus seiner Sicht zu schildern. „Wir werden den Fall berufsrechtlich prüfen und dabei Dr. Bock um Stellungnahme bitten“, teilt eine Sprecherin mit. Das Heilberufsgesetz erlaubt den Ärztekammern verschiedene Sanktionsmöglichkeiten, darunter Ermahnungen, Bußgelder oder gar der Entzug der Approbation.
Auch gegenüber der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein muss Bock sich nun rechtfertigen. „Impfärzte sind an die Priorisierung der Coronavirus-impfverordnung sowie die Vorgaben des Gesundheitsministeriums gebunden“, heißt es dort. Beide Stellungnahmen stehen noch aus. Bock wollte sich am Dienstag telefonisch nicht zu den Vorwürfen äußern. Noch im März hatte er gegenüber der „WAZ“und auch unserer Redaktion behauptet, nicht zu wissen, ob er den 67 Jahre alten Erich Staake am 13. Januar im Hewag-seniorenheim in Neudorf geimpft hatte. Den Hafenchef habe er zuvor nicht persönlich gekannt, hieß es damals. Von 2010 bis 2011 waren beide jedoch in verantwortlicher Position beim MSV Duisburg tätig – Staake als Mitglied des Aufsichtsrats, Bock als stellvertretender Vorsitzender des Vorstands.
Derweil belastet ein Bericht des Nrw-gesundheitsministeriums Staake weiter. In dem Dokument, das von Minister Karl-josef Laumann (CDU) unterzeichnet ist und unserer Redaktion vorliegt, heißt es, am 13. Januar sei auch ein heimbetreuender Arzt im Hewag-seniorenstift anwesend gewesen. Dieser habe „laut Bericht des Impfzentrums – ohne Abstimmung mit dem mobilen Impfteam – weitere Personen geimpft“. Dabei handelte es sich „um in der direkten Altenbetreuung (beruflich bzw. ehrenamtlich) Tätige“. Neben Staake und einer weiblichen Begleitung waren darunter auch Walter Hellmich, Gründer der Hellmich-gruppe, zu der auch die
Hewag-heime gehören, und seine Ehefrau. Alle vier waren als Altenbetreuer gemeldet.
Die vorzeitige Impfung Staakes war vor rund vier Wochen bekannt geworden. Nach heftiger öffentlicher Kritik hatte er sich entschuldigt. Zunächst hatte ein Hafensprecher die Impfung noch mit Staakes zahlreichen Auslandsreisen im Dienst des als systemrelevant eingestuften Unternehmens gerechtfertigt. In seinem Schreiben betonte Staake dann jedoch: „Dienstliche Gründe haben hier keine Relevanz.“
In der vergangenen Woche traf sich der Aufsichtsrat zu einer Sondersitzung und entschied, Staake könne bis zu seinem Ruhestand Ende des Jahres trotz aller Kritik Hafenchef bleiben. Ein Beratervertrag für die Zeit danach ist allerdings erstmal vom Tisch. Die Stadt Duisburg ist zu einem Drittel Eigentümerin der Hafengesellschaft Duisport. Die anderen zwei Drittel gehören dem Land NRW. Aufsichtsratsvorsitzender ist der Staatssekretär im Verkehrsministerium Hendrik Schulte.
Staakes Impfung wird auch zum Fall für die Justiz. Wie die Staatsanwaltschaft Duisburg auf Anfrage mitteilt, liegen gegen den 67-Jährigen vier Anzeigen aus der Bevölkerung vor. Darin wird Staake der veruntreuenden Unterschlagung und Bestechlichkeit bezichtigt. „Wir werden die Vorwürfe nun prüfen“, sagt eine Sprecherin. Auch Minister Laumann deutet in seinem Bericht an, es könnten „Strafvorschriften verwirklicht werden, beispielsweise Korruptions- oder Eigentumsbzw. Vermögensdelikte.“Dies setze stets einen bewussten Verstoß gegen die Priorisierungsvorgaben voraus.