Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Anhänger jagen verängstigte Schalker Profis
Auf den Abstieg folgen hässliche Szenen. Die Spieler werden nach der Pleite in Bielefeld von enttäuschten Fans erwartet.
GELSENKIRCHEN (dpa) Profis auf der Flucht vor aggressiven Fans, Polizei-ermittlungen und eine erschütterte Klub-führung: Das Ende einer Horrorsaison wurde für den abgestürzten FC Schalke 04 zu einem verstörenden Tiefpunkt. Nach dem vorzeitig besiegelten vierten Abstieg aus der Fußball-bundesliga muss der stolze Revierklub die Ereignisse einer bitteren Nacht verarbeiten und blickt einer höchst ungewissen Zukunft in der 2. Liga entgegen.
Tieftraurig war das Team am frühen Mittwochmorgen vom 0:1 in Bielefeld zurückgekehrt, an der heimischen Arena wurden die Schalker mit Wut empfangen.
500 bis 600 Menschen warteten laut Polizei auf die Mannschaft, einige Spieler seien mit „massiven Aggressionen“konfrontiert worden. Eier flogen, zwei Profis sollen getreten worden sein. Durch das Einschreiten der Beamten sei eine weitere Eskalation vermieden worden, hieß es. Kurz danach seien die Fans abgezogen und Strafverfahren eingeleitet worden.
Der Klub äußerte zwar Verständnis für den Fan-frust, verurteilte die Geschehnisse aber scharf: „Der Verein wird es niemals akzeptieren, wenn die körperliche Unversehrtheit seiner Spieler und Mitarbeiter gefährdet wird.“
Der frühere Schalke-coach Peter Neururer nannte die Vorfälle „erschreckend“. „Das hat mit Schalke 04 nichts zu tun“, sagte er. Dass die Mannschaft „von irgendwelchen Leuten attackiert wird“, sei die „Krönung des Ganzen“.
Die Gewissheit, dass die Schalker nach einer Spielzeit voller Pleiten und Rückschläge das Oberhaus verlassen müssen, setzte den Königsblauen schwer zu. In Bielefeld verschwanden die Profis kommentarlos und mit gesenkten Köpfen in die Kabine. Nur Eigengewächs Timo Becker saß noch länger auf der Ersatzbank und weinte bitterlich.
Trauer über den Absturz des Vereins, der zuletzt 30 Jahre in der Bundesliga spielte, und konstruktive Gedanken zum Projekt Wiederaufbau rückten so am Mittwoch in den Hintergrund. Dass sich bei dem hoch verschuldeten Verein vieles wird ändern müssen, ist aber unbestritten. Die bisherige Bilanz der Königsblauen in dieser Saison ist schlicht verheerend: 30 Spiele, 2 Siege, 13 Punkte und ein Torverhältnis von 18:76.