Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Sanierung: Gut für Klima und Geldbeutel
Vor einem halben Jahr ist das Projekt Energiequartier Schepersfeld gestartet. Die erste Bilanz ist positiv.
WESEL (rme) Klimaschutz fängt in den eigenen vier Wänden an – oder drumherum. Die Ziele, die sich die Stadt mit ihrem „Energiequartier Schepersfeld“gesetzt hat, sollen in vielen kleinen Schritten innerhalb von fünf Jahren umgesetzt werden:
Der Energieverbrauch und Co2-ausstoß im Viertel mit einer Größe von 110 Hektar und rund 5000 Einwohnern sollen um jeweils fünf Prozent gesenkt werden – allein durch kurzfristig umsetzbare energetische Maßnahmen, die jeder Hausbesitzer mit Unterstützung selbst stemmen kann. Im Oktober ist das Projekt an den Start gegangen, das erste Resümee kann sich durchaus sehen lassen. Sagt jedenfalls Wesels Klimaschutzmanagerin Ingrid von Eerde nach sechs Monaten: „Es ist besser angelaufen als erwartet.“
Kernstück des Projekts ist das Quartiersbüro im Mehrgenerationenhaus Am Birkenfeld. Dort berät Sanierungsmanager Nikolai Spiess von der Innovation City Management Gmbh Bürger rund um energetische Sanierungen und Einsparpotenziale. „Das Konzept setzt vor allem auf private Haushalte und Gewerbetreibende“, erklärt von Ingrid Eerde.
Im Viertel ist das Konzept auf erste Interessenten gestoßen: 50 Anfragen von Eigentümern sind inzwischen eingegangen, 41 Erstberatungen hat Nicolai Spiess durchgeführt und 33 Sanierungswillige weitergeleitet an den Kooperationspartner von der Verbraucherberatung. Dort kümmert sich Energieberater Akke Wilmes um die Anfragen, hilft bei der Suche nach Fördermitteln weiter und schaut sich vor Ort die Gebäude an (derzeit allerdings nur online/ per Video), bevor er konkrete Empfehlungen ausspricht.
Zehn Förderanträge sind bisher im Büro bewilligt, die Gesamtsumme der beantragten Förderungen liegt bei 13.460 Euro. Dabei ging es etwa um neue Fenster oder Türen, die Dachdämmung, Rolladenkästen oder Gasbrennwertkessel. Kleine Schritte, die helfen, Energie und CO2 einzusparen. „Das ist schon eine gute Quote“, findet Ingrid von Eerde. Wichtig sei auch die Kopplung zwischen der städtischen Förderrichtlinie und der Beratung; das unterstützt den Entschluss der Bürger, die Maßnahme auch umzusetzen.
Bewährt habe es sich auch, dass die Stadt die Hausbesitzer angeschrieben und über das Angebot informiert hat. Allein im November und Dezember kamen 20 Anfragen. Künftig sollen weitere Aktionen für das Projekt werben und auch Gewerbetreibende angesprochen werden. Für Ende Mai ist zum Beispiel eine Solarkampagne geplant.
Über die vom Stadtrat beschlossene Förderrichtlinie „Sanierungszuschuss Wesel Schepersfeld“erhalten Bürger im Projektgebiet Zuschüsse. Rund 20.000 Euro stehen jährlich zur Verfügung. Damit können Maßnahmen unterstützt werden, die nicht mit Landes- oder Bundesmitteln gefördert werden, zum Beispiel die Modernisierung von Heizungsanlagen oder der Einsatz erneuerbarer Energien.
Dass ausgerechnet Scherpersfeld als Projektgebiet ausgewählt wurde, liegt an der Durchmischung des Quartiers: Die Bebauung besteht aus Ein- und Zweifamilienhäusern, aber auch aus mehrgeschossigen Wohngebäuden und Gewerbebetrieben. Vieles ist in den 60er und 70er Jahren entstanden.
Die Erfahrungen aus der Beratung und Förderung für die Sanierungsmaßnahmen sollen als Vorbild für das gesamte Stadtgebiet dienen. Angedacht ist, so Ingrid von Eerde, dass das Angebot später ausgeweitet wird.