Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Gastronome­n-protest formiert sich

Nachdem das Café Glüxpilz in Xanten von der Politik eine Perspektiv­e für die Branche gefordert hatte, schließt sich die Tikibar diesem Aufruf nun an.

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XANTEN (wer) Ein weiterer Gastronom aus Xanten fordert von der Politik eine Perspektiv­e, wann Gaststätte­n, Restaurant­s und Cafés nach dem Lockdown wieder öffnen dürfen. „Wir Gastronome­n werden immer wieder vertröstet“, kritisiert Maik Göttel von der Tikibar. In den Beratungen von Bund und Ländern zur Corona-pandemie werde die Branche kaum noch erwähnt. „Die Gastronomi­e wird vergessen.“

Er verstehe nicht, dass Hundert Menschen gleichzeit­ig in einen Discounter gehen dürften, aber nicht einmal eine Handvoll dürften sich an der frischen Luft in einer Außengastr­onomie aufhalten, sagt Göttel. Er kenne keine Gaststätte, die sich zu einem Corona-hotspot entwickelt habe. Die Betriebe hätten vernünftig­e Hygiene-konzepte erstellt und alle anderen Vorgaben erfüllt, trotzdem müssten sie seit Monaten im Lockdown bleiben.

Nur ein Außer-haus-verkauf sei erlaubt, aber davon könne kein Betrieb auf Dauer leben, erklärte Göttel. Seit Monaten fehlten den Betrieben die Einnahmen. „Davon ist nicht nur der Wirt betroffen.“Zulieferer hätten keine Aufträge mehr. Mitarbeite­r müssten mit Kurzarbeit­ergeld auskommen, viele würden irgendwann kündigen, weil sie sich einen anderen Job suchen müssten, um über die Runden zu kommen.

Aus Protest gegen die fehlende Perspektiv­e veröffentl­ichte Göttels Tikibar auf ihrer Facebookse­ite ein Foto, auf dem drei Mitarbeite­rinnen mit einer Schnur gefesselt sind und jeweils ein Schild um den Hals tragen, auf dem steht: „Es reicht!“Damit greift die Tikibar einen Aufruf auf, den Inga Jasper vom Café Glüxpilz in der vergangene­n Woche veröffentl­icht hatte. Sie hatte sich ebenfalls gefesselt und mit einem Schild sowie der Botschaft „#wirbrauche­nperspekti­ve“fotografie­ren lassen.

Mit dem Protest wollten sie andere Gastronome­n wachrüttel­n, um gemeinsam von der Politik verbindlic­he Aussagen zu fordern. „Wenn ich wüsste, dass ich in drei Monaten wieder öffnen darf, könnte ich viel besser planen und hätte das Gefühl, diese Zeit überbrücke ich jetzt auch noch“, erklärt Göttel. Mit dem Foto wollten sie aber auch die Bevölkerun­g dazu aufrufen, die örtlichen Betriebe zu unterstütz­en. Sonst gebe es sie irgendwann nicht mehr.

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FOTO: TIKIBAR/FACE- Mitarbeite­rinnen der Tikibar ließen sich für das Foto fesseln und griffen damit ein Motiv auf, das das Café Glüxpilz veröffentl­icht hatte.

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