Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Das wird jetzt aus dem Schanzenpad
Die Steag hat den Schanzenwald in Eppinghoven verkauft. Das „Herzstück“davon, etwa die Hälfte des Areals, haben sich Einwohner aus dem Ort gesichert. Sie haben große Pläne damit.
EPPINGHOVEN Der Schanzenwald in Eppinghoven, umgeben von Wohngebieten zwischen Schanzenstraße und dem Kommunalfriedhof Im Nist, ist eines der wenigen verbliebenen Waldstücke im dichter besiedelten Bereich von Dinslaken. Die ehemalige Eigentümerin Steag hat ihn aufgeteilt veräußert: Mehrere Parteien aus Eppinghoven haben zugegriffen. Ein Paar aus dem Stadtteil hat sich dabei den größten Teil gesichert: etwa die Hälfte des gesamten Waldes, das umfangreichste zusammenhängende Stück von rund 2,4 Hektar.
Im Stadtteil sind zuletzt Gerüchte und Sorgen aufgekommen, das Areal könne gerodet und bebaut werden. Aber die neuen Eigentümer versichern mit Nachdruck: „Genau das soll halt nicht passieren!“Ganz im Gegenteil: Sie wollen diesen Wald nicht nur bewahren, sondern darüber hinaus ökologisch aufwerten.
„Wir sind absolute Naturliebhaber“, erklärt die Käuferin ihre Motivation. „Wir wollen, dass der Wald erhalten bleibt, weil es ein traumhaft schönes Stück Land ist, und wir wollen vor der eigenen Haustür angewandten Naturschutz betreiben und zusehen, dass er vernünftig gepflegt wird.“Das heißt, der Natur ist nicht damit am besten gedient, dass man sie einfach in Ruhe lässt: „Durch gezieltes Anpflanzen von Pflanzen kann man neue Lebensräume schaffen“, führt die Eppinghovenerin aus. „Wir haben Käuzchen, Fledermäuse, Greifvögel – und da ist noch Luft nach oben.“
Außerdem solle der Wald natürlich weiter für die Öffentlichkeit zugänglich sein. „Das wird sich nicht ändern. Das darf sich auch gar nicht ändern“, betont die neue Eigentümerin. Waldgebiete müssten von Gesetzeswegen offen bleiben.
Sie richtet allerdings einen dringenden Appell an die Anlieger rundum. „Was hier wirklich das geschlossene Biotop Wald kaputt macht, ist, dass Anwohner Grünschnitt darin entsorgen.“Offenbar habe das im Schanzenpad eine gewisse Tradition, und den Leuten sei womöglich nicht klar, wie umweltschädlich es ist. „Man bringt Materialien in den Wald, die nicht da in gehören, und man nimmt den Bäumen und dem Grün, das wachsen soll, den Sauerstoff.“Tatsächlich ist die Entsorgung von Gartenabfällen in der Natur auch eine Ordnungswidrigkeit. „Man darf das nicht“, bestätigt die Eppinghovenerin. „Das wissen nur viele nicht.“
Zu dem erworbenen Land gehört unterhalb des Waldstücks eine große Wiese. Diese wollen die Eigentümer zu einer ökologisch wertvollen Streuobstwiese machen. Für speziell dieses Projekt steht als Partner Felix Weber-frerigmann in den Startlöchern, der Betreiber des Eppinghovener Claushofs: Seine Schafe sollen mal auf dem Gelände weiden. „30 hochstämmige Obstbäume werden gepflanzt, das wird in Kooperation mit Nabu und van Nahmen gemacht“, erklärt er. Also: In Kooperation mit dem Naturschutzbund und einem Saft-hersteller. Los gehen soll es im Herbst.
Später soll die Wiese dann extensiv bewirtschaftet werden: „Weder gespritzt noch gedüngt noch sonst irgendwas.“Stattdessen dürfen seine Heidschnucken sich dort sattfressen. Er freut sich auf die Pläne der neuen Landeigentümer und auf sein Mitwirken dabei, und auch darauf, was das Vorhaben für Eppinghoven bedeutet. „Ich habe das Gefühl, dass es von vielen sehr wertgeschätzt wird, wenn ein grüner Fleck erhalten bleibt“, sagt er.
In der Tat hat es bei Beobachtern und Naturschützern Bedauern ausgelöst, dass ganz am Rande des Schanzenwaldes – in anderweitig veräußerten Bereichen – zuletzt Gehölze geschlagen und Zäune gezogen wurden. Gerade das hat die Gerüchteküche im Ort kräftig angeheizt.
Die Pläne für das Herzstück des Gebietes dürften auch den Eppinghovener Heimatverein freuen. „Wir haben natürlich das Interesse, dass es möglichst so erhalten bleibt“, sagt der Vorsitzende Jürgen Otte. „Das ist das einzige Waldstück, das wir in Eppinghoven noch haben“, macht er klar. „Vor allem, wo wir immer mehr zugebaut und versiegelt haben, spielt das eine größere Rolle.“Der Schanzenpad sei wichtig für die Naherholung, für Spazierwege-verbindungen, und Obstwiesen gehörten „ein Stück zur Identität von Eppinghoven“.
Der Heimatverein würde, wenn er sich mit den Eigentümern darauf verständigen kann, sehr gerne auf der Seite des Friedhofs wieder ein Info-schild aufstellen, das auf die Historie des Geländes hinweist. Der Wald hat seinen Namen von einer Verteidigungsanlage aus dem 16. Jahrhundert. Der „Schanzenhügel“nahe der Schanzenstraße wurde erst nach dem Zweiten Weltkrieg abgetragen.