Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

So teuer ist die Theater-ehe für Duisburg

Der Aufsichtsr­at der Deutschen Oper am Rhein (DOR) hat jetzt einstimmig für eine Fortsetzun­g der Theater-ehe zwischen Düsseldorf und Duisburg votiert. Künstleris­ch ist die DOR weitgehend unumstritt­en – aber sie hat ihren Preis.

- VON MIKE MICHEL

Dass die Zwei-städte-konstellat­ion bis 2027 fortgeführ­t wird, sollen nun die Stadträte in Düsseldorf und Duisburg absegnen, und auch die Kommunalau­fsicht muss dafür noch grünes Licht geben. Die Rheinoper spricht selbst vollmundig über die bereits seit 1956 bestehende Kooperatio­n als „künstleris­ch und wirtschaft­liches Erfolgsmod­ell“. Das Solistenen­semble, die Compagnie Ballett am Rhein und die Duisburger Philharmon­iker wie auch die Düsseldorf­er Symphonike­r hätten die DOR zu einer der „ersten Adressen für Oper und Ballett in Europa entwickelt“.

So viel hochrangig­e Kultur hat ihren Preis. So zeigt der Jahresabsc­hluss der Rheinoper für die Spielzeit vom 1. August 2019 bis 31. Juli 2020 Zuschüsse von rund 42 Millionen Euro auf. Davon entfallen rund 31,3 Millionen Euro auf die Stadt Düsseldorf, der Duisburger Zuschuss liegt bei knapp 10,6 Millionen Euro. Weitere 227.000 Euro steuert der Freundeskr­eis bei.

Zuletzt machte die Pandemie auch der Rheinoper einen dicken Strich durch die Rechnung: Die Corona-bedingten Schließung­en und Auflagen sorgen für zahlreiche Absagen und auch für weniger Besucher und eine geringere Auslastung (siehe Box). Vom 12. März bis zum 31. Juli 2020 mussten auf den Bühnen der beteiligte­n Städte 98 Aufführung­en abgesagt werden. 65 entfielen davon auf das Opernhaus Düsseldorf, 33 auf das Theater Duisburg. Die Rheinoper beziffert die Umsatzeinb­ußen auf rund 2,6 Millionen Euro. Die Erlöse durch den Verkauf von Eintrittsk­arten in Duisburg betrugen in der jüngsten Spielzeit noch 886.600 Euro, nachdem sie im Jahr zuvor noch bei rund 1,3 Millionen Euro gelegen hatten. Pro Vorstellun­g wurden 2019/2020 in Duisburg übrigens 19.500 Euro eingenomme­n, im Jahr davor waren es 18.600 Euro gewesen.

Aber auch im Spieljahr 2018/2019 waren die Kulturscha­ffenden der Rheinoper in Duisburg nicht vom Glück verfolgt: Der Wasserscha­den im Theater vom 5. April 2019 sorgte dafür, dass neun Vorstellun­gen abgesagt werden mussten, acht szenische Aufführung­en im Theater mussten durch konzertant­e Vorstellun­gen in der Philharmon­ie Mercatorha­lle ersetzt werden. Auch im gegenwärti­gen Lockdown gibt es allenfalls Streaming- oder Online-angebote, die Mercatorha­lle wird für Ratssitzun­gen genutzt. Für Duisburg soll die Theater-ehe künftig teurer werden. Geplant sind pro Spielzeit 258 Vorstellun­gen, von denen 180 auf die Landeshaup­tstadt und 78 auf Duisburg entfallen, was einem Verhältnis

von 70 zu 30 entspricht. Düsseldorf hatte in den vergangene­n Jahren einen höheren Anteil der Zuschüsse übernommen, weil die Haushaltsl­age in Duisburg bekanntlic­h angespannt war. Nachdem Duisburg – von den Pandemie-folgen abgesehen – zuletzt aber ausgeglich­ene Haushalte vorweisen konnte, sollen die Finanzieru­ng nun schrittwei­se auf das Verhältnis 70 zu 30 angepasst werden. Bliebe es bei einem Gesamtzusc­huss in Höhe von rund 42 Millionen Euro, würde sich der Anteil Düsseldorf­s von 31,3 Millionen auf 29,4 Millionen Euro verringern. gesagt werden.

Besucher Im Spieljahr 2019/2020 wurden im Theater Duisburg 39.800 Besucher gezählt, im Jahr davor waren es noch 52.300 gewesen.

Auslastung Die Auslastung ging demzufolge von 73,2 auf 68,7 Prozent zurück.

Der Duisburger Anteil würde sich entspreche­nd von rund 10,6 Millionen um knapp zwei Millionen auf 12,5 Millionen Euro erhöhen.

Für Duisburg sei das Votum des Aufsichtsr­ats für eine Fortsetzun­g der Dor-theater-ehe eine „überaus positive Nachricht“, erklärte Duisburgs Kulturdeze­rnentin Astrid Neese. „Oper und Ballett spielen eine herausrage­nde Rolle für das kulturelle Leben in Duisburg, und unsere erstklassi­gen Duisburger Philharmon­iker werden weiterhin auch bei Opernauffü­hrungen in Düsseldorf spielen.“

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RP-ARCHIVFOTO: CREI Duisburgs Kulturdeze­rnentin Astrid Neese.

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