Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
So steht es um den Ausbildungsmarkt
WEGE IN DEN BERUF In Dinslaken, Voerde und Hünxe sind noch fast 300 Lehrstellen in vielen Berufen frei.
DINSLAKEN/VOERDE/HÜNXE „Jetzt ist ein guter Zeitpunkt, um sich um einen Ausbildungsplatz zu bewerben“, sagt Beate Böckmann, die als Berufs- und Studienberaterin in der Dinslakener Geschäftsstelle der Agentur für Arbeit tätig ist. Sie rät Jugendlichen, die im Sommer die Schule beenden und eine Lehrstelle suchen, sich zu sputen und aktiv zu werden. Klassischer Ausbildungsbeginn ist zwar am 1. August, doch gibt es auch den 1. September oder sogar den 1. Oktober als Startzeitpunkt. Keinesfalls sollten Jugendliche wegen der anhaltenden Corona-pandemie den Kopf in den Sand stecken und untätig bleiben, denn es gibt noch viele interessante Ausbildungsplatzangebote.
Seit dem 1. Oktober 2020 haben sich bei der Berufsberatung der Dinslakener Arbeitsagentur, die für Dinslaken, Voerde und Hünxe zuständig ist, 545 Bewerber und Bewerberinnen für einen Ausbildungsplatz gemeldet. Das sind 12 oder 2,2 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. „Also eine recht stabile Situation“, wie Sabine Hanzen-paprotta, Sprecherin der Arbeitsagentur Wesel, feststellt. Von diesen Jugendlichen suchten zum 31. März noch 355 einen Ausbildungsplatz. Die übrigen haben inzwischen entweder eine Lehrstelle gefunden oder sich dazu entschlossen, weiterhin zur Schule zu gehen oder ein Studium zu beginnen. Im gesamten Kreis meldeten sich 1983 Bewerber, das sind 151 oder 7,1 Prozent weniger als im Vorjahr.
„Grundsätzlich ist die Lage auf dem Ausbildungsmarkt natürlich weiterhin schwierig, auch wenn die Situation in der Region vergleichsweise robust ist. Jugendliche zögern teilweise mit Bewerbungen und auch die Unternehmen halten sich mit der Meldung von Ausbildungsstellen zurück“, berichtet Sabine Hanzen-paprotta. In der Arbeitsagentur-geschäftsstelle Dinslaken wird mit 458 gemeldeten freien Lehrstellen ein leichter Anstieg um 15 Stellen oder 3,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet. Ende März waren noch 294 Ausbildungsplätze unbesetzt. In Dinslaken, Voerde und Hünxe gibt es auch weiterhin freie Lehrstellen in vielen Berufen. Einige Beispiele: Anlagen
mechaniker/in Sanitär-, Heizungsund Klimatechnik (11 freie Ausbildungsplätze); Automobilkaufmann/ frau (16); Dachdecker/in (3); Elektroniker/in (14); Fachinformatiker/ in (9); Kaufmann/frau im Einzelhandel (31); Mediengestalter/in Digital und Print (3); Pflegefachmann/ frau (6); Fachkraft Lagerlogistik (4); Hörakustiker/in (4); Kaufmann/ frau Büromangement (15); Medizinische/r Fachangestellte/r (4); Steuerfachmann/frau (3).
Da wegen der weiterhin anhaltenden Corona-krise keine Ausbildungsbörsen oder ähnliche Präsenzveranstaltungen stattfinden können, bei denen Jugendliche und Arbeitgeber die Möglichkeit haben, sich gegenseitig kennenzulernen, sind die Männer und Frauen der Berufsberatung viel unterstützend tätig, per E-mail, per Telefon und auch per Videokonferenz. „Die Berufsberatung und der Arbeitgeberservice arbeiten eng zusammen, damit beide Seiten, Jugendliche und Ausbildungsplatzanbieter, zusammenfinden“, sagt Beate Böckmann. Für die Unternehmen kann eine Ausbildungsprämie, die im Rahmen des „Bundesprogramms Ausbildungsplätze sichern“gewährt werden kann, eine Hilfe sein, damit sie sich für die Nachwuchsausbildung entscheiden. Zumal die Betriebe selbst wissen, wie wichtig dies ist, da sie auch nach der Pandemie gut ausgebildete Fachkräfte benötigen.
Beate Böckmann ermuntert die angehenden Berufseinsteiger, sich auch für Ausbildungsberufe zu interessieren, die nicht ihre erste Wahl sind. „Die Jugendlichen bewerben sich zumeist für Berufe, die sie kennen, weniger bekannte Berufe werden nicht in Betracht gezogen. Ich versuche, ihnen Alternativen entsprechend ihren Fähigkeiten und Interessen aufzuzeigen“, sagt die Berufsberaterin. Für sie gibt es keinen Beruf, der völlig unattraktiv ist. „Interessiert man sich für die Tätigkeit, dann ist der Beruf auch attraktiv.“Sie rät den Jugendlichen deshalb auch, bei der Wahl des Ausbildungsberufes nicht nach Prestige und Image zu schauen, sondern zu überlegen, ob man sich für diese Arbeit interessiert und ob man Spaß daran hätten Wenn ja, dann könne man viel daraus machen.