Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Neue Hoffnung für Präsenzunterricht
Die bundesweite Corona-notbremse legt fest: Liegt die Sieben-tage-inzidenz bei über 165, gibt es in den Schulen Distanzunterricht beziehungsweise Notbetreuung. Seit Dienstag ist diese Marke in Duisburg wieder unterschritten.
Die seit Tagen sinkenden Infektionszahlen machen auch in Duisburg Hoffnung. Nachdem die Inzidenz lange jenseits der Marke von 200 lag, ist sie am Dienstag erneut gesunken – und zwar auf 156,2. Seit dem 10. April hatte der Wert in Duisburg stets über 165 gelegen, nun liegt er erstmals darunter. Dem Trend der vergangenen Tage folgend, könnte dies anhalten.
Ab einem Wert von unter 165, so ist es in der bundesweiten Corona-notbremse geregelt, kann die Rückkehr zum Wechselunterricht in den Schulen erfolgen. Zumindest jeweils eine Hälfte der Schüler hätte dann im Wechsel Präsenzunterricht. Dann müssen sich diese Schüler zwei Mal in der Woche testen lassen.
Wenn der Wert unter 165 sinkt, bedeutet das aber nicht, dass bereits am Folgetag auch wieder Wechselunterricht stattfindet. Es soll nach Möglichkeit verhindert werden, dass je nach aktueller Inzidenz die Schulen häufiger öffnen und wieder schließen müssen. In Nordrhein-westfalen ist es daher so geregelt, dass die Werte erst „stabil“unter 165 liegen müssen, bevor wieder Wechselunterricht angeordnet werden kann. Das liegt aber nicht im Ermessen der Stadt. Wann dieser Wert „stabil“ist, legt das Land fest. Erst wenn das Landesgesundheitsministerium entscheidet, dass die Werte in einer Stadt oder einem Kreis entsprechend „stabil“sind, kann eine Rückkehr zum Wechselunterricht erfolgen.
Damit alle Beteiligten ein Mindestmaß an Vorbereitungszeit haben, beginnt der Präsenzunterricht nach der Feststellung der „stabilen“Situation erst wieder am darauffolgenden Montag. Für Duisburg heißt das konkret, dass die Werte nun erst einmal einige Tage unter 165 bleiben müssen, bevor das Land in unserer Stadt Präsenzunterricht wieder zulässt. Schulstart wäre dann der darauffolgende Montag.
Nicht betroffen von diesen Regelungen sind bekanntlich Abschlussklassen, in denen der Präsenzunterricht weiterläuft. Auch die Abiturprüfungen, die derzeit gerade laufen, finden planmäßig statt.
Die Rückkehr zum „normalen“Präsenzunterricht wäre dann frü
hestens bei einer Sieben-tage-inzidenz von unter 100 möglich. Aber das ist für Duisburg derzeit noch Zukunftsmusik.
Wie heterogen die Situation insgesamt ist, zeigen die am Dienstag von der Stadt veröffentlichten Zahlen (siehe Box). So hat der Bezirk Meiderich/beeck mit 222,6 die höchste Sieben-tage-inzidenz, im Duisburger Süden sind in der vergangenen Kalenderwoche die wenigsten Neuinfektionen verzeichnet worden. In Ortsteilen wie Rahm oder Wedau gab es innerhalb von sieben Tagen eine einzige Neuinfektion. Ohnehin ist die Aussagekräft der Infektionszahlen in kleineren Ortsteilen begrenzt. So bedeuteten in Bissingheim fünf Neuinfizierte gleich einen Anstieg der Inzidenz auf 191,3 – noch vor zwei Wochen hatte sie hier bei Null gelegen. Dazu kommt, dass auch die Werte innerhalb eines Stadtbezirks stark schwanken können, wie das Beispiel Walsum zeigt: In Alt-walsum lag die Inzidenz bei 47,3, in Fahrn dagegen bei 206,2. Der am höchsten belastete Ortsteil ist derzeit Bruckhausen mit 339,5. Aber auch hier sind die Werte gesunken – in der Woche davor hatten sie in Bruckhausen noch bei 518 gelegen.
Nach wie vor gilt: In Ortsteilen mit sozial benachteiligter Bevölkerung, engen Wohnverhältnissen und einem hohen Migrantenanteil sind die Infektionswerte tendenziell die höchsten. So gibt es hohe Werte neben Bruckhausen auch in Alt-hamborn (251,6), Hochheide (210,0), Neuenkamp (325,4) oder Hochemmerich (273,7). Um dieser Ungleichverteilung zu begegnen und die Werte insgesamt zu drücken, will die Stadt nach dem Vorbild von Köln wie berichtet in Hotspots bezvorzugt impfen. Deshalb hatte Krisenstabsleiter Martin Murrack, der am Montag selbst geimpft worden war, um grünes Licht beim Nrw-gesundheitsministerium gebeten.