Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
„Kanzleikarriere und Familienplanung sind kein Widerspruch“
Bei Hogan Lovells hilft der Fokus auf die Förderung von Diversität und Inklusion weltweit dabei, attraktiv für den hochqualifizierten Nachwuchs zu sein. Darüber hinaus hat die Kanzlei Modelle geschaffen, um typische Karrierehindernisse für Frauen abzubaue
2500 Rechtsanwälte und Rechtsanwältinnen an rund 50 Standorten: Hogan Lovells gehört weltweit zu den größten Wirtschaftskanzleien. Und das Düsseldorfer Büro wiederum zählt mit mehr als 100 Anwälten und Anwältinnen zu den größten der Landeshauptstadt. „Wir sind personell stark gewachsen in den letzten Jahren und sehen ein großes Interesse von Bewerbern und Bewerberinnen an unserer Kanzlei. Mit divers aufgestellten Teams reagieren wir mit hoher Beratungsqualität auf die Anforderungen unserer Mandanten“, sagt Dr. Heiko Gemmel, der den Standort seit dem letzten Jahr leitet. Das Personalthema kennt der Steuerrechtler aus eigener praktischer Erfahrung. Schließlich war Heiko Gemmel selbst früher als Partner für das Recruitment verantwortlich. „Unsere strategische Ausrichtung hilft uns dabei, attraktiv für den hochqualifizierten Nachwuchs zu sein. Eines der Kernthemen für Hogan Lovells ist weltweit die Förderung von Diversität und Inklusion.“
Besonders die Geschlechtergerechtigkeit steht im Fokus. Das hat auch wirtschaftliche Gründe. Mittlerweile bilden Frauen die Mehrheit unter den Absolventen juristischer Fakultäten in Deutschland, und ihre Leistungen sind häufig besser als die von Männern. „Wir haben mittlerweile eine Quote von rund 60 Prozent an weiblichen Associates. Durch einen ausgewogenen Talent-pool werden sich in Zukunft auch mehr und mehr Frauen in Führungspositionen und Partnerschaft wiederfinden.“Die Kanzlei achtet darauf, typische Karrierehindernisse für Frauen abzubauen, und hat schon 2016 eine dezidierte Flexibilisierung der Arbeitsplatzgestaltung mit Homeoffice-lösungen eingeführt.
Auch Teilzeitmodelle seien kein Problem – auch nicht auf dem Weg nach ganz oben, betont der Rechtsanwalt. „Kanzleikarriere und Familienplanung sind kein Widerspruch, im Gegenteil. Es lassen sich immer Möglichkeiten einer erfolgreichen Kombination finden – zum Beispiel durch flexible Konzepte in Teilzeit oder Elternzeit.“Selbst in sehr projektorientierten Rechtsbereichen wie dem Transaktionsgeschäft sei es möglich, diese Lösungen umzusetzen, nur erfordere dies etwas höheren Planungsaufwand, sagt Heiko Gemmel.
Überhaupt erkennt er einen Wandel in der Mentalität des juristischen Nachwuchses. Die Zeiten, in denen Anwälte quasi rund um die Uhr gearbeitet hätten, sei bei den jüngeren Generationen definitiv vorbei. „Daher spielt die Work-life-balance auch eine wesentliche Rolle im erfolgreichen Recruitment und späteren Arbeitsumfeld und ergänzt die generelle Diversity-strategie.“
Das Engagement für Vielfalt und Inklusion bei Hogan Lovells drückt sich auch dadurch aus, dass die Kanzlei ihren Rechtsanwälten und Rechtsanwältinnen bewusst Freiräume für Diversity-aktivitäten lässt. Besonderes Engagement werde in die sogenannten „billable hours“eingerechnet, also in die abzurechnenden Stunden, die jeder Anwalt leisten muss. „Natürlich ist es auch unser Ziel, die Rentabilität zu steigern. Wir haben längst erkannt, dass gelebte Diversität und Inklusion Wachstumsbeschleuniger sind. Unser Engagement für Vielfalt und Inklusion hilft uns, unseren Mandanten die passenden Kompetenzen zu bieten, die besten Talente anzuziehen und Innovationen voranzutreiben“, betont Heiko Gemmel.
Apropos Wachstum: Beim neuen Verbandssanktionengesetz sieht der Experte für Steuerrecht viele Möglichkeiten für Kanzleien, für Mandanten tätig zu werden. Zwar hält Heiko Gemmel die Regelungen nicht für gänzlich neu. Immerhin regele schon das Gesetz über Ordnungswidrigkeiten (OWIG) unter Paragraf 30 die Geldbuße gegen juristische Personen und Personenvereinigungen – also genau den Bereich, den auch das Verbandssanktionengesetz zum Gegenstand habe. „Darin ist ganz klar geregelt, dass Straftaten oder Ordnungswidrigkeiten von Organen eines Unternehmens, durch die Pflichten, welche die juristische Person oder die Personenvereinigung treffen, verletzt worden sind, oder durch die diese Organisation bereichert worden ist oder werden sollte, mit einer Geldbuße geahndet werden kann. Die Geldbuße beträgt im Falle einer vorsätzlichen Straftat bis zu zehn Millionen Euro und im Falle einer fahrlässigen Straftat bis zu fünf Millionen Euro.“
In Heiko Gemmels Hauptdisziplin, dem Steuerrecht, komme dies bereits häufiger vor. Unter anderem berät er verschiedene Mandanten im Zusammenhang mit dem Cum-ex-steuerskandal. Dabei kam es in der Vergangenheit in großem Umfang zu bewusst herbeigeführter mehrfacher Erstattung von nur einmal abgeführter Kapitalertragsteuer. Der Steuerschaden beträgt nach Schätzungen mehr als 30 Milliarden Euro. „Unsere Mandanten wollen vor allem wissen, ob das betroffene Unternehmen in der Vergangenheit mit diesen Geschäften zu tun hatte. Wir untersuchen daher diese Fragestellung auch mit dem Blick auf mögliche Sanktionen nach dem Gesetz über Ordnungswidrigkeiten“, erklärt der Rechtsanwalt und Steuerberater.
Gerade aus steuerlicher Sicht würden die Anforderungen immer höher, selbst schlichtweg unbeabsichtigte Versäumnisse in der Steuererklärung eines Unternehmens beziehungsweise deren unterlassene Korrektur könnten von der Finanzverwaltung sehr schnell als strafrechtlich relevante Steuerhinterziehung oder als leichtfertige Steuerverkürzung ausgelegt werden. Heiko Gemmel ist sich sicher: „Obwohl es bereits Sanktionsmöglichkeiten gibt, wird sich die Situation für Unternehmen durch das neue Gesetz weiter verschärfen. Dies gilt insbesondere auch für Steuerstraftaten.“
Ein weiterer wichtiger Punkt für Heiko Gemmel ist die regulatorische Beratung von Unternehmen im Rahmen des „Green Deal“der EU. Dieses Konzept hat das Ziel, bis 2050 in der Europäischen Union die Netto-emissionen von Treibhausgasen auf null zu reduzieren und somit als erster Kontinent klimaneutral zu werden. „Die konkrete Umsetzung dieser politischen Agenda wird weitreichende Folgen für die Industrie mit sich bringen und macht vor keiner Branche halt. Wir unterstützen Unternehmen dabei, die europäischen Klimaziele umzusetzen und sich auf kommende Regularien vorzubereiten.“