Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Leverkusen findet keine Mittel gegen Bremens Bollwerk
Abstiegskandidat Werder trotzt dem Europa-league-aspiranten Bayer Leverkusen ein torloses Unentschieden ab und stoppt seine Negativserie.
LEVERKUSEN Hannes Wolf hatte es kommen sehen. Vor der Partie in Bremen warnte Bayer Leverkusens Trainer eindringlich vor der körperbetonten, robusten Spielweise des Gegners. Werder werde „um jeden Zentimeter kämpfen“, war der 40-Jährige überzeugt. Im Weserstadion erlebte er dann, wie seine Vorhersage zur Wirklichkeit wurde. „Es war etwas wild, weil wir viele angeschlagene Spieler hatten“, sagte Wolf zu den zahlreichen verletzungsbedingten taktischen Umstellungen und Wechseln in der Partie, die ohne Tore endete. „Ich verstehe, dass Bremen in dieser Situation alle Register zieht, aber da waren ein paar Situationen, die weh getan haben.“
Eine davon ereignete sich bereits kurz nach dem Anpfiff. Bremens Josh Sargent räumte Leverkusens Topscorer Leon Bailey an der Seitenlinie ab und traf den Jamaikaner am Sprunggelenk und am Fuß. Der 23-Jährige biss daraufhin bis zur Halbzeit auf die Zähne, signalisierte dann aber, dass es für ihn doch nicht mehr weitergeht. Dazu prallte Aleksandar Dragovic in einem Luftduell unglücklich mit Davie Selke zusammen und holte sich eine blutige Nase. Auch Kerem Demirbay (Sprunggelenk) sowie Daley Sinkgraven (Innenbandzerrung im linken Knie) mussten raus. Letzerer wird der Werkself bis zum Saisonende fehlen, wie der Verein am Sonntag mitteilte. Und dann war da noch das Foul von Eren Dinkci an Nadiem Amiri unmittelbar vor dem Abpfiff. Der Bremer sah die Rote Karte, der Leverkusener hatte sichtlich große Schmerzen. Werder agierte zwar nicht übermäßig unfair und einige der Ausfälle resultierten nicht direkt aus Fouls, aber es war ein hartes, intensives Duell.
Dass zwischendurch auch Fußball gespielt wurde, beweisen unter anderem die guten Chancen von Bailey (33.) und Wendell (81.), aber auch Bremen kam nicht nur durch Niclas Füllkrug (25.) oder Dinkci (85.) ein paar Mal gefährlich vor das Tor der Gäste. „Ich hoffe, dass die angschlagenen Jungs schnell wieder fit sind“, sagte Wolf. Positiv stimme ihn, dass die Werkself über die gesamte Spielzeit gut dagegengehalten habe. Allerdings fehlte ihm und Bayer auch die Bereitschaft, den Sieg durch eine offensivere Ausrichtung zu erzwingen. Leverkusen verlor trotz der vielen Umstellungen nicht die Ordnung, aber im Spiel nach vorne war es über weite Strecken ziemlich mau. Wolf wechselte zudem in der Schlussphase eher defensiv und wollte keine Risiken eingehen. „Man muss respektieren, dass Bremen voll da war“, konstatierte der Interimstrainer.
Seinem Gegenüber Florian Kohfeldt hilft der Punkt nach zuletzt sieben Niederlagen in der Liga etwas mehr als Bayer, das mit einem Sieg die Europa League endgültig hätte sichern können, weil Union Berlin in Wolfsburg verlor und Mönchengladbach in München zerlegt wurde. „Für den Kopf war es gut, den Punkt zu holen, aber es ist auch Enttäuschung dabei“, sagte Kohfeldt. „Kämpferisch war es eine sehr gute Leistung von uns, aber fußballerisch waren wir nicht zielstrebig genug.“
Das ist ein Fazit, das die körperbetonte Nullnummer für beide Teams adäquat zusamenfasst.