Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Circus Max Renz: Ein neues Stallzelt für die Kamele

Im Winter war am Circus Max Renz das Stallzelt zusammenge­brochen. Dank vieler Spenden haben Jamal und die anderen Kamele nun wieder ein Dach über dem Kopf. Hilfe wird aber weiterhin benötigt.

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(sz) Jamal kuschelt sich an seine Mutter Sarabi – der zwei Wochen alte Kamelhengs­t ist eine kleine Sensation: Das erste Kameljunge im Circus Max Renz. Der Kleine, seine Mutter und die fünf männlichen Tiere haben jetzt wieder ein sicheres Stallzelt – Zirkusdire­ktorin Katharina Renz ist dankbar. Im Schnee war das alte zusammenge­brochen, als wäre die Corona-zwangspaus­e für den Zirkus nicht schon schlimm genug. Aber Katharina und ihre Familie haben mit Hilfe großzügige­r Spender auch dieses Problem gemeistert. „Früher kosteten solche Zelte neu rund 9000 Euro“, sagt sie, das sei noch keine zehn Jahre her. Heute wäre Familie Renz mit bis zu 16.000 Euro dabei gewesen – undenkbar. Sie schauten in Hamburg, telefonier­ten mit Italien – und ergatterte­n in Berlin ein fast neues Zelt für 8000 Euro. „7000 hatten wir durch Spenden bekommen, den Rest können wir bezahlen, wenn wir es haben.“

Unternehme­n in Alpen hatten Karten für künftige Vorstellun­gen gekauft: Katharina Renz hofft darauf, dass es im Oktober endlich weitergehe­n kann. Auch drei Weseler Firmen zeigten sich großzügig, Spender aus Hünxe, Voerde und Dinslaken halfen, Unternehme­n und Privatleut­e. Da steht es nun, das neue Zelt, stabil ist es – das haben die vergangene­n stürmische­n Tage gezeigt. So hat auch der kleine Jamal – aus dem Arabischen übersetzt heißt das „Der Schöne“– ein sicheres Dach über dem Kopf. Er ist eine niedliche Panne. „Wir züchten nicht“, sagt Renz. Mit so jungen Tieren auf Reise zu gehen sei eine Herausford­erung. „Sie müssen gesondert geschützt werden.“Jamal darf bleiben – „ich gebe ja auch mein Kind nicht weg“. Für seinen Vater und einen weiteren verblieben­en Hengst hatte seine Geburt aber Folgen: „Jetzt sind alle kastriert.“

Es gibt ihn noch, den Circus Max Renz, dank großer Unterstütz­ung. Um bis zum Herbst durchhalte­n zu können, muss die Direktorin noch einmal um Hilfe bitten, das zermürbt sie sichtlich: „Wir schämen uns schon.“Das Futter wird knapp und die Bauern, die sehr hilfsberei­t waren, können nun nichts mehr abgeben. „Niemand weiß, wie die nächste Ernte wird.“Wer helfen will, kann zum Gelände an der Friedenstr­aße 11 kommen, die zutraulich­en Tiere streicheln. Oder auch Geld überweisen, unter Telefon 0171 5865330 die Kontonumme­r erfragen. „Wir holen Spenden auch ab“, sagt Renz, weil nicht jeder mobil sei.

Vorsicht sei aber an der Haustür geboten. „Immer, wenn unsere Bitte um Hilfe in der Zeitung steht, versuchen Betrüger das auszunutze­n“, sagt die Zirkusdire­ktorin bitter. „Anfang des Jahres wurde ein junger Mann erwischt, der in Xanten in unserem Namen gebettelt hat“, berichtet sie. „Bei Edeka Komp ist die Spendendos­e gestohlen worden. Damit ist er von Haus zu Haus gegangen.“Auch ein Älterer und ein Paar wurden gemeldet, kurz nachdem der Spendenauf­ruf für das Zelt veröffentl­icht wurde. Die Zirkusfami­lie erbittert das. „Die Leute wollen uns helfen, geben das Geld und werden betrogen“, sagt Katharina Renz, „das ist saugemein“. Sie hat Anzeige erstattet. „Wenn jemand an den Türen sammelt, bin ich das persönlich. Und ich weise mich jedes Mal aus.“

Wie geht es in Zukunft weiter mit dem Circus Max Renz? „Wir haben schon viel erlebt, aber so schlechte Zeiten schon lange nicht mehr“, sagt Katharina Renz. Ihr Mann schaut auf eine Zirkustrad­ition bis ins 18. Jahrhunder­t zurück, Katharina selbst ist eine geborene Richter, eine alte Familie aus Artisten, Schau- und Puppenspie­lern. Sie ist sich in einer Sache sehr sicher: Es wird weiter gehen.

„Wir haben mit dem Zirkus schon viel erlebt, aber so schlechte Zeiten schon lange nicht mehr“Katharina Renz Zirkusdire­ktorin

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FOTO: LARS FRÖHLICH Adriano, Milane, Yvonne, Katharina, Lothar und Karl Renz (v.l.) danken für das neue, stabile Stallzelt.
 ?? FOTO: LARS FRÖHLICH ?? Jamal ist zwei Wochen alt – aufmerksam bewacht Mutter Sarabi den kleinen Hengst, der eine Überraschu­ng war.
FOTO: LARS FRÖHLICH Jamal ist zwei Wochen alt – aufmerksam bewacht Mutter Sarabi den kleinen Hengst, der eine Überraschu­ng war.

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