Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Shanty Chor schmiedet große Pläne
Die Seebären von der Rotbachkant träumen per Videokonferenz von Bremerhaven.
DINSLAKEN (bes) Chorproben dürfen bekanntlich derzeit nicht stattfinden, weil man wegen des Infektionsrisikos nicht in Gemeinschaft singen darf. Was also macht der findige Chorleiter? Er bietet statt der ausgefallenen Chorprobe im Vereinslokal eine Sprechstunde an. Online per Video-konferenz, ganz so, wie es sich in Zeiten der Pandemie gehört. Denn ein offenes Ohr hat er für seine Sänger immer. Und die nehmen das Angebot gerne an – genug zu besprechen gibt es nämlich, wenn es sich bei den Sängern in der Sprechstunde um die „Seebären von der Rotbachkant“des Shanty Chors Hiesfeld handelt. Am Mittwoch trafen sich knapp 20 von ihnen einzeln vor den heimischen Endgeräten.
Der Stuhlkreis um Chorleiter Thomas Baumann: ein Bildschirmhintergrund, aufgenommen am Rande eines Engagements im Evangelischen Gemeindezentrum in Friedrichsfeld. „Das war ein erfolgreicher Auftritt“, erinnert sich die Online-runde. Und schon ist man mitten im Thema: Auftritte. Nicht die vergangenen, sondern die, die vor dem Chor liegen. Denn das wurde bei der Sprechstunde schnell klar. Mag man musikalisch auch derzeit auf dem Trockenen liegen, es werden intensivst Pläne geschmiedet, schon im Sommer wieder auf große Fahrt zu gehen.
Sarah Connor, Revolverheld und der Shanty Chor Hiesfeld. Die Lütte Sail Bremerhaven soll nach aktuellem Stand am zweiten Augustwochenende stattfinden. Mit stolzen
Segelschiffen auf dem Wasser und besagtem Musikprogramm auf der Bühne. Aber ist das nicht ein riskanter Törn nach der monatelangen Zwangspause? Keineswegs, es ist alles schon durchdacht: impfen lassen, open air proben, sobald die Kontaktbeschränkungen entsprechend gelockert sind, wenn möglich, draußen vor Dinslakens Seniorenheimen Ständchen singen.
Freut das Publikum in den Fenstern und schweißt die Crew musikalische wieder zusammen. Gut, dafür bleiben wahrscheinlich bis zum Auftritt im Norden nur wenige Wochen, vielleicht auch nur Tage. Aber den Bus und die Hotelübernachtungen sollte man trotzdem jetzt schon optionieren, „sonst kommen nach her alle gleichzeitig“. Es bestehe Nachholbedarf – und die Sänger schließen da wohl nicht unberechtigt von sich auf andere.
Thomas Baumann hat im Netz eine Interpretation von „Roll Alabama“mit Fiddle, Blech- und Holzbläsern aufgetan: „Skurril, oder?“– „Oder so klänge es mit Blechspielzeuch“, kommt die Antwort: da ist noch ein Konzerttermin offen.
Nächstes Jahr wird der Chor 20 Jahre alt, da heißt es jetzt schon, Leinen los für die Planungen. Und Neue sollen anheuern. Über die Werbung per T-shirt herrschte in der Sprechstunde Einigkeit: „Ich brauche keinen Therapeuten, ich singe im Shanty Chor Hiesfeld“. Denn Musik verbindet, schafft Gemeinschaft und Zusammenhalt. Das motiviert, das lässt einen stürmische Zeiten genauso gut überstehen wie die aktuelle Flaute. Die Shanty-sprechstunde hat dies einmal mehr unter Beweis gestellt.