Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Gladbachs Stimme bei der EM
Christian Straßburger wird bei dem Turnier auch speziell auf die Borussen schauen.
MÖNCHENGLADBACH Christian Straßburger sagt über sich selbst, er sei nicht nah am Wasser gebaut. Aber als er vor einiger Zeit einen Anruf von Magenta TV bekommen habe, da hatte er „ein paar Minuten Tränen in den Augen“, sagt der 32-Jährige. Bei diesem Anruf wurde Straßburger mitgeteilt, er sei dabei bei der Europameisterschaft. Als Kommentator für das Fernsehen.
Straßburger ist vielen Gladbach-fans als Radiokommentator beim Fohlenradio, dem Borussia-fansender, bekannt. Für Magenta Sport kommentiert er seit 2017 Spiele der 3. Liga. Und für die Telekom-tochter Magenta TV nun auch Em-spiele. Magenta TV zeigt alle Spiele der Europameisterschaft live, zehn Spiele sind dort exklusiv zu sehen. Die Moderation übernimmt Johannes B. Kerner. Michael Ballack und Fredi Bobic fungieren als Experten. Neben Straßburger kommentieren unter anderem auch Wolff Fuss und Marco Hagemann.
„Für mich geht ein Traum in Erfüllung“, sagt Straßburger. Schon als Jugendlicher habe er immer kommentiert, bei Konsolenspielen „haben meine Freunde aufgestöhnt“, sagt er. Als er elf Jahre alt war, habe er ein Aufnahmegerät geschenkt bekommen, damit stundenlang Sendungen aufgenommen, sich Moderationskarten gebastelt, in seinem Kinderzimmer moderiert und kommentiert. „Wenn ich heute in eine Kamera gucke, dann erinnere ich mich sehr oft an damals, als ich auf die Wand geschaut habe und mir gesagt habe, da ist eine Kamera. Und es beruhigt einen wirklich sehr. Das ist das Gleiche wie im Kinderzimmer, nur dass jetzt Leute wirklich zugucken. Das gibt mir eine gewisse Ruhe“, sagt er.
Noch während seines Studiums baute Straßburger einen Youtube-channel bei Rot-weiß Oberhausen auf, kommentierte das dortige Fanradio – und schmiss schließlich sein Studium. Dann wurde Borussia Mönchengladbach auf ihn aufmerksam, Anfang 2017 wurde er Kommentator des Fohlenradios der Borussia. Straßburger führt nicht alleine durch die Spiele, sondern hat immer einen Gast dabei. Oft sind das Borussia-legenden.
Auch bei der Europameisterschaft wird Straßburger einen Experten an seiner Seite haben. Welche Co-kommentatoren er zur Seite gestellt bekommt und bei welchen Spielen er zum Einsatz kommt, könne er noch nicht sagen. Klar ist aber: Straßburger wird im Studio zusammen mit Michael Ballack sitzen. „Das ist mein absoluter Lieblingsspieler, mein Idol“, sagt Straßburger. Folglich sei es eine große Ehre für ihn, eventuell von Ballack lernen zu können, mit ihm zusammenzuarbeiten. „Wenn nach der EM irgendjemand Michael Ballack fragt: ‚Kennen Sie eigentlich Christian Straßburger?’ Und er lächelt dann und sagt: ‚Ja, das ist ein Typ, den mag ich!’ – dann habe ich alles im Leben erreicht“.
Und natürlich wird Straßburger bei der Europameisterschaft auch einen besonderen Blick auf die Borussia-spieler haben. „Wenn ich ein Spiel der Schweizer Nationalmannschaft mache, rede ich vorher dann auch mit zum Beispiel Yann Sommer. Das ist natürlich ein ganz anderer Zugang von Gladbacher zu Gladbacher. Ich werde vielleicht auch mit anderen Gladbachern sprechen, die nicht dabei sind, um mir eine Einschätzung zu holen. Das ist ein großes Privileg für mich, den ein oder anderen Zugriff zur Mannschaft zu haben“, sagt er. Er werde dies zwar nicht überbordend machen, aber von Vorteil sei das schon.
Straßburger freut sich auch für die drei Gladbacher, die im Aufgebot der DFB-ELF stehen: Jonas Hofmann, Matthias Ginter und Florian Neuhaus. Nur über die Nicht-nominierung Lars Stindls ärgert sich Straßburger. „Du hast da einen, der bei Borussia Kapitän ist, der 21 Scorerpunkte hat, der Leistung gezeigt hat, der ein Turnier nicht bekommen hat, weil er sich vorher schwer verletzt hat – und dann nimmst du den nicht mit. Das lässt mich schon verwundert zurück.“