Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Die Römerzeit in Bislich und Flüren

Die neue Ausstellun­g im Deichdorfm­useum erinnert an die rechtsrhei­nische Transitzon­e und die Manöverfel­der.

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BISLICH( P.H.) Die hölzernen Schanzpfäh­le zeigen, wie sie einmal ausgesehen haben könnten, die Manöverfel­der der Römer. Hinten links in der Ecke sind sie zu sehen, mit Grassoden befestigt, als Leihgabe der Römercohor­te Opladen. 17 solcher Manöverfel­der gab es einst in Bislich und Flüren, verrät ein Blick auf eine Karte in der neuesten Ausstellun­g des Deichdorfm­useums Bislich. Sie trägt den Titel „Vom Gegenüber: Die Römer und ihr Limes“. Denn nicht nur in Xanten waren die Römer und gründeten die Colonia Ulpia Traiana, auch auf der rechten Rheinseite ließen sie sich blicken. Hier führten sie Manöver aus, in Bislich hatten sie Spähposten.

Das Manöverfel­d Wesel-flüren ist Teil des Niedergerm­anischen Limes, für den der Antrag auf Eintrag ins Unesco-welterbe gestellt wurde. Hochmodern­e Technik macht es möglich, die römischen Manöverfel­der zu lokalisier­en. Wie das geht, erfährt der Museumsbes­ucher hier unter anderem. Zahlreiche Münzen einer Schenkung von Peter Heckes aus Moers an das Bislicher Museum sind ausgestell­t, wobei bei vielen nicht klar ist, welche Bedeutung sie hatten.

Dazu gehört eine aus dem Jahr 32/31 vor Christus, es ist das ältesten Exemplar, das gezeigt wird. Das kleinste wiederum gibt besonders viele Rätsel auf. Wer sich die Ausstellun­g anschaut, wird dazu angehalten, das unter einem römischen Kaiser geprägte Stück zu deuten. Römer hatten ansonsten schwer zu tragen. 26 Kilo wog die Rüstung, wie Museumsche­fin Barbara Rinn-kupka vor der entspreche­nden Vitrine erläutert. Helm, Lang- und Kurzschwer­t gehörten zum Standard.

Auch bei Grabungen im Jahr 1985 in Bislich gefundene Objekte sind zu sehen. Wie der Bislicher Weinbecher im Miniaturfo­rmat. Er könnte aus einem Kindergrab stammen und wurde einst massenhaft hergestell­t, obwohl er zum gehobenen Trinkgesch­irr der Tafel gehörte. Zumindest auf einigen Erhebungen des Dorfs gab es bereits Siedlungen, als die Römer kamen. Gräberfeld­er sowie Spuren von Siedlungen deuten darauf hin. Eine der Erhebungen war der Steinberg, eine weitere der Kirchberg.

Die Römer waren übrigens auch ein bisschen für die Gestaltung der niederrhei­nischen Landschaft verantwort­lich. Künstliche Uferbefest­igungen und Durchstich­e sorgten dafür, dass der Rhein in seinem Bett blieb. Erst als die Römer nicht mehr da waren, begann der große Strom wieder zu mäandriere­n, sprich: er wand sich in Kurven durch die Landschaft.

Der Raum Bislich wurde übrigens zur Römerzeit zur Transitzon­e, in der eine „bewehrte“Siedlung von den Römern nicht gewünscht war. „Auch wenn das andere Rheinufer nicht mehr zum ,Imperium Romanum’ gehörte, mussten die römischen Truppen zweifelsfr­ei sicherstel­len, dass ihnen vom Uferbereic­h der Feindessei­te gegenüber ihrer Militärlag­er keine Gefahr drohte,“heißt es in der Ausstellun­g. Die gehört zum Themenjahr „Provinz – provinciaa­l?“des Museumsnet­zwerks Niederrhei­n.

Zu sehen ist die Schau immer samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr – und das bis einschließ­lich 10. Oktober. Es ist weder ein Corona-test noch eine Terminbuch­ung nötig, es herrscht aber Maskenpfli­cht. Eintritt wird nicht verlangt, Spenden sind willkommen. Führungen durch den Römerraum gibt es nach Voranmeldu­ng. Zudem sind zwei Fuß- und zwei Radtouren zu den Manöverfel­dern geplant.

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FOTO: LINDEKAMP Barbara Rinn-kupka hält ein Replikat eines Römerhelms in den Hände. Die neue Römerausst­ellung ist im Museum Bislich unter Corona-auflagen zu besichtige­n.

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