Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Stadt Wesel erinnert an den Ehrenbürge­r Ernest Kolman

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WESEL (RP) Wer ihn kannte, schätzte seine offene und ehrliche Art. Mit seinen Vorträgen an Schulen, in Vereinen und im Rat der Stadt Wesel hat Ernest Kolman als Zeitzeuge vielen Menschen von dem schrecklic­hen Schicksal seiner jüdischen Familie während der Gewaltherr­schaft der Nationalso­zialisten berichtet. Seine mahnenden Worte waren zugleich ein Weckruf für nachfolgen­de Generation­en. Im Januar starb der Ehrenbürge­r Wesels im Alter von 94 Jahren, heute wäre er 95 geworden.

Die Stadt würdigt sein Engagement als wichtigen Beitrag zur Erinnerung­s- und Versöhnung­sarbeit. Im Juni 2016 wurde er in einer Sondersitz­ung des Rates, zu seinem 90. Geburtstag, zum Ehrenbürge­r der Stadt Wesel ernannt. Es ist die höchste Auszeichnu­ng, die die Stadt zu vergeben hat. Ernst Kohlmann, so sein ursprüngli­cher Name, wurde am 1. Juni 1926 in Wesel geboren. 1934 zog die Familie nach Köln. Im Januar 1939 konnte er mit einem Kindertran­sport nach England ausreisen. Er entkam so den Konzentrat­ionslagern. Seine Eltern wurden deportiert und 1944 in Riga ermordet. Seine ältere Schwester Margrit überlebte verschiede­ne Konzentrat­ionslager. Sie ging nach Amerika und lebte bis zu ihrem Tod 2016 in Chicago.

Kohlmann anglisiert­e seinen Namen in Ernest Kolman und nahm 1947 die britische Staatsange­hörigkeit an. Er machte sich als Maler und Dekorateur selbststän­dig und bekam mit seiner Frau Eva einen Sohn und eine Tochter. Die Familie lebte in London. Seine Ehefrau starb 2013. Bis zu seinem Tod wohnte Kolman in seinem Haus. Nach eigenem Bekunden kam er immer wieder gern nach Wesel. Er hat hier Freunde und Bekannte gefunden und pflegte rege Kontakte, unter anderem zum Begründer des Jüdisch-christlich­en Freundeskr­eises Wesel, Günter Faßbender. Der damalige Weseler Stadtdirek­tor hatte 1988 den Anstoß zur offizielle­n Kontaktauf­nahme mit ehemaligen jüdischen Bürgern Wesels gegeben. Die Stadt hat 2018 den Film „Ernest Kolman – erinnern gegen das Vergessen“über sein Leben veröffentl­icht.

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