Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Zweifel an Asthmamittel bei Covid-19
LONDON (ha) Das Asthmamittel Budesonid galt als Hoffnungsträger in der frühen Behandlung von Covid-19-patienten. Nun warnen Fachärzte vor einem breiten Einsatz des Medikaments bei Nicht-asthmatikern in der frühen Phase einer Covid-19-behandlung. Zwar gilt mittlerweile unter Fachleuten als belegt, dass Menschen, die wegen Asthma oder der chronischen Lungenkrankheit COPD regelmäßig inhalative Glukokortikoide (ICS) einnehmen, selten schwer an Covid-19 erkranken. Auch das Risiko für komplizierte Verläufe ist bei ihnen nicht erhöht. Was den Nutzen für Nicht-asthmatiker angeht, dazu äußern sich Mediziner aber skeptisch. In einer gemeinsamen Erklärung mahnen die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin, die Österreichische Gesellschaft für Pneumologie und die Deutsche Gesellschaft für Allergologie und Klinische Immunologie vor einem vorschnellen breiten Einsatz von Budesonid. Sie beziehen sich damit auf eine Studie britischer Wissenschaftler. Diese hatten beobachtet, dass die Gabe von Budesonid im frühen Stadium einer Covid-19-erkrankung auch bei Nicht-asthmapatienten den Verlauf der Erkrankung verkürzen und mildern konnte. In ihrer Erklärung halten die Mediziner diese aktuelle Studie aber gleich aus mehreren Gründen für ungeeignet für belastbare Aussagen zum Nutzen von Budesonid. So sei die Zahl der Studienteilnehmer (etwa 140) gering gewesen. Außerdem war die Studie nicht verblindet. Das bedeutet, die behandelnden Mediziner und die Probanden wussten, ob sie Budesonid inhaliert hatten oder nicht. „Ein erheblicher Placebo-effekt ist hier also möglich“, heißt es in der Erklärung. Die Studie dürfe keinesfalls dazu führen, dass es zu einem Mangel an ICS für Asthmapatienten und Menschen mit der Lungenkrankheit COPD komme. Für sie empfehlen auch die Experten ausdrücklich eine Fortführung der Gabe im Rahmen einer Corona-erkrankung.