Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Auftragskiller an der Emschermündung
Bestsellerautor Klaus-peter Wolf verwöhnt die Krimifans heute mit dem zweiten Teil seiner„rupert undercover“-trilogie „Ostfriesische Jagd“. Eine der Spuren führt direkt nach Eppinghoven.
DINSLAKEN (bes) Die Bombe platzt gleich auf den ersten Seiten von „Rupert undercover – Ostfriesische Jagd“. Fans von Klaus-peter Wolfs Ostfrieslandkrimis könnte dieses Geständnis das Weltbild erschüttern. Rupert ist gar kein Ostfriese. Also zumindest nicht laut Geburtsurkunde und Pass. Und es ist mal wieder typisch. Rupert ist ja immer irgendwie zur falschen Zeit am falschen Ort. So setzten schon bei seiner Mutter die Wehen zu früh ein, gerade als sie sich bei der Verwandtschaft in Dortmund aufhielt.
Dortmund. Dieses Wort verschreckt nicht nur Schalker, sondern auch den eigentlich doch völlig echten Ostfriesen Rupert. Deshalb bittet dieser die Bka-beamtin, die ihm die geheime Identität des Gangster-bosses Frederico Müller-gonzales verschafft hat, ihm doch mal eben den Makel im echten Personalausweis zu tilgen. Diese ist aber mit ganz anderen Dingen beschäftigt. Internationaler Geldwäsche, private Rache. Und letztere führt nach Eppinghoven.
Ach ja, es gibt vielleicht noch eine zweite Enthüllung, mit der Klaus-peter Wolf für den spezifischen Schauer eines Regional-krimis sorgt. Nicht nur in Ostfriesland ist die Idylle nur ein löchriges Deckmäntelchen für die Ausgeburten jener Verbrechen, die dem Kriminalroman erst die richtige Würze geben: Doppelmoral, gesellschaftliche Missstände, lauernde Abgründe und falscher Schein.
Na, ist Ihnen, verehrte Leserinnen oder Leser, nicht schon mal vor der Pandemie ein Einzelgänger etwas unheimlich vorgekommen, der allein neben Ihnen in der Lichtburg saß oder Sie bei Sorbas so merkwürdig beim Essen ansah? Dann war das ganz bestimmt der Geier. Ein perverser Auftragskiller mit Folterkeller in seinem einsamen Haus in der Nähe der Emschermündung.
Wie, und wir haben nicht darüber berichtet, wieso damals....? Stimmt.
„Wir wissen beide, dass es mehr als eine Realität gibt“, flüstert Dr. Sommerfeldt Rupert ins Ohr. Über den Fall Geier zu berichten ist die hoheitliche Aufgabe des Bestseller-autoren Klaus-peter Wolf, der sich nach seinen vielen Lesungen hier in Dinslaken inzwischen bestens auskennt.
Das „weltbeste Popcorn“der Lichtburg mit ihrem Mix aus Blockbuster und Art House Kino dürfte eine kleine Verbeugung vor Heidrun Grießer sein, die mit dem Lichtburg Autokino Wolf im letzten Sommer eine unvergessliche Lesung ermöglichte.
Nun macht die reine Verknüpfung von Straftaten und Standorten allein noch keine Krimireihe, die es regelmäßig auf Platz 1 der Bestseller-listen schafft. Es braucht Typen und Themen. Und dies ist die Stärke von Klaus-peter Wolf. Sein Rupert, der ja als normaler Kripobeamter nicht so richtig in diese Welt passte und gerade dafür von den Fans geliebt wird, blüht in der Unterwelt des Kriminalromans förmlich auf. Endlich kann er sein Machogehabe ausleben, wird gerade dafür geachtet. Gleichzeitig kann man ihm ja nicht böse sein, weil er halt nur seinen Job undercover macht.
Rupert nutzt diese neue Situation nicht nur dafür, vegan mit Knackwurst zwischen Ehe- und Miet-ehefrau zu leben, er wächst in seiner Unbedarftheit über sich hinaus. Oder ist es etwa der Autor selber, der, ähnlich wie Dr. Sommerfeldt, aus dem Hintergrund agiert und Rupert genau deshalb auf den Posten eines Vorstandsvorsitzenden einer Bank befördert, um die Absurdität des aktuellen Finanzmarkts mit seinen Negativzinsen zu entlarven?
Der Protagonist kehrt die Verhältnisse um und man fragt sich beim Lesen, ob der Autor damit nicht die Ethik wieder aufrichtet? „Geld soll wieder Freiheit geben, anstatt unfrei zu machen“, tobt Rupert.
Gut, dass einer wie er im nächsten Moment wieder über alle Moral erhaben ist oder einfach nur wieder seine absolute Ignoranz unter Beweis stellt. Man könne sonst glatt glauben, dass Klaus-peter Wolf mit seiner „Rupert undercover“-trilogie die Kunst der knallharten „Satire undercover“pflegt: „Was soll der Scheiß? Eine Bank, die sich aufregt, dass jemand Geld einzahlt?“Zur Trilogie gehört es allerdings auch, dass die Handlung im zweiten Teil offen bleibt. Der Roman endet mit einem kleinen Cliffhanger, den größeren bereitet die Leseprobe aus „Rupert undercover – Ostfriesisches Finale“. Der Trilogie-abschluss erscheint aber erst im Juni 2022. Bis dahin heißt es, warten. Und sich die Zeit mit der „Ostfriesischen Jagd“zu vertreiben, die ab heute im Buchhandel erhältlich ist.
Klaus-peter Wolf, Rupert undercover - Ostfriesische Jagd, Fischer Taschenbuch Verlag, zwölf Euro.