Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Frischzellenkur für das „Solarhaus“
Andreas Bäder tauscht nach 23 Jahren die alte Photovoltaik-anlage seines Hauses Am Stapp in Eppinghoven gegen leistungsstärkere Bestandteile aus.
DINSLAKEN (pst) 1998 hat Andreas Bäder auf dem Grasdach seines Hauses an der Rheinaue in Eppinghoven die erste Solarstromanlage installiert. Im Laufe der Jahre sind immer mehr Module dazugekommen. Am Ende waren es 34, hinzu kam noch eine Solarfassade. Nun ist es an der Zeit, einige davon auszutauschen und durch deutlich leistungsstärkere Exemplare zu ersetzen. Die Module auf dem Eingangsdach vor der Haustür hat Bäder bereits abgebaut. Die Altmodule wird er aber weiterhin nutzen, um Teichpumpen, Gartenhaus und Bauwagen mit Strom zu versorgen.
Auch beruflich verkauft und installiert der 63-jährige seit 23 Jahren Solarstromanlagen. Der Grund für den Bau der eigenen Anlage, als auch der beruflichen Orientierung, sei die Erkenntnis gewesen, dass es ein notwendiger und wesentlicher Schritt für den Umweltschutz sein wird, um so auch der Klimaerwärmung entgegenwirken zu können, erklärt der Unternehmer. Seine Firma, die er mit zwei Geschäftspartnern führt, hat ihren Sitz im Gewerbegebiet an der Otto-lilienthal-straße.
Schon Ende der 1990er-jahre sei abzusehen gewesen, wohin ein „weiter so“führen würde, berichtet Bäder. Schon damals habe es Jahresberichte aus der Versicherungsbranche gegeben, die den Zusammenhang zwischen Umweltkatastrophen und der Erderwärmung offenlegten, diese seien aber von den Entscheidern in Politik und Wirtschaft nicht ernst genommen oder gar abgestritten worden, sagt Bäder.
„Wenn die Schüler nicht aufgestanden wären (Fridays for Future), wäre immer noch nichts passiert. Die Politik will immer nur das Gefüge halten und hat das Wirtschaftswachstum im Kopf. In der
Energiebranche sind 80.000 Arbeitsplätze verlorengegangen, was keiner gemerkt hat, aber wenn 3000 Menschen beim Braunkohleabbau ihre Arbeitsplätze verlieren, ist das überall in den Medien. Viele Leute in der
Branche dachten, es lohnt sich nicht mehr. Der Wirtschaftsminister verspricht etwas und das letztendlich verabschiedete Gesetz besagt etwas völlig anderes“, ärgert sich der Dinslakener.
Heute sei klar, dass, wenn man die Klima-thematik damals ernster genommen und konsequent gehandelt hätte, der Klimaerwärmung deutlich hätte entgegengewirkt werden können. Mittlerweile gehe es
nur noch darum, das Schlimmste zu vermeiden. „Die Ziele des Pariser Klimaabkommens werden nur von drei Ländern knapp erreicht, der Rest ist unter ,ferner liefen’. Ich weiß nicht, wo diese Passivität herkommt.“Andreas Bäder habe nicht gedacht, dass Umweltkatastrophen so schlimm und zahlreich werden könnten. Aber nun sei es höchste Zeit für ein Umdenken. „Wir haben 20 Jahre verloren, weil die Politik nicht gehandelt hat“, sagt der Unternehmer.
Der Vater dreier Söhne geht mit gutem Beispiel voran und rüstet seine Anlage nun von einer Nennleistung von 6,5 Kilowatt auf 11,5 auf, was etwa 10.000 Kilowattstunden im Jahr entspricht. Dadurch könne sich das Haus zu 75 bis 80 Prozent selbst versorgen. Bislang habe er den von der Anlage produzierten Strom ins Netz eingespeist und somit verkauft, doch die neue Anlage solle zu weiten Teilen dem Eigenverbrauch dienen, nur ein eventueller Überschuss werde ins Netz eingespeist.