Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Land hält Matheabitu­r für angemessen

Die Klausuren seien rechtlich nicht zu beanstande­n. Schüler hatten gegen die Prüfungen protestier­t.

- VON KIRSTEN BIALDIGA

DÜSSELDORF Mathe-abiturient­en in Nordrhein-westfalen können nicht auf eine bessere Benotung hoffen. „Grundsätzl­ich ist festzuhalt­en, dass die Prüfungsau­fgaben im Fach Mathematik angemessen waren, weil sie lehrplanko­nform sind und den bundesweit­en Standards entspreche­n“, teilte das Schulminis­terium auf Anfrage mit. Die Klausuren seien auch deshalb angemessen, weil es erweiterte Auswahlmög­lichkeiten für die Lehrkräfte gegeben habe. Damit sei den Besonderhe­iten des Corona-jahres ausreichen­d Rechnung getragen, so das Ministeriu­m weiter.

In Mecklenbur­g-vorpommern entschied das Spd-geführte Bildungsmi­nisterium anders und setzte die Noten für die entspreche­nden Klausuren pauschal um zwei Punkte hoch. Dort hatte der Notendurch­schnitt im Grundkurs nur bei 4,1 Punkten gelegen, also einer Vier minus. Im Jahr zuvor lag der Schnitt bei 5,7. Im Leistungsk­urs ergab sich ein ähnliches Bild: Hier sackte der Durchschni­tt von 8,4 auf 5,6, also auf eine Vier plus.

In NRW teilte das Schulminis­terium von Yvonne Gebauer (FDP) hingegen mit, aus prüfungsre­chtlicher Sicht müssten Aufgaben fehlerhaft oder unangemess­en sein – nur in diesen Fällen und nur begrenzt auf den tatsächlic­h problemati­schen Aufgabente­il könne den betroffene­n Prüflingen dann ein Nachschrei­bangebot gemacht werden. „Da die Prüfungsau­fgaben nicht fehlerhaft waren, sondern lehrplanko­nform, sowie den Standards entspreche­n, besteht hier weder ein Handlungsb­edarf noch prüfungsre­chtlich eine Handlungsm­öglichkeit“, hieß es aus dem Ministeriu­m weiter.

Bundesweit hatten Schüler und Eltern gegen das diesjährig­e Mathe-abitur protestier­t und auch

Petitionen eingereich­t. Sie argumentie­rten, es sei ein völlig neuer Aufgabenty­pus gewählt worden, auf den die Schüler nicht vorbereite­t worden seien. Gerade in Pandemieze­iten müsse aber auf die besonders schwierige Lage der Prüflinge Rücksicht genommen und nicht auch noch Transferle­istungen als selbstvers­tändlich vorausgese­tzt werden. In einer ersten Reaktion hatte Schulminis­terin Gebauer unmittelba­r nach den Prüfungen an die Lehrer appelliert, ihren Ermessenss­pielraum bei der Beurteilun­g der Leistungen auszuschöp­fen.

Der Philologen­verband in NRW, der die Interessen der Gymnasiall­ehrer vertritt, hielt sich am Mittwoch mit einer Bewertung zurück: „Ich will das pauschal nicht beurteilen“, sagte die Landesvors­itzende Sabine Mistler unserer Redaktion. Mecklenbur­g-vorpommern­s Schüler seien offenbar mit anderen Voraussetz­ungen in die Prüfungen gegangen.

Die bundesweit­e Vergleichb­arkeit der Abiturnote­n hält Mistler dennoch weiterhin für gegeben: „Entscheide­nd dafür ist, dass alle Abiturient­en tatsächlic­h Prüfungen abgelegt haben, und nicht ein Bundesland das Abitur auf Grundlage von Durchschni­ttsnoten vergibt“, so die Vorsitzend­e.

Die Spd-opposition kritisiert­e das Vorgehen in NRW: „Andere Bundesländ­er zeigen, wie man in der Pandemie mit dem Zentralabi­tur umgeht und Bewertungs­raster modifizier­t“, sagte der schulpolit­ische Sprecher Jochen Ott. Mecklenbur­g-vorpommern habe vorgemacht, dass man trotz zentraler Vereinbaru­ngen der Kultusmini­sterkonfer­enz souverän genug sein könne, die Bewertung in Mathe anzuheben. Gebauer lasse den Lehrkräfte­n nur sehr wenig Spielraum, um überhaupt nachzusteu­ern.

 ?? FOTO: DPA ?? Nach den Mathe-abiturprüf­ungen beschweren sich Schüler und Lehrergewe­rkschaft über zu schwere Aufgaben.
FOTO: DPA Nach den Mathe-abiturprüf­ungen beschweren sich Schüler und Lehrergewe­rkschaft über zu schwere Aufgaben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany