Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Land hält Matheabitur für angemessen
Die Klausuren seien rechtlich nicht zu beanstanden. Schüler hatten gegen die Prüfungen protestiert.
DÜSSELDORF Mathe-abiturienten in Nordrhein-westfalen können nicht auf eine bessere Benotung hoffen. „Grundsätzlich ist festzuhalten, dass die Prüfungsaufgaben im Fach Mathematik angemessen waren, weil sie lehrplankonform sind und den bundesweiten Standards entsprechen“, teilte das Schulministerium auf Anfrage mit. Die Klausuren seien auch deshalb angemessen, weil es erweiterte Auswahlmöglichkeiten für die Lehrkräfte gegeben habe. Damit sei den Besonderheiten des Corona-jahres ausreichend Rechnung getragen, so das Ministerium weiter.
In Mecklenburg-vorpommern entschied das Spd-geführte Bildungsministerium anders und setzte die Noten für die entsprechenden Klausuren pauschal um zwei Punkte hoch. Dort hatte der Notendurchschnitt im Grundkurs nur bei 4,1 Punkten gelegen, also einer Vier minus. Im Jahr zuvor lag der Schnitt bei 5,7. Im Leistungskurs ergab sich ein ähnliches Bild: Hier sackte der Durchschnitt von 8,4 auf 5,6, also auf eine Vier plus.
In NRW teilte das Schulministerium von Yvonne Gebauer (FDP) hingegen mit, aus prüfungsrechtlicher Sicht müssten Aufgaben fehlerhaft oder unangemessen sein – nur in diesen Fällen und nur begrenzt auf den tatsächlich problematischen Aufgabenteil könne den betroffenen Prüflingen dann ein Nachschreibangebot gemacht werden. „Da die Prüfungsaufgaben nicht fehlerhaft waren, sondern lehrplankonform, sowie den Standards entsprechen, besteht hier weder ein Handlungsbedarf noch prüfungsrechtlich eine Handlungsmöglichkeit“, hieß es aus dem Ministerium weiter.
Bundesweit hatten Schüler und Eltern gegen das diesjährige Mathe-abitur protestiert und auch
Petitionen eingereicht. Sie argumentierten, es sei ein völlig neuer Aufgabentypus gewählt worden, auf den die Schüler nicht vorbereitet worden seien. Gerade in Pandemiezeiten müsse aber auf die besonders schwierige Lage der Prüflinge Rücksicht genommen und nicht auch noch Transferleistungen als selbstverständlich vorausgesetzt werden. In einer ersten Reaktion hatte Schulministerin Gebauer unmittelbar nach den Prüfungen an die Lehrer appelliert, ihren Ermessensspielraum bei der Beurteilung der Leistungen auszuschöpfen.
Der Philologenverband in NRW, der die Interessen der Gymnasiallehrer vertritt, hielt sich am Mittwoch mit einer Bewertung zurück: „Ich will das pauschal nicht beurteilen“, sagte die Landesvorsitzende Sabine Mistler unserer Redaktion. Mecklenburg-vorpommerns Schüler seien offenbar mit anderen Voraussetzungen in die Prüfungen gegangen.
Die bundesweite Vergleichbarkeit der Abiturnoten hält Mistler dennoch weiterhin für gegeben: „Entscheidend dafür ist, dass alle Abiturienten tatsächlich Prüfungen abgelegt haben, und nicht ein Bundesland das Abitur auf Grundlage von Durchschnittsnoten vergibt“, so die Vorsitzende.
Die Spd-opposition kritisierte das Vorgehen in NRW: „Andere Bundesländer zeigen, wie man in der Pandemie mit dem Zentralabitur umgeht und Bewertungsraster modifiziert“, sagte der schulpolitische Sprecher Jochen Ott. Mecklenburg-vorpommern habe vorgemacht, dass man trotz zentraler Vereinbarungen der Kultusministerkonferenz souverän genug sein könne, die Bewertung in Mathe anzuheben. Gebauer lasse den Lehrkräften nur sehr wenig Spielraum, um überhaupt nachzusteuern.