Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Veröffentl­ichte E-mails belegen Corona-chaos unter Trump

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WASHINGTON (dpa) E-mails vom Us-gesundheit­sexperten Anthony Fauci aus den Anfangsmon­aten der Corona-pandemie sind nun in Us-medien veröffentl­icht worden. Die Korrespond­enz bietet einen Einblick in die Arbeit des Immunologe­n, der zu Amerikas Gesicht im Kampf gegen Corona geworden ist. Der Schriftver­kehr, der von der „Washington Post“und dem Onlinemedi­um Buzzfeed veröffentl­icht wurde, zeigt unter anderem, wie chaotisch es in der ersten Phase der Krise unter dem damaligen Us-präsidente­n Donald Trump zuging.

Fauci sei täglich mit teils 1000 Nachrichte­n von Kollegen, ausländisc­hen Regierunge­n, Reportern, Prominente­n und Privatmens­chen überschwem­mt worden. Sie schrieben, um seinen Rat oder seine Hilfe zu erbitten. Auch mit dem chinesisch­en Gesundheit­sexperten George Gao habe Fauci trotz Spannungen zwischen den beiden Ländern in Kontakt gestanden. In den Mails tauchten außerdem prominente Namen wie Bill Gates und Mark Zuckerberg auf.

„In den frühen Tagen der Pandemie, so scheint es, wollte jeder ein Stück Fauci“, schrieb die „Washington Post“. Der renommiert­e Experte für Infektions­krankheite­n habe versucht, viele Anfragen selbst zu beantworte­n, manchmal weit nach Mitternach­t. Er kommunizie­rte „höflich, zurückhalt­end und einfühlsam“und habe stets mit einem schlichten „Tony“unterzeich­net, schrieb Buzzfeed.

Direkte Kritik an Trump gehe aus den freigegebe­nen Mails nicht hervor. Mit seinen ungeschmin­kten Einschätzu­ngen zur Pandemie hatte Fauci immer wieder Trumps Unmut auf sich gezogen. Im Laufe der Pandemie hatte der 80-Jährige, der gerade den siebten Us-präsidente­n berät, selbst Berühmthei­t erlangt. Für viele Amerikaner gilt er als Stimme der Vernunft. Der Hype um ihn selbst scheint Fauci jedenfalls nicht ganz geheuer zu sein. „Wahrlich surrealist­isch. Hoffentlic­h hört das alles bald auf“, habe Fauci in einer der Mails dazu geschriebe­n. „Es ist ganz und gar nicht angenehm, das ist sicher“, hieß es weiter.

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