Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Spesenvorwürfe um Duisburger Hafenchef Staake verdichten sich
DUISBURG/DÜSSELDORF Duisburgs Hafenchef Erich Staake kommt nicht aus der Defensive. Zuerst hatte ihn der Aufsichtsrat scharf kritisiert, weil der 67-jährige sich im Januar beim Impfen vorgedrängelt hatte. Dann berichtete unsere Redaktion, dass ihm in einem 16-seitigen Gutachten der Wirtschaftsprüfungsfirma Deloitte unter anderem wegen Reisekosten viele Vorwürfe gemacht wurden. Am Montag versuchte er die Kritik bei einem Treffen mit den Wirtschaftsprüfern zu entkräften. Der Aufsichtsrat entscheidet in einiger Zeit, ob Staake seinen Vertrag bis Ende November erfüllen wird oder ob er eventuell vorzeitig gehen soll.
Dabei könnten auch Details aus dem Gutachten eine Rolle spielen, die der Öffentlichkeit bisher nicht bekannt sind: Laut der Analyse rechnete er alleine im Jahr 2020, also mitten in der Corona-krise, 26.701 Euro (netto) für Bewirtungskosten ab. In diesem Jahr kamen mitten im deutschlandweiten Lockdown zwischen Januar und März 3900 Euro netto zusammen, also 1300 Euro im Monat, ohne Mehrwertsteuer. Unsere Redaktion hat Erich Staake auf die Vorgänge angesprochen, sein Anwalt verweigert konkrete Erläuterungen oder Erklärungen, schreibt aber: „Gleichwohl sei Ihnen mitgeteilt, dass an keinem der von Ihnen genannten Verdachtsmomente etwas dran ist.“Staake werde alle Vorwürfe ausräumen.
Die Gutachten untersuchen Vorwürfe, die dem Aufsichtsrat in drei anonymen Briefen zugegangen waren. Dazu gehörte auch der Anwurf, er habe „private Abendessen mit seiner Frau durch Angabe fiktiver Teilnehmer als Geschäftsessen“deklariert. Diese Behauptung konnte Deloitte durch Prüfen der Belege zwar nicht beweisen, fand aber „Unstimmigkeiten, die eine bewusst oder unbewusst fehlerhafte Eintragung nicht ausschließen lassen“. So fiel den Gutachtern auf, dass am 21. Januar 2021 vier Menüs berechnet wurden, in der Bewirtungskostenabrechnung jedoch nur zwei Personen aufgeführt sind; im Kalender von Staake kommen wiederum Namen von vier Personen vor, „die jedoch von einer bewirteten Person abweichen“. Die Experten fanden auch auffällig, dass ein Golfrestaurant mehrfach pro Kopf rund 30 Euro für Menüs berechnete, aber „zusätzlich jeweils acht Personalstunden mit einem Stundensatz von 35 Euro“bezahlen ließ. Wie gesagt, wollen Staake und sein Anwalt dies nicht kommentieren.
Auf drei Seiten befasst sich das Gutachten auch mit dem Vorwurf, Duisport habe mit dem Bundesligaclub Borussia Dortmund unter anderem eng zusammengearbeitet, weil dies „in Teilen durch private Interessen von Erich Staake“angetrieben werde, der als Fan „die Spiele überwiegend selbst besuche“. Die Gutachten sehen diesen Verdacht praktisch bestätigt, schreiben sie.
Zudem stellen sie fest, Duisport habe seit 2011 eine Loge und vier gute Plätze im Dortmunder Stadion gebucht, was anfangs 23.900 Euro im Jahr kostete, seit Anfang 2019 sogar 31.980 Euro, weil drei internationale Heimspiele hinzukamen. Die Prüfer kommen auf eine Reihe von Spielen, an denen Staake teilnahm. Es heißt wörtlich: „Erich Staake wurde von einem Fahrer von Duisport zu Spielen des BVB Dortmund gefahren.“Deloitte rät dem Aufsichtsrat eine „Prüfung der Zweckmäßigkeit des Logenvertrags inklusive ergänzender Verträge aus vertrieblicher, kaufmännischer und Compliance-rechtlicher Sicht“. Die Prüfer stellen aber auch fest, der Logenvertrag sei „nicht ausschließlich“von Staake abgeschlossen und genutzt worden.