Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Auf den Hund gekommen

In der Corona-pandemie ist die Nachfrage nach Haustieren stark angestiege­n. Langfristi­g profitiere­n können davon Unternehme­n, die sich um das Wohl der kleinen Lieblinge kümmern.

- VON MARTIN AHLERS

Einsamkeit sowie der Wunsch nach körperlich­er Nähe, Zuneigung und Aufmerksam­keit haben bei vielen Menschen die Corona-zeit geprägt. Persönlich­e Kontakte waren beziehungs­weise sind noch immer stark eingeschrä­nkt, das Treffen von Freunden, Arbeitskol­legen und Mitschüler­n läuft erst jetzt so langsam wieder an. Bereits im ersten Lockdown hat deshalb ein Run auf Haustiere eingesetzt. Hunde, Katzen, Hasen und Mehrschwei­nchen erfreuen sich seither nicht nur hierzuland­e, sondern weltweit nochmals gesteigert­er Beliebthei­t. Rund 20 Prozent mehr Hunde seien 2020 beispielsw­eise gekauft worden, heißt es beim Verband für das deutsche Hundewesen ( VDH).

Davon profitiere­n die Hersteller und Händler von Tiernahrun­g und anderen Tierbedarf­sgütern, deren Umsätze und Gewinne in den zurücklieg­enden Monaten geradezu explodiert sind. Für die neuen „Familienmi­tglieder“wird natürlich verantwort­ungsvolles Handeln vorausgese­tzt – über viele Jahre hinweg begleiten und so für langfristi­g höhere Erträge bei Fressnapf, Futterhaus oder Zooplus sorgen.

Dabei läppern sich die Ausgaben im Laufe eines Tierlebens je nach Art, Größe und Lebenserwa­rtung ganz schön zusammen, sagt Andreas Fruschki, zuständig für die Analyse globaler Aktieninve­stment-themen bei Allianz Global Investors. „Für einen Labrador-retriever, zugegeben eher am oberen Ende des Spektrums anzusiedel­n, können bei einer möglichen Lebensdaue­r von zwölf bis 13 Jahren durchaus Gesamtkost­en von bis zu 40.000 Euro anfallen – und zwar mit steigender Tendenz.“Gerade die bellenden Vierbeiner, aber auch Katzen, sind aus vielen Familien heute nämlich nicht mehr wegzudenke­n.

Sie sind Lebensbegl­eiter, Freund und Therapiepa­rtner, und die Aufwendung­en für besseres Futter und eine umfassende medizinisc­he Versorgung nehmen deshalb schon seit Jahren immer weiter zu. Dabei geben ältere Menschen mit erwachsene­n Kindern und höherem verfügbare­n Einkommen laut Fruschki am meisten für ihre tierischen Lieblinge aus. „Neben dem eher kurzund mittelfris­tig wirkenden Corona-effekt spricht langfristi­g deshalb auch der demografis­che Wandel in der westlichen Welt für den Haustierma­rkt.“Erwähnensw­ert sei zudem die geringe Abhängigke­it des Sektors von der allgemeine­n Wirtschaft­sentwicklu­ng: Sind Bruno oder Lucy krank, werden sie bestmöglic­h versorgt – und zwar unabhängig vom wirtschaft­lichen Umfeld.

Nicht übersehen werden darf allerdings, dass es bei Aktien aus dem Haustierse­gment in den zurücklieg­enden zwölf Monaten schon zu deutlichen Preissteig­erungen gekommen ist. So belaufen sich die Kursgewinn­e bei Zooplus ( WKN 511170), der gemessen am Umsatz führenden Online-plattform für Heimtierbe­darf in Europa, in diesem Zeitraum auf über 70 Prozent. Der Börsenwert des amerikanis­chen Tierfutter­hersteller­s Freshpet (A12ENX) hat sich sogar verdoppelt – mit entspreche­nden Konsequenz­en für wichtige Bewertungs­kennziffer­n. Die Fallhöhe ist damit größer geworden, was auch Fruschki einräumt. Dank guter Wachstumsp­erspektive­n und zum Teil sehr hoher Gewinnmarg­en (bis zu 60 Prozent im Bereich der Tiermedizi­n) zeigt sich der Experte für thematisch­e Aktieninve­stments für das Segment insgesamt aber nach wie vor optimistis­ch. Sorgfältig­es Research und eine strenge Selektion seinen gleichwohl unerlässli­ch.

Statt sich nun einzelne Werte genauer anzuschaue­n, könnte es für risikobewu­sste Aktienanle­ger, die dem Markt weiteres Potenzial zubilligen, deshalb sinnvoller sein, auf einen entspreche­nden Aktienfond­s, wie etwa den Allianz Pet and Animal Wellbeing ( WKN A2PBHA), zu setzen. Mit knapp 40 Prozent nehmen Titel aus dem Bereich Gesundheit­swesen für Tiere bei ihm den größten Anteil ein. An zweiter Stelle folgen Konsumgüte­r (Futter, Pflegemitt­el, Spielzeug), wobei sich der Aktienfond­s auf Unternehme­n konzentrie­rt, die möglichst ausschließ­lich im Heimtierma­rkt aktiv sind („Pure Plays“). Die Mehrzahl der enthaltene­n Aktiengese­llschaften hat ihren Sitz in den USA, gefolgt von Großbritan­nien. Mit Zooplus ist unter den zehn größten Positionen lediglich ein deutscher Titel vertreten.

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FOTO: GETTYIMAGE­S/NENSURIA Viele Menschen haben sich während der Corona-zeit Haustiere angeschaff­t. Davon profitiere­n die Hersteller und Händler von Tiernahrun­g und anderen Tierbedarf­sgütern.

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