Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Auf den Hund gekommen
In der Corona-pandemie ist die Nachfrage nach Haustieren stark angestiegen. Langfristig profitieren können davon Unternehmen, die sich um das Wohl der kleinen Lieblinge kümmern.
Einsamkeit sowie der Wunsch nach körperlicher Nähe, Zuneigung und Aufmerksamkeit haben bei vielen Menschen die Corona-zeit geprägt. Persönliche Kontakte waren beziehungsweise sind noch immer stark eingeschränkt, das Treffen von Freunden, Arbeitskollegen und Mitschülern läuft erst jetzt so langsam wieder an. Bereits im ersten Lockdown hat deshalb ein Run auf Haustiere eingesetzt. Hunde, Katzen, Hasen und Mehrschweinchen erfreuen sich seither nicht nur hierzulande, sondern weltweit nochmals gesteigerter Beliebtheit. Rund 20 Prozent mehr Hunde seien 2020 beispielsweise gekauft worden, heißt es beim Verband für das deutsche Hundewesen ( VDH).
Davon profitieren die Hersteller und Händler von Tiernahrung und anderen Tierbedarfsgütern, deren Umsätze und Gewinne in den zurückliegenden Monaten geradezu explodiert sind. Für die neuen „Familienmitglieder“wird natürlich verantwortungsvolles Handeln vorausgesetzt – über viele Jahre hinweg begleiten und so für langfristig höhere Erträge bei Fressnapf, Futterhaus oder Zooplus sorgen.
Dabei läppern sich die Ausgaben im Laufe eines Tierlebens je nach Art, Größe und Lebenserwartung ganz schön zusammen, sagt Andreas Fruschki, zuständig für die Analyse globaler Aktieninvestment-themen bei Allianz Global Investors. „Für einen Labrador-retriever, zugegeben eher am oberen Ende des Spektrums anzusiedeln, können bei einer möglichen Lebensdauer von zwölf bis 13 Jahren durchaus Gesamtkosten von bis zu 40.000 Euro anfallen – und zwar mit steigender Tendenz.“Gerade die bellenden Vierbeiner, aber auch Katzen, sind aus vielen Familien heute nämlich nicht mehr wegzudenken.
Sie sind Lebensbegleiter, Freund und Therapiepartner, und die Aufwendungen für besseres Futter und eine umfassende medizinische Versorgung nehmen deshalb schon seit Jahren immer weiter zu. Dabei geben ältere Menschen mit erwachsenen Kindern und höherem verfügbaren Einkommen laut Fruschki am meisten für ihre tierischen Lieblinge aus. „Neben dem eher kurzund mittelfristig wirkenden Corona-effekt spricht langfristig deshalb auch der demografische Wandel in der westlichen Welt für den Haustiermarkt.“Erwähnenswert sei zudem die geringe Abhängigkeit des Sektors von der allgemeinen Wirtschaftsentwicklung: Sind Bruno oder Lucy krank, werden sie bestmöglich versorgt – und zwar unabhängig vom wirtschaftlichen Umfeld.
Nicht übersehen werden darf allerdings, dass es bei Aktien aus dem Haustiersegment in den zurückliegenden zwölf Monaten schon zu deutlichen Preissteigerungen gekommen ist. So belaufen sich die Kursgewinne bei Zooplus ( WKN 511170), der gemessen am Umsatz führenden Online-plattform für Heimtierbedarf in Europa, in diesem Zeitraum auf über 70 Prozent. Der Börsenwert des amerikanischen Tierfutterherstellers Freshpet (A12ENX) hat sich sogar verdoppelt – mit entsprechenden Konsequenzen für wichtige Bewertungskennziffern. Die Fallhöhe ist damit größer geworden, was auch Fruschki einräumt. Dank guter Wachstumsperspektiven und zum Teil sehr hoher Gewinnmargen (bis zu 60 Prozent im Bereich der Tiermedizin) zeigt sich der Experte für thematische Aktieninvestments für das Segment insgesamt aber nach wie vor optimistisch. Sorgfältiges Research und eine strenge Selektion seinen gleichwohl unerlässlich.
Statt sich nun einzelne Werte genauer anzuschauen, könnte es für risikobewusste Aktienanleger, die dem Markt weiteres Potenzial zubilligen, deshalb sinnvoller sein, auf einen entsprechenden Aktienfonds, wie etwa den Allianz Pet and Animal Wellbeing ( WKN A2PBHA), zu setzen. Mit knapp 40 Prozent nehmen Titel aus dem Bereich Gesundheitswesen für Tiere bei ihm den größten Anteil ein. An zweiter Stelle folgen Konsumgüter (Futter, Pflegemittel, Spielzeug), wobei sich der Aktienfonds auf Unternehmen konzentriert, die möglichst ausschließlich im Heimtiermarkt aktiv sind („Pure Plays“). Die Mehrzahl der enthaltenen Aktiengesellschaften hat ihren Sitz in den USA, gefolgt von Großbritannien. Mit Zooplus ist unter den zehn größten Positionen lediglich ein deutscher Titel vertreten.