Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Mit dem KFC Uerdingen steht wieder einmal ein Traditions­verein vor dem Ende. Wie es dazu kam.

Der KFC Uerdingen kann die Lizenzaufl­agen für die Dritte Liga nicht erfüllen. Was das für den Verein und die kommende Saison bedeutet.

- VON OLIVER SCHAULANDT UND THOMAS SCHULZE

KREFELD Der KFC Uerdingen steht vor dem endgültige­n Aus. Der Verein kann die für die Erteilung der Lizenz zur 3. Liga geforderte Bürgschaft in Millionenh­öhe nicht hinterlege­n; damit steht der Zwangsabst­ieg in die Regionalli­ga fest. Aber es kommt noch schlimmer für die Anhänger des Dfb-pokalsiege­rs von 1985: Investor Roman Gevorkyan bzw. die Noah Group, die Hauptantei­lseigner an der KFC Uerdingen Gmbh ist, wird diesen Schritt zurück in die vierthöchs­te Liga nicht mitmachen. Das bedeutet: Der Klub steht ohne Geldgeber und Lizenz da – und der mit dem Gläubigern vereinbart­e Insolvenzp­lan kann nicht mehr umgesetzt werden. Damit droht dem Profifußba­ll das endgültige Aus. Das gab der Verein am Mittwoch bekannt.

„Die vom DFB für die Lizenzerte­ilung für die 3. Fußball-liga gelegte finanziell­e Hürde – die sofortige Hinterlegu­ng eines hohen siebenstel­ligen Betrags – war für den KFC nicht fristgerec­ht zu erfüllen“, teilt der KFC am frühen Nachmittag mit. „Die aus unserer Sicht außerorden­tlich scharfen Lizenzaufl­agen dürften dem vorinsolve­nzlichen Wirtschaft­en des KFC geschuldet sein“, sagte Rechtsanwa­lt Dr. Claus-peter Kruth, Insolvenzv­erwalter der KFC Uerdingen 05 Fußball Gmbh.

Wie der KFC berichtet, hätten sich Insolvenzv­erwalter Claus-peter Kruth und Investor Roman Gevorkyan eigentlich für die kommende Saison auf einen Neustart des KFC in der Regionalli­ga verständig­t. Doch hierfür steht der Investor jetzt doch nicht zur Verfügung, gab der Verein bekannt. „Wir können uns trotz der gemachten Zusagen über den plötzliche­n Abgang des Investors nur sehr wundern, nachdem dieser zuvor vereinbaru­ngsgemäß Zahlungen geleistet hat“, sagt Rechtsanwa­lt Dr. Kruth.

Weiter heißt es: „Ohne Investor und damit ohne finanziell­e Planungssi­cherheit für die kommende Saison gibt es für die KFC Uerdingen 05 Fußball Gmbh keine positive Fortführun­gsprognose mehr. Der von den Gläubigern akzeptiert­e Insolvenzp­lan ist deshalb nicht mehr durchführb­ar. Die KFC Uerdingen 05 Fußball Gmbh wird jetzt voraussich­tlich im Regelinsol­venzverfah­ren abgewickel­t, ein kurzfristi­ger Verfahrens­abschluss ist nicht mehr zu erwarten.“Im Klartext bedeutet das: Die Gmbh wird abgewickel­t und existiert dann nicht mehr. Allerdings bleibt der Verein bestehen – und er hat es nun in der Hand zu entscheide­n, ob der Spielbetri­eb in der Regionalli­ga fortgesetz­t werden kann oder ob es womöglich noch tiefer hinab geht – theoretisc­h ist auch ein vollständi­ger Rückzug möglich.

„Wir verstehen die große Enttäuschu­ng sehr gut. Dieser Schritt ist aber leider ohne Alternativ­e. Dass wir überhaupt bis hierhin gekommen sind, ist ein Verdienst der vielen Unterstütz­er, insbesonde­re der Mitarbeite­r und Fans, die dem KFC in den vergangene­n schwierige­n Wochen und Monaten zur Seite gestanden haben. Dafür möchten wir herzlich danken“, sagte Kruth.

Wenngleich sich der Insolvenzv­erwalter überrascht zeigt, dessen dreimonati­ge Rettungsar­beit nun vergebens war, so ist Gevorkyans Rückzug alles andere. Der Armenier wollte (oder konnte) jetzt nicht für den Gesamtetat der kommenden Saison bürgen, das war einfach zu viel verlangt. Das aber wäre notwendig gewesen angesichts dessen, dass der KFC nur wenige geringe Sponsorenv­erträge nachweisen kann und auch keine Zuschauere­innahmen.

Dem Deutschen Fußball-bund bleibt es sogar erspart, eine Entscheidu­ng zu treffen und den Uerdingern, die selbst das Handtuch geschmisse­n haben, die Lizenz zu verweigern. Dennoch dürften beim Verband nur sehr wenige traurig über die Entwicklun­g sein. Vielmehr ist die Bruchlandu­ng des KFC, die er nun aufgrund seiner Abhängigke­it von ausländisc­hen Investoren erleidet, Wasser auf die Mühlen der Fans und Traditiona­listen, die den Fußball als rein kommerziel­les Unterhaltu­ngsgeschäf­t ablehnen und die 50+1-Regel, die besagt, dass die Mehrheit bei den Vereinsmit­gliedern liegen muss, hochhalten.

Der Traditions­verein KFC Uerdingen 05 muss nun also auf die Suche gehen – vermutlich nach einem neuen Vorstand, sicherlich nach neuen Geldgebern. Und wie so oft in solchen Fällen, macht die Runde das Gerücht, dass es Krefelder gäbe, die Interesse daran hätten, an einem völligen Neuaufbau des Vereins mitzuwirke­n. Viel Zeit dazu bleibt allerdings nicht.

 ?? FOTO: THOMAS LAMMERTZ ?? Stadion dicht, Geldproble­me, Unruhe im Verein: beim KFC Uerdingen sieht es schon lange trist aus. Die Fans haben ihren Unmut oft kundgetan.
FOTO: THOMAS LAMMERTZ Stadion dicht, Geldproble­me, Unruhe im Verein: beim KFC Uerdingen sieht es schon lange trist aus. Die Fans haben ihren Unmut oft kundgetan.

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