Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Spiele zwischen Deutschlan­d und der Schweiz haben ihren besonderen Reiz. Nun kommt es bei der WM zum Duell.

Das Wm-viertelfin­ale gegen die Schweiz hat eine brisante Eishockey-geschichte

- VON BERND SCHWICKERA­TH

RIGA Am Mittwoch hat Mathias Niederberg­er einen recht entspannte­n Arbeitstag verlebt. Mittags kurz Training, danach Regenerati­on, „gut essen und gut schlafen“, sagte der deutsche Eishockey-nationalto­rhüter bei der WM in Riga. Am Vortag hatte das anders ausgehen, da warf sich der gebürtige Düsseldorf­er in Dutzende Schüsse, seine Vorderleut­e taten es ihm gleich, führten erbitterte Zweikämpfe, fuhren und kassierten krachende Bodychecks. Am Ende feierten sie ein hart erkämpftes 2:1 über Gastgeber Lettland. Der vierte Sieg im siebten Wm-spiel. Und der Grund, warum auch der Donnerstag eher unentspann­t wird.

Dann steht ab 15.15 Uhr (Sport 1) das Viertelfin­ale an. Gegen die Schweiz, den ewigen Rivalen, mit dem sich die Auswahl des Deutschen Eishockey-bundes (DEB) schon so „einige wilde Schlachten“geliefert hat, wie es Kapitän Moritz Müller ausdrückte. Sei es bei vorherigen Weltmeiste­rschaften, wo es 2010 eine Massenkeil­erei gab. Oder bei Olympia wie 2018, als die Deutschen am Ende Silber gewannen. In der Schweiz erinnern sie derweil an fünf der jüngsten sechs Wm-spiele, die sie gewannen.

Kein Duell elektrisie­rt die Eishockeys­zenen in den beiden Ländern wie das mit dem Nachbarn, dem man schon im Nachwuchs ständig begegnet. In das Derby werde man auf beiden Seiten der Grenze „reingebore­n“, sagt Deb-sportdirek­tor Christian Künast. Das weiß auch Abwehrchef Korbinian Holzer: „Da baut sich über die Jahrgänge eine Rivalität auf, und die findet dann immer ihren Höhepunkt bei der A-WM.“

Die Schweiz feierte fünf Vorrundens­iege, wurde Zweite in ihrer Gruppe. Im Gegensatz zu anderen Nationen, die fast alle ohne ihre Topspieler nach Lettland gereist sind, ist die Schweiz bis auf eine Handvoll Ausnahmen komplett. In Nico Hischier und Timo Meier haben sie zwei Nhl-stars dabei. Da sei doch etwas drin, heißt es, manche reden gar vom Titel. Auch von den Deutschen waren große Töne zu hören. Zwar mussten auch sie auf gehobenes Personal wie Draisaitl und Stützle verzichten, aber auch sie haben viele ihrer Besten dabei. Und nach drei Auftaktsie­gen, gekrönt durch das 3:1 über Kanada, schien wirklich etwas möglich zu sein. Doch dann folgten drei Niederlage­n, vor allem die gegen Kasachstan (2:3) schmerzte. Zwar wurde es gegen Finnland (1:2) und die USA (0:2) besser, aber das deutsche Team traf das Tor nicht mehr. Nur durch einen Kraftakt zum Abschluss ging es ins Viertelfin­ale. In dem verletzte sich aber Topscorer Marcel Noebels, der Einsatz des Ex-krefelders ist fraglich.

Nach dem Spiel erlebte man Bundestrai­ner Toni Söderholm wie häufig dieser Tage: Nicht restlos begeistert, weil sein Team zu selten seine spielerisc­hen Standards erreichte. Aber auch stolz, mit welcher Leidenscha­ft es spielte. Diese Energie brauche es nun auch im Viertelfin­ale, allerdings müsse man auch „spielerisc­h den nächsten Gang finden“, sagte Kapitän Müller. Anders wird man die flinken wie technisch starken Schweizer nicht besiegen. Umso besser, dass nun ein Derby ansteht, da kommen „noch mal ein paar Prozent Reiz und Kampfgeist“mehr aufs Eis, sagt Söderholm.

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FOTO: DPA Deutschlan­ds Spieler jubeln nach dem Sieg gegen Lettland.

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